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Am Rande wohnen die Wilden

Am Rande wohnen die Wilden

Titel: Am Rande wohnen die Wilden
Autoren: Klaus Frühauf
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unter unseresgleichen, abgeschirmt durch Maske und Skaphander, zu sein.«
    Einen kurzen Moment lang schwieg sie.
    »Wir werden das nicht sehr lange aushalten, Faunian«, fuhr sie dann fort, und er wußte, daß sie recht hatte. Dieses Getrenntsein von den Freunden und ihrer Welt würde aus der Entfernung leichter zu ertragen sein als bei dauerndem indirektem Kontakt, nur abgeschirmt durch eine hauchdünne, aber desto schmerzlicher trennende Haut.
    Cositas Worte deuteten an, daß auch sie sich bereits zu denen rechnete, die für immer Gefangene der Erde bleiben würden. Sie setzte sich zu ihm, wie man sich zu einem Kind setzt, dem man etwas Wichtiges, schwer Verständliches zu erklären hat.
    »Die Zeit ist nicht fern«, sagte sie langsam, und jetzt blickte auch sie hinüber zu den Bäumen am Fluß, »da wir eine stabile Verbindung zu Morn herstellen werden. Bereits jetzt arbeiten die Menschen an einer riesigen gravitischen Sende- und Empfangsanlage, die den Zwischenraum zwischen unseren beiden Welten mit der Schnelligkeit eines Gedankens überbrücken wird.« Sie blickte ihn an, aber es dauerte eine gewisse Zeit, ehe ihr Blick aus der Ferne zurückkehrte.
    »Zumindest den räumlichen Zwischenraum werden wir schnell überbrücken«, schränkte sie ein. »Und wir beide, Faunian, werden an dieser Anlage mitarbeiten.«
    Es war schön, ihre Begeisterung zu spüren, und langsam fühlte er, daß sie ihn ansteckte.
    »Unser Kind wird der erste Morne sein, der auf zwei Welten aufwächst«, sinnierte er. »Auf zwei Welten, die bei aller Verschiedenheit vielleicht doch irgendwann zu einer großen Gemeinschaft werden. Dafür könnten sich unsere Entbehrungen lohnen, Cosita.« 
    Er spürte ihre Zustimmung, aber nur einen Augenblick lang, dann schob sich Bojan wieder in seine Gedanken. »Sie wird nicht die einzige von uns sein, Faunian.«
    Nicht die einzige? Was konnte es noch für andere Gründe geben, als das Zusammengehörigkeitsgefühl zweier Gemeinsamer, die einen Mornen veranlassen konnten, das heimatliche System im Inneren der Galaxis für immer leichten Herzens aufzugeben?
    Fast körperlich spürte er den unerwartet heftigen Widerspruch Bojans. »O nein, o nein, Faunian!« rief der Maschinist. »Nicht leichten Herzens, sondern in unser aller Interesse. Kont, der Arzt, ist einer von denen, die hier auf der Erde bleiben werden. Genau wie es Cosita tun wird, wird er sich kontrolliert der hiesigen Bakterienfauna aussetzen, um resistent zu werden. Ein ständiges Tragen der Skaphander wird kaum möglich sein. Und da sprichst du von leichten Herzens.«
    Er fühlte wohl das Staunen Faunians und hob in einer absolut menschlichen Geste die Schultern. »Das ist eine der Grundvoraussetzungen für eine effektive Arbeit zusammen mit den Wissenschaftlern der Erde, mein Lieber. Sie dürfen genausowenig abgeschirmt sein wie ihr. Alles andere wäre eine halbe Sache.«
    »Wieso in unser aller Interesse?« Diese Formulierung hatte sich in Faunian festgebissen. Welche Aufgabe war schwerwiegend genug, um einen Mornen freiwillig an die Erde zu fesseln? Und warum mußte es ausgerechnet der Arzt Kont sein?
    Bojan holte tief Luft. »In San Francisco ist eine interessante Testreihe angelaufen. Eine Versuchsreihe mit Tieren.«
    Wieder fühlte Faunian ein Frösteln. Er wußte, daß die menschliche Medizin mit Tieren zu experimentieren pflegte, und er wußte auch, daß es Mornen gab, die die irdischen Wissenschaftler um diese Möglichkeiten beneideten. Aber niemand konnte ihn, Faunian, daran hindern, diese Versuche als barbarisch zu empfinden. Auch dann, wenn man behauptete, diese Experimente hätten bereits vielen Menschen das Leben retten helfen, hätten den Wissenschaftlern gestattet, weit tiefer in die Geheimnisse des Lebens einzudringen, als es den Wissenschaftlern Morns gelungen sei. Trotzdem empfand Faunian Ekel. Aber er bezwang sich. 
    »Welcher Art sind diese Versuche?« fragte er und versuchte sein steigendes Interesse zu verbergen.
    Jetzt endlich setzte sich auch Bojan. »Die Genetiker der Frisco- University haben herausgefunden, daß unter bestimmten Lebensbedingungen Mutationen auftreten können, die zu körperlichen und geistigen Abnormitäten führen.«
    »Mutationen...?«
    »Du hast richtig verstanden, Mutationen, genetische Veränderungen, die sich im Bauplan manifestieren, also erblich sind. Das Leben verändere sich nicht spontan, wie bisher angenommen, sagen diese Wissenschaftler, sondern gezielt, entsprechend den jeweiligen
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