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Am Rande Der Schatten

Titel: Am Rande Der Schatten
Autoren: Brent Weeks
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ausstrecken und ihrem Gemahl sagen würde, warum dies sein Fehler gewesen war. Stattdessen sprachen ihre Augen von reiner Schuld. Garoth konnte nur vermuten, dass der Herzog ein anständiger Gemahl gewesen war, und sie es wusste. Sie hatte ihn betrogen, weil sie es hatte tun wollen, und jetzt stürzten zwei Jahrzehnte der Lügen in sich zusammen.
    »Trudana«, sagte der Gottkönig, bevor einer der beiden etwas erwidern konnte, »Ihr habt mir gute Dienste geleistet, aber Ihr hättet mir noch bessere leisten können. Also ist hier Euer Lohn und Eure Strafe.« Er hielt ihr die Strohhalme hin. »Der kurze Strohhalm ist der linke.«
    Sie blickte in Garoths von Vir verdunkelte Augen, dann auf die Strohhalme und schließlich in die Augen ihres Gemahls. Es war ein unsterblicher Moment. Garoth wusste, dass der klagende Ausdruck in den Augen des Herzogs Trudana verfolgen würde, solange sie lebte. Der Gottkönig hatte keinen Zweifel daran, wie sie sich entscheiden würde, aber offensichtlich hielt Trudana sich der Selbstaufopferung für fähig.
    Sie wappnete sich, streckte die Hand nach dem kurzen Strohhalm aus und hielt dann inne. Sie sah ihren Mann an, sah weg und zog schließlich den langen Strohhalm für sich selbst.
    Der Herzog heulte auf. Es war zauberhaft. Das Geräusch durchstach jedes cenarische Herz im Hof. Es schien genau die richtige Tonhöhe zu haben, um die Botschaft des Gottkönigs zu verbreiten: Dies könntest du sein.
    Während die Edelleute, darunter auch Trudana, den Herzog mit Tod im Herzen umringten - jeder Einzelne von ihnen fühlte sich verdammt für seine Teilnahme, nahm jedoch dennoch
teil -, wandte der Herzog sich an seine Gemahlin. »Ich liebe dich, Trudana«, sagte er. »Ich habe dich immer geliebt.« Dann zog er sich den Umhang übers Gesicht und verschwand im Hämmern von Fleisch auf Fleisch.
    Der Gottkönig konnte nur lächeln.
     
     
    Während Trudana mit ihrer Entscheidung zögerte, dachte Kylar, dass dies, hätte er Momma Ks Auftrag angenommen, der perfekte Augenblick gewesen wäre, um zuzuschlagen. Aller Augen ruhten auf dem Podest.
    Kylar hatte sich Baron Kirof zugewandt und studierte, wie Schock und Entsetzen sich auf dessen Gesicht abzeichneten. Dann bemerkte er, dass nur noch fünf Wachen auf der Mauer hinter dem Baron standen. Er zählte schnell noch einmal durch: sechs, aber eine von ihnen hielt einen Bogen und eine Handvoll Pfeile in der Bogenhand.
    Ein lautes Krachen erklang in der Mitte des Hofs, und Kylar konnte sehen, wie der hintere Teil des provisorischen Podests absplitterte und fiel. Etwas, das sprühende Farben aufblitzen ließ, flog in die Luft. Während alle anderen sich dem Geschehen zuwandten, wandte Kylar sich davon ab. Die Glitzerbombe explodierte mit einer kleinen Erschütterung und einem enormen, weißen Blitz. Während Hunderte von Zivilisten und Soldaten gleichermaßen geblendet aufschrien, sah Kylar den sechsten Soldaten auf der Mauer einen Pfeil anlegen. Es war Jonus Severing, ein Blutjunge, der sich fünfzig von ihm ausgeführter Morde rühmen konnte. Ein Pfeil mit goldener Spitze schoss auf den Gottkönig zu.
    Der Gottkönig hatte sich die Hände auf die Augen gepresst, aber Schilde wie Blasen blühten bereits um ihn herum auf. Der Pfeil traf den äußersten Schild, blieb stecken und ging
in Flammen auf, als der Schild zerplatzte. Ein weiterer Pfeil war bereits unterwegs, und er durchdrang den zersplitternden äußeren Schild und traf einen, der dem Gottkönig näher war. Der nächste Schild zersprang und der nächste, während Jonus Severing mit erstaunlicher Geschwindigkeit schoss. Er benutzte seine Magie, um seine Ersatzpfeile in der Luft zu halten, sodass der nächste Pfeil bereits in seine Fingerspitzen glitt, sobald er einen Schuss abgegeben hatte. Die Schilde brachen schneller, als der Gottkönig sie neu bilden konnte.
    Die Menschen schrien blind durcheinander. Die fünfzig Meister auf dem Hof rissen Schilde um sich selbst hoch und stießen alle in ihrer Nähe von den Füßen.
    Der Blutjunge, der sich unter dem Podest versteckt hatte, sprang auf der blinden Seite des Gottkönigs auf das Gerüst. Er zögerte, während einige Zoll von der Haut des Gottkönigs entfernt ein letzter, schwankender Schild erblühte, und Kylar sah, dass er überhaupt kein Blutjunge war. Es war ein Kind von vielleicht vierzehn Jahren, Jonus Severings Lehrling. Der Junge war so auf den Gottkönig konzentriert, dass er sich nicht geduckt hielt, nicht in Bewegung blieb. Kylar hörte
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