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Amber-Zyklus 06 - Die Trümpfe des jungsten Gerichts

Titel: Amber-Zyklus 06 - Die Trümpfe des jungsten Gerichts
Autoren: Roger Zelazny
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es nicht lange überstehen. Und die Temperatur schwankt von abscheulich kalt bis zu brütend heiß, und das über einen Höhenunterschied zwischen einem und zwei Metern. Du mußt wissen, wann du kriechen und wann du klettern und wann du etwas anderes tim mußt -und außerdem ist es entscheidend, daß du den richtigen Weg wählst.«
    »Woher weiß man das alles?«
    »Äh - ich werde dir Anweisungen geben«, sagte ich, »aber ich werde dich nicht in das Geheimnis einweihen.«
    Wieder stieg Nebel aus der Tiefe auf und ballte sich zu kleinen Wolken zusammen.
    »Jetzt verstehe ich, warum du dafür keinen Trumpf herstellen kannst«, setzte er an.
    Ich ließ nicht von der Betrachtung der Szene ab.
    »Also gut«, sagte ich schließlich, »hier entlang.«
    »Was ist, wenn es uns angreift, während wir uns im Labyrinth befinden?« fragte er.
    »Du kannst Zurückbleiben, wenn du möchtest.«
    »Nein. Wirst du es wirklich stillegen?«
    »Ich bin mir noch nicht sicher. Komm jetzt!«
    Ich machte mehrere Schritte nach vorn und nach rechts. Ein schwacher Lichtkreis erschien in der Luft vor mir und wurde immer heller. Ich spürte Lukes Hand auf meiner Schulter.
    »Was... ?« begann er.
    »Bis hierher und nicht weiter!« sagte die Stimme, die ich jetzt als meine eigene erkannte.
    »Ich meine, wir könnten zu einer Einigung kommen«, entgegnete ich. »Ich habe da ein paar Ideen und...«
    »Nein!« antwortete es. »Ich habe gehört, was Random sagte.«
    »Ich bin bereit, seinen Befehl zu mißachten«, sagte ich, »wenn es eine bessere Alternative gibt.«
    »Du versuchst, mich auszutricksen. Du willst mich stillegen.«
    »Du machst die Dinge durch deine Aufmüpfigkeit nur noch schlimmer«, sagte ich. »Ich komme jetzt runter und...«
    »Nein!«
    Ein heftiger Windstoß blies aus dem Kreis und prallte gegen mich. Ich taumelte unter seiner Wucht. Ich sah, daß sich mein Ärmel braun verfärbte und dann einen Orangeton annahm. Die Wut in mir schwoll an, während ich das Schauspiel beobachtete.
    »Was tust du da? Ich muß mit dir reden, dir erklären...«
    »Nicht hier! Nicht jetzt! Nie!«
    Ich wurde gegen Luke geschleudert, der mich auffing und dabei in die Knie ging. Ein arktisch kalter Wind peitschte uns, und Eiskristalle tanzten vor meinen Augen. Grelle Farben blitzten auf und blendeten mich.
    »Aufhören!« schrie ich, doch es bewirkte nichts.
    Der Boden unter uns schien sich zu neigen, und plötzlich hatten wir keinen Untergrund mehr unter den Füßen. Ich hatte jedoch nicht das Gefühl, daß wir fielen. Es kam mir eher so vor, als hingen wir schwebend inmitten eines Lichtsturms.
    »Aufhören!« schrie ich erneut, doch die Worte wurden davongetragen.
    Der Lichtkreis verschwand, als ob er in einen langen Tunnel zurückgewichen wäre. Ich merkte jedoch an der sensorischen Überlastung, daß ich und Luke es waren, die von dem Licht zurückwichen, und daß wir bereits ein großes Stück vorangeschleudert beziehungsweise halbwegs durch den Berg getrieben worden waren. Doch in keiner Richtung war irgend etwas Festes um uns herum.
    Ein schwaches Summen setzte ein. Es wurde zu einem lauteren Brummen und dann zu einem dumpfen Brüllen. In der Ferne glaubte ich eine winzige Dampflokomotive zu sehen, die sich einen unglaublich steilen Hang hinaufzuquälen schien, und dann einen umgekehrten Wasserfall, einen Horizont unter grünem Wasser. Eine Parkbank, auf der eine blauhäutige Frau saß und sich mit ängstlicher Miene daran festklammerte, raste schnell an uns vorbei.
    Ich wühlte aufgeregt in meiner Tasche, in dem Bewußtsein, daß wir jeden Augenblick zerstört werden konnten.
    »Was ist das?« brüllte mir Luke ins Ohr, wobei mir sein Griff beinahe den Arm ausrenkte.
    »Ein Schatten-Sturm!« brüllte ich zurück. »Halt dich fest!« fügte ich überflüssigerweise hinzu.
    Ein fledermausähnliches Geschöpf wurde mir ins Gesicht geblasen und war gleich darauf wieder verschwunden, nachdem es einen feuchten Klecks auf meiner rechten Wange hinterlassen hatte. Etwas schlug gegen meinen linken Fuß.
    Eine auf dem Kopf stehende Bergkette schwebte an uns vorbei, sich biegend und kräuselnd. Das Brüllen nahm an Lautstärke zu. Das Licht schien jetzt in breiten farbigen Bändern direkt in unserer Nähe zu pulsieren und uns mit einer beinahe körperlichen Kraft zu berühren. Hitzelampen und Windglocken...
    Ich hörte, wie Luke aufschrie, als ob er geschlagen worden wäre, doch ich war nicht in der Lage, ihm zu Hilfe zu kommen. Wir durchquerten ein Feld
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