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Amber-Zyklus 06 - Die Trümpfe des jungsten Gerichts

Titel: Amber-Zyklus 06 - Die Trümpfe des jungsten Gerichts
Autoren: Roger Zelazny
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Wesen mit purpurfarbenem Haar und scharfen Zähnen einige Meter von mir entfernt tot am Strand lag. Frakir war fest um seinen Hals geschlungen und verknotet, und der Sand ringsum war zertreten. Ich mußte sehr tief geschlafen haben.
    Ich löste das wachsame Seil, das meinen Angreifer erdrosselt hatte, und schlug eine weitere Brücke über die Unendlichkeit.
    Bei der nächsten Etappe meiner Reise wurde ich beinahe von einer Überschwemmung weggespült, als ich das erstemal eine Rast einlegte, um mich auszuruhen. Ich leistete mir jedoch keine Unaufmerksamkeit mehr und hielt mich weit genug vor ihr entfernt, um davonzukommen. Ich erhielt eine weitere Warnung - in Form von flammenden Buchstaben auf der Oberfläche eines obsidianfarbenen Berges -, die mir empfahl, umzukehren, nach Hause zu gehen. Meine rufend vorgebrachte Einladung zu einem Gespräch wurde mißachtet.
    Ich setzte meinen Weg fort, bis es wieder Zeit war zum Schlafen, und dann schlug ich mein Lager im Geschwärzten Land auf - leblos, grau, muffig und neblig. Ich fand eine leicht zu verteidigende Felsspalte, schützte sie gegen Magie und schlief ein.
    Später - wieviel später, vermag ich nicht zu sagen -wurde ich durch das Pulsieren von Frakir an meinem Handgelenk aus einem traumlosen Schlummer geweckt.
    Ich war sofort hellwach, und dann fragte ich mich nach dem Grund. Ich hörte nichts und sah nichts Ungewöhnliches innerhalb meines begrenzten Sichtfeldes. Doch Frakir - die nicht hundertprozentig unfehlbar ist - hat immer einen Grund, wenn sie Alarm schlägt. Ich wartete, und unterdessen rief ich mir das Bild des Logrus ins Gedächtnis. Als es vollkommen vor mir entstanden war, schob ich meine Hand hinein, als ob es ein Handschuh wäre, und streckte sie aus...
    Ich trage selten eine Klinge bei mir, die die Länge eines mittelgroßen Dolches übersteigt. Es ist einfach zu verdammt hinderlich, viele Spannen Stahl an sich hängen zu haben; er schlägt einem gegen die Seite, verfängt sich im Buschwerk und bringt einen sogar gelegentlich zu Fall. Mein Vater und die meisten anderen in Amber und den Burgen schwören auf solche unhandlichen schweren Gerätschaften, aber sie sind wahrscheinlich für robusteren Stoff geschaffen, als ich es bin. Ich habe prinzipiell nichts dagegen. Ich bin ein Freund der Fechtkunst, und ich habe eine gründliche Ausbildung darin genossen. Ich finde es einfach nur lästig, die ganze Zeit über ein solches Ungetüm mit mir herumzuschleppen. Der Gürtel scheuert mir nach einer gewissen Zeit sogar die Hüfte blutig. Normalerweise ziehe ich Frakir und die Improvisation vor. Allerdings...
    Dies, so gestand ich bereitwillig ein, wäre ein guter Zeitpunkt gewesen, um eine derartige Klinge zu tragen. Denn jetzt hörte ich ein gebellartiges Fauchen und ein Scharren irgendwo draußen und zu meiner Linken.
    Ich streckte mich durch den Schatten hindurch und suchte nach einer entsprechenden Klinge. Ich streckte mich und streckte mich...
    Verdammt. Ich hatte mich weit von jeglicher metallverarbeitenden Kultur mit den geeigneten Voraussetzungen und in der richtigen Phase ihrer historischen Entwicklung entfernt.
    Ich griff immer weiter hinüber, und plötzlich standen mir Schweißperlen auf der Stirn. Weit weg, sehr weit weg. Und die Laute kamen näher, lauter, schneller.
    Es ertönte ein rasselndes, stampfendes, spuckendes Getöse. Ein Brüllen.
    Kontakt!
    Ich spürte den Schaft der Waffe in meiner Hand. Packen und herbeirufen! Ich rief sie zu mir und wurde durch die Wucht der Sendung gegen die Wand geschleudert. Ich hing einen Augenblick lang so da, bevor ich sie aus der Scheide ziehen konnte, von der sie immer noch umschlossen war. In diesem Augenblick wurde es draußen still.
    Ich wartete zehn Sekunden lang. Fünfzehn. Eine halbe Minute...
    Nichts mehr.
    Ich wischte mir die Hände an der Hose ab. Ich lauschte weiter. Schließlich wagte ich mich zur Öffnung der Spalte.
    Unmittelbar davor war nichts außer einem hellen Nebel, und als sich die äußeren Linien meiner Sicht weiteten, konnte ich noch immer nichts erspähen.
    Noch einen Schritt...
    Nein.
    Noch einen.
    Jetzt war ich direkt an der Schwelle. Ich beugte mich vor und warf einen schnellen Blick in alle Richtungen.
    Ja. Da war etwas, links von mir - dunkel, niedrig,
    unbeweglich, halb vom Nebel verdeckt. Hingekauert? Bereit, mich anzuspringen?
    Was immer es war, es rührte sich nicht und verhielt sich vollkommen still. Ich tat dasselbe. Nach einer Weile bemerkte ich eine weitere dunkle Form
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