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Amber-Zyklus 06 - Die Trümpfe des jungsten Gerichts

Titel: Amber-Zyklus 06 - Die Trümpfe des jungsten Gerichts
Autoren: Roger Zelazny
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Frühstück einzunehmen.
    Als ich fast damit fertig war, hörte ich ein Knacken. Ein gehörntes und mit Fangzähnen bewehrtes purpurfarbenes Ding jagte über die Kuppe zu meiner Rechten, gefolgt von einem haarlosen orangehäutigen Geschöpf mit langen Krallen und einem gespaltenen Schwanz. Beide winselten in unterschiedlichen Tonlagen.
    Ich nickte. Ein verdammtes Ding jagte das andere.
    Ich setzte meinen Weg unter einem sowohl wilden als auch friedlichen Firmament durch gefrorenes Land und durch brennendes Land fort. Dann schließlich, viele Stunden später, sah ich die flache Reihe dunkler Hügel, hinter denen ein Lichtschein aufwärts stieg. Das war es. Ich brauchte nur noch dorthin zu gelangen und hindurchzugehen, dann würde ich hinter dem letzten und schwierigsten Hindernis mein Ziel sehen.
    Ich schritt weiter. Es wäre gut gewesen, diese Arbeit zu beenden und sich wichtigeren Dingen zu widmen. Ich würde mich nach Amber zurücktrumpfen, wenn ich dort fertig wäre, anstatt den Rückweg zu Fuß anzutreten. Ich hätte mich jedoch nicht zu meinem derzeitigen Ziel trumpfen können, da der Ort auf keiner Karte dargestellt war.
    Während ich mich im Laufschritt bewegte, dachte ich zuerst, ich selbst würde das Beben erzeugen. Ich wurde eines Besseren belehrt, als kleine Steinchen ziellos über den Boden vor mir rollten.
    Warum nicht?
    Ich war so ziemlich mit allem anderen geschlagen worden. Es war so, als ob mein unbekannter Rachegott eine Checkliste durchging und nun noch >Erdbeben< abzuhaken hatte. Nun gut. Zumindest war nichts über mir, das auf mich hätte herabfallen können.
    »Viel Spaß, du Hundesohn!« schrie ich. »Eines nicht allzu fernen Tages wird es nicht mehr so lustig sein.«
    Wie als Antwort wurde das Beben heftiger, und ich mußte stehenbleiben, um nicht umgeworfen zu werden. Ich sah, wie der Boden an einigen Stellen absackte und sich an anderen Stellen neigte. Ich blickte mich rasch um und versuchte zu entscheiden, ob es besser sei, weiterzurennen, zurückzuweichen oder auf der Stelle stehenzubleiben. Schmale Risse hatten sich aufgetan, und jetzt hörte ich ein dumpfes Grollen und Knirschen.
    Die Erde unter mir sackte unvermittelt ab - vielleicht um acht Zentimeter -, und der nächste Spalt wurde breiter. Ich machte kehrt und rannte in die Richtung zurück, aus der ich gekommen war. Dort schien der Boden weniger in Mitleidenschaft gezogen zu sein.
    Das war vielleicht ein Fehler. Ein besonders heftiger Erdstoß folgte, der mich zu Boden warf. Bevor ich aufstehen konnte, klaffte eine breite Spalte in meiner Reichweite auf. Sie wurde immer breiter, während ich sie gebannt anstarrte. Ich sprang auf, tat einen Satz darüber, stolperte, erhob mich wieder und sah einen weiteren Riß - der sich noch schneller verbreiterte als der, vor dem ich floh.
    Ich sprang wieder und landete auf einem Stück Land, das einer geneigten Tischplatte glich. Der Boden war jetzt überall von dunklen Rissen durchzogen, die sich immer weiter öffneten, begleitet von einem schrecklichen Ächzen und Kreischen. Große Erdbrocken brachen ab und rutschten ins Nichts. Meine kleine Insel schwand allmählich.
    Ich sprang immer wieder und versuchte ein Gebiet zu erreichen, das einen etwas festeren Eindruck machte.
    Ich schaffte es nicht ganz. Ich verlor den Halt und stürzte. Doch es gelang mir gerade noch, mich am Rand festzuhalten. Für einen Augenblick baumelte ich in der Luft, dann versuchte ich, mich nach oben zu ziehen. Die Kante bröckelte. Ich klammerte mich fest und griff nach einem neuen Halt. Dann baumelte ich wieder, hustend und fluchend.
    Ich suchte mit den Füßen nach einem Halt in der Lehmwand, an der ich hing. Sie gab unter dem Stoßen meiner Stiefel etwas nach, und ich bohrte die Spitzen hinein, blinzelte den Dreck aus den Augen und suchte nach einem sichereren Griff über mir. Ich spürte, wie sich Frakir löste, sich zu einer engen Schlaufe mit einem losen Ende wickelte und über meinen Fingerknöcheln schwebte, in der Hoffnung etwas ausreichend Festes auszumachen, das als Anker dienen könnte.
    Aber nein. Der Griff meiner linken Hand lockerte sich. Ich klammerte mich mit der rechten Hand fest und tastete nach einem anderen Halt. Lockere Erde bröselte um mich herum, als es mir nicht gelang, und meine rechte Hand rutschte allmählich ab.
    Dunkle Schatten über mir, eine durch Staub verschwimmende Sicht.
    Meine rechte Hand fiel herunter. Ich zappelte mit den Beinen in einem erneuten Versuch, Halt zu finden.
    Mein
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