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Am zwölften Tag: Denglers siebter Fall (German Edition)

Am zwölften Tag: Denglers siebter Fall (German Edition)

Titel: Am zwölften Tag: Denglers siebter Fall (German Edition)
Autoren: Wolfgang Schorlau
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aufspielen. Aber so ist Kevin. So war er schon immer. So lange ihn Ronnie kennt jedenfalls. Und das sind schon ein paar Jährchen.
    Er kennt drei aus der Mannschaft: Kevin, Emil und Bruno – sie sind seine Kumpel. Eigentlich ganz okay. Auch Kevin, wenn er sich bei solchen Jobs nicht so blöd aufspielen würde.
    Die anderen Männer kennt Ronnie nicht.
    »Jeder auf seinen Platz«, sagt Marcus, steht auf und sieht jeden von der Truppe an.
    Jetzt hält auch Kevin endlich die Schnauze.
    Ronnie würde gern wissen, worum es hier wirklich geht. Aber das weiß keiner von ihnen. Außer Marcus natürlich.
    Aber es ist ein leichter Job – und gut bezahlt.
    Ich bin nicht mehr jung und brauche das Geld, denkt Ronnie.
    Kein guter Witz.
    Ach, scheiß drauf.
    Er steht auf, streckt sich und zieht die schwarzen Handschuhe an. Sorgfältig zieht er den Stoff an den Fingern gerade.

9. Stuttgart, Denglers Schlafzimmer, nachts
    Dengler hat diese Bilder schon tausendmal in seinem Kopf abgespult, er hat den Ablauf damals tausendmal wiederholt, und er wiederholt ihn heute. Und jetzt, nach diesem Albtraum und Hildegards Anruf, ist alles wieder frisch da: Am Nachmittag dieses denkwürdigen Tages erhält er den Befehl, sich am nächsten Morgen bei dem Personenschutz des Bankers zu melden. Er soll wieder mal aushelfen. Ein Wachmann liegt mit Fieber im Bett. Dengler muss einspringen.
    Er ist neu beim BKA . Ein Jungspund.
    Sie werden den berühmten Bankier am Morgen sicher in seinen Glaspalast nach Frankfurt bringen. Reine Routine.
    Er hat schon zweimal ausgeholfen. Eine Limousine vorne. Der gepanzerte Mercedes mit dem Big Boss in der Mitte. Der grüne Mercedes mit dem Wachdienst dahinter. Er wird in dem vorderen Wagen sitzen. Auf der Rückbank.
    Kein Problem.
    Routine.
    Wird ein langweiliger Tag werden.
    Das dachte er.
    Das dachte er tatsächlich.
    Dann die Sprengfalle.
    Der Wagen mit Dengler fährt zuerst durch die tödliche Lichtschranke. Nichts geschieht. Dann die Detonation hinter ihm. Das rauchende Wrack des gepanzerten Mercedes.
    Mit drei Wagen waren sie an diesem Tag losgefahren.
    Direkt in die Sprengfalle.
    Wieso ist Denglers Wagen nicht in die Luft geflogen?
    Dann würde ich jetzt nicht mehr leben.
    Damit begannen all die Fragen, die ihn immer noch quälen.
    Dengler schließt die Augen. Er kann nicht mehr einschlafen.

10. Hof des Bauern Zemke, Nähe Oldenburg, nachts
    Nacheinander huschen sie durch die Tür in den stockdusteren Vorraum.
    »Noch kein Licht anmachen«, kommandiert Simon.
    »Okay«, sagt Laura.
    Jakob mag die Art nicht, wie sie »Okay« sagt. In seinen Ohren klingt es viel zu eifrig, viel zu beflissen. Sie hat das doch gar nicht nötig.
    Leise schließt er die Tür hinter ihnen.
    Sie verharren ohne jede Bewegung in der Dunkelheit. Dann flüstert Laura ins Walkie-Talkie: »Wir sind jetzt im Vorraum. Wir warten hier noch einen Moment, bis unsere Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt haben.«
    »Verstanden«, hören sie Cem. »Hier ist alles ruhig.«
    Sie stehen still und lauschen. Die Schwärze in dem Raum ist undurchdringlich, und Jakob kommt es so vor, als könnte man mit einem Messer Stücke aus dem Dunkel schneiden.
    Dann – ein Geräusch: wie ein Kratzen, ein Schaben. Es kommt von der Tür. Von außen? Wie kann das sein? Jakob dreht sich um. Da ändert sich das Geräusch. Der Schlüssel wird zweimal im Schloss gedreht. Es dauert nur eine Hundertstelsekunde, bis er begreift, und dann schreit er laut: »Alarm!«, wie sie es ausgemacht hatten, wenn etwas schiefgehen sollte. Mit zwei Sätzen ist er an der Tür, reißt die Klinke herunter, rüttelt daran, vergebens.
    Abgeschlossen!
    »Licht!«, brüllt er. »Schnell, Licht an!«
    Er hört Lauras überraschten Schrei und fährt herum. Er spürt den schwarzen Schatten mehr, als dass er ihn sieht. Instinktiv reißt er die Hände nach oben, doch ein Schlag trifft ihn an der Schläfe. Er taumelt zurück.
    Neben ihm schreit Laura: »Scheiße, lass mich los!« Und: »Lass das Walkie-Talkie los!«
    Instinktiv wirft er sich in ihre Richtung. Er hört ein schlagendes, dann ein fallendes Geräusch. Dann packen ihn Arme; er weiß nicht wie viele. Jemand tritt ihm die Füße weg. Jakob fällt auf den Boden. Sein Kopf knallt auf den Beton. Instinktiv tritt er nach dem Schatten. Der Schatten flucht, und ein Fußtritt trifft Jakobs Rippen. Er krümmt sich vor Schmerz zur Seite. Zwei Hände greifen seine Arme und biegen sie nach hinten. Zwei weitere Hände durchsuchen ihn, klopfen auf
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