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Am zwölften Tag: Denglers siebter Fall (German Edition)

Am zwölften Tag: Denglers siebter Fall (German Edition)

Titel: Am zwölften Tag: Denglers siebter Fall (German Edition)
Autoren: Wolfgang Schorlau
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taumelt auf den Flur. Draußen steht der Werksbus. Wie zwei hungrige Mäuler stehen seine beiden Türen offen. Geschlagen klettern die Männer hinein.

15. Hof des Bauern Zemke, Nähe Oldenburg, frühmorgens
    Sie sitzen mit dem Rücken gegen die Wand gelehnt, Cem an der Außentür, dann Jakob, Laura, Simon.
    An Schlaf denkt keiner. Regen prasselt auf das Dach. Draußen wird es langsam hell.
    Als die Tür aufgerissen wird, schrecken sie auf. Jakob wirft einen schnellen Blick auf Laura, sieht, wie sie ihre Lippen zusammenpresst, und sieht dann erst die drei Männer: Motorradstiefel und schwarze enge Lederhosen, schwarze Hemden, darüber eine schwarze Lederkutte.
    Der Erste ist kahl geschoren und trägt einen schwarzen Dschingis-Khan-Bart, der, sorgfältig und dünn geschnitten, von der Oberlippe bis zum Kinn seinen schmallippigen Mund umwächst. Seine Augen blicken sie kalt und geschäftsmäßig an. Er ist groß, wohl 1,90 Meter, und ebenso groß ist der Mann neben ihm. Diesem zweiten Mann wuchert der Bart wild im Gesicht, zwei Bartenden hängen rechts und links der Mundwinkel herab und verleihen ihm Ähnlichkeit mit einem Walross. Der Mann ist fett. Seine Wampe hängt über den Gürtel. Das ungepflegte Walross hat ein Halstuch über den Kopf gebunden, darunter ist strähniges graues Haar zu sehen, das er im Nacken zu einem dünnen Zopf zusammengebunden hat.
    Hinter ihnen steht ein kleiner Typ mit Sonnenbrille, schwarze Ray-Ban. Er deutet mit dem Zeigefinger auf Cem und sagt gefährlich leise zu den beiden anderen: »Den Türken zuerst.« Jakob spürt mehr als er wahrnimmt, wie Cem sich gegen die Wand drückt, doch der Kahlköpfige ist mit drei Schritten bei ihm, greift ihm ins Haar und zieht ihn hoch. Cem schreit. Jakob, Laura und Simon springen auf, aber der Fette stößt sie zurück. Der Kahlköpfige zerrt Cem an den Haaren aus dem Raum. Cem schreit. Einer versetzt Jakob einen Schlag auf die Brust, er fällt gegen die Wand und hört, wie die Tür ins Schloss fällt.
    Laura rennt zur Tür, schlägt dagegen. »Ihr verdammten Arschlöcher, macht die Tür auf!« Sie schreit und weint zugleich.
    Jakob robbt zur Tür, versetzt ihr einen Tritt. Er zuckt zusammen. Seine Brust schmerzt dort, wo ihn der Faustschlag getroffen hat.
    Simon sitzt immer noch auf dem Boden, den Kopf in die Hände gestützt. »So eine Scheiße«, stöhnt er. »So eine Riesenscheiße.«
    »Das waren Rocker«, schreit Laura. »Habt ihr das gesehen? Das waren Rocker! Kann mir das mal einer erklären: Was haben Rocker hier zu suchen?«
    »Keine Ahnung«, sagt Jakob. »Vielleicht sind wir irgendwie auf deren Territorium geraten.«
    »In einer Mastanlage für Puten? Wie passt das zusammen?«
    Sie dreht sich wieder zur Tür und hämmert mit beiden Fäusten dagegen: »Aufmachen, ihr Schweine, macht die Tür auf!«
    Sie läuft auf und ab. Jakob beginnt parallel dazu den Raum auszumessen. Sechs Schritte, also sechs Meter misst ihr Gefängnis in der Länge und vier Meter in der Breite.
    Dann wird die Tür erneut aufgerissen, und der Rocker mit dem Kopftuch stößt Cem in den Raum zurück. Er streckt seine Hand nach Laura aus, die ihm am nächsten steht, packt sie an der Schulter und zieht sie an sich. Laura schreit. Jakob ist in drei Sprüngen bei ihr, greift den Arm des Kerls und will ihn von Laura wegziehen. Ein Faustschlag trifft ihn unvermittelt ins Gesicht. Er wird nach hinten geschleudert und fällt zu Boden. Als er sich wieder hochrappelt, schlägt die Tür zu. Laura ist weg.
    Mit beiden Händen trommelt er gegen die Tür. Er tritt mit dem Fuß dagegen. Er ruft Lauras Namen. Immer wieder.
    Simon ist aufgestanden, reicht Cem die Hand und zieht ihn vom Boden hoch. Eine breite Schürfwunde zieht sich quer über die rechte Gesichtshälfte, das linke Auge ist dick.
    »Was wollten die von dir?«, fragt er ihn.
    Cem atmet immer noch schwer.
    »Die wollten die PIN -Nummer meines Handys. Scheißtypen.«
    »Und? Hast du sie ihnen gegeben?«
    Cem schüttelt den Kopf und reibt sich mit der rechten Hand das Kinn. »Die machen keinen Spaß.«
    Jakob geht zu ihm hin und nimmt seinen Freund in den Arm.
    »Die wollen wissen, mit wem wir in Kontakt stehen. Du hast doch alle Adressen und Anrufe gelöscht?«
    Cem nickt: »Klar hab ich das. Meinst du, ich bin blöd? Ich hab ihnen die PIN trotzdem nicht gegeben. Wenn die nämlich meinen Alten anrufen und ihm erzählen, dass wir in die Putenställe eindringen, kann ich einpacken. Vor meinem Alten hab ich echt mehr Angst als
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