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Am zwölften Tag: Denglers siebter Fall (German Edition)

Am zwölften Tag: Denglers siebter Fall (German Edition)

Titel: Am zwölften Tag: Denglers siebter Fall (German Edition)
Autoren: Wolfgang Schorlau
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setzen. Nicht einmal mehr diese kleine Geste. Keine Gemeinsamkeit mehr. Sie war entschlossen.
    Dann also noch einmal durchladen. Schwereres Kaliber.
    »Wir haben ein Kind. Hast du das vergessen?«
    Sie lachte bitter und strich sich eine Strähne aus dem Gesicht.
    »Gut, dass du dich an Jakob erinnerst. In den letzten Jahren hast du das nicht so oft getan.«
    »Ich hab gearbeitet. Ich bin Polizist. Ich hab das Geld verdient, das …«
    Er schwieg und starrte sie an.
    Ihr Blick war müde und kalt.
    Sie erledigte jetzt nur, was sie schon lange vorbereitet hatte. Sie sah aus, als hätte sie dieses Gespräch in Gedanken schon hundertmal durchgespielt und geprobt. Er dagegen war völlig überrascht. Es war nicht fair.
    Sie zog es einfach durch.
    »Vielleicht kümmerst du dich mehr um deinen Sohn, wenn er nicht mehr mit dir zusammenwohnt. Ich ziehe aus. Das heißt: Jakob und ich ziehen aus. In zwei Wochen.«
    »In zwei Wochen? Wie willst du so schnell eine Wohnung finden?«
    »Ich habe bereits eine.«
    Sie zog es tatsächlich einfach durch.
    »Jakob und ich ziehen weg. In eine andere Stadt.«
    »In eine andere Stadt?«
    »Nach Stuttgart.«
    »Stuttgart?«, fragte er fassungslos, als höre er diesen Namen zum ersten Mal.
    »Ja, Stuttgart. Dort wohnt Hans.«
    Aha. Hans heißt er also, der Neue.
    Sie wandte sich ab.
    »Ach ja«, sagte sie, »mir wäre es lieb, wenn du ab heute im Wohnzimmer schläfst.«
    Er kannte ihren Dickkopf. Er saß auf dem verdammten Küchenstuhl und wusste, dass sie in den vergangenen Wochen ihr neues Leben genau geplant hatte. Wenn Hildegard sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, brachte sie nichts davon ab.
    So war sie.
    Er hörte, wie sie die Tür zum Schlafzimmer hinter sich schloss und den Schlüssel umdrehte. Er wusste genau, was sie in diesem Augenblick dachte: Puh, das wäre erledigt. Und er wusste in eben diesem Augenblick, dass es vorbei war.
    Gegen Hildegards Dickkopf kam niemand an.
    Er schon gar nicht.
    Dengler holte sich ein Bier aus dem Kühlschrank und ging ins Wohnzimmer. Leintuch, Decke und Kopfkissen lagen ordentlich gefaltet auf der Couch.

13. Hof des Bauern Zemke, Nähe Oldenburg, nachts
    Simon sitzt in der Hocke und hält den Kopf in beiden Händen. Hin und wieder schüttelt er ihn, als würde er etwas nicht verstehen. Laura tastet sich durch den halbdunklen Raum. Ihre Augen haben sich besser an das Dunkel gewöhnt, und sie erkennt die Umrisse der Gegenstände. Sie untersucht das zweite Fenster, die beiden Türen, den Tisch, der an der Wand steht und dessen Schubladen leer sind, sie öffnet einen Besenschrank, der sich neben der Tür befindet, knurrt ein »Hier ist auch nichts« und schließt ihn wieder.
    Im Dunkeln sieht Jakob, wie sie zu Simon hinübergeht, sich neben ihn setzt, einen Arm um ihn legt, und er hört, wie sie sagt: »Haben sie dir wehgetan?«
    »Ich bin mit dem Kopf voll auf den Boden geknallt.«
    »Diese verdammten Scheißkerle.«
    »Seid still.« Jakob hört Schritte. Mit lautem Knall wird die Außentür aufgerissen.
    Cem.
    Die Tür knallt zu. Der Schlüssel dreht sich zweimal im Schloss.
    »Hi, jetzt sind wir alle wieder vereint«, sagt Cem betont locker.
    Laura steht auf und umarmt ihn.
    »Wie haben sie dich geschnappt?«
    »Ich weiß nicht. Das war vollkommen irre: Ein Auto kam und hielt direkt vor dem Gebüsch, ich mein: genau vor dem Gebüsch, in dem ich mich versteckt habe. Zwei Typen sprangen raus und liefen direkt auf mich zu. Sie packten mich und warfen mich auf den Boden. Und sie haben mir mein Handy geklaut! Woher wussten die …«
    Jakob hört, wie Cems Stimme bricht und er zweimal tief durchatmet.
    »Ihr habt ihnen verraten, wo ich bin, oder? Warum habt ihr das gemacht?«
    Jakob legt ihm einen Arm auf die Schulter. »Wir haben dich nicht verraten, Cem. Im Gegenteil, du warst unsere Hoffnung. Wir dachten, du alarmierst die Polizei, wenn das Walkie-Talkie schweigt.«
    »Aber woher wussten die denn, wo ich mich versteckt hatte?«
    »Keine Ahnung«, sagt Jakob.
    »Sie haben uns bestimmt beobachtet«, sagt Laura.
    »In ein paar Stunden müssen sie uns freilassen«, sagt Simon.
    »Müssen sie? Warum?« Jakob spürt, wie sein Magen rebelliert.
    »Ja, müssen sie!« Lauras Stimme klingt betont sicher. »Aber unseren Film werden wir wohl nicht drehen.«
    »Wir brauchen unbedingt die Ausrüstung zurück«, sagt Jakob. »Das ist eine Katastrophe, wenn wir ohne die Kameras und die Nachtsichtgeräte zurückkommen.«
    Laura setzt sich wieder neben Simon und
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