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Am Rande Der Schatten

Titel: Am Rande Der Schatten
Autoren: Brent Weeks
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riesigen Kessel, an dessen Seiten die Reste des gestrigen Eintopfs festgebacken waren, und stellte ihn neben Ulys Geschirrstapel.
    Uly stöhnte, und Elene kicherte boshaft. Kylar staunte darüber, wie sehr sie sich in nur einer Woche verändert hatte. Oder vielleicht sah er sie auch lediglich auf andere Weise. Elene hatte noch immer die wulstigen Narben, die Ratte ihr als Kind zugefügt hatte: ein X über ihren vollen Lippen, ein weiteres auf ihrer Wange und eine Mondsichel, die sich von ihrer Augenbraue bis zum Mundwinkel erstreckte. Aber Kylar bemerkte sie kaum. Jetzt sah er strahlende Haut, Augen, in denen Intelligenz und Glück leuchteten, und ihr schiefes Grinsen, das nicht wegen einer Narbe schief war, sondern wegen irgendeines Unfugs, den sie plante. Und wie eine Frau in bescheidenen Wollgewändern und einer Dienstbotenschürze so gut aussehen konnte, war eins der größten Rätsel des Universum.
    Elene nahm eine Schürze vom Haken und musterte Kylar mit einem räuberischen Glanz in den Augen. »Oh nein. Nicht ich«, sagte Kylar.

    Sie streifte ihm die Schürze über den Kopf und zog ihn langsam und verführerisch an sich. Sie schaute auf seine Lippen, und er konnte nicht anders, er starrte ihre an, während sie sie mit der Zunge befeuchtete. »Ich denke«, erwiderte sie mit leiser Stimme, während sie die Hände über seine Hüften gleiten ließ, »das …«
    Uly hüstelte laut, aber keiner der beiden nahm Notiz von ihr.
    Elene zog ihn enger an sich, wobei sie ihm die Hände ins Kreuz legte und ihm den Mund entgegenreckte. Ihr süßer Duft drang an seine Nase. »… das ist viel besser.« Sie verknotete die Schürze hinter seinem Rücken, ließ ihn abrupt los und trat außer Reichweite. »Jetzt kannst du mir helfen. Willst du die Kartoffeln schneiden oder die Zwiebeln?« Sie und Uly lachten über die Entrüstung, die sich deutlich auf seinem Gesicht abzeichnete.
    Kylar machte einen Satz nach vorn, und Elene versuchte, ihm auszuweichen, aber er benutzte seine Magie, um sie zu packen. Er hatte während der letzten Woche geübt, und obwohl er seine Reichweite nur um etwa einen Schritt ausdehnen konnte, war das diesmal genug. Er zog Elene an sich und küsste sie. Sie tat kaum so, als wehre sie sich, bevor sie seinen Kuss mit der gleichen Inbrunst erwiderte. Einen Moment lang zog sich die Welt auf die Weichheit von Elenes Lippen zusammen und auf das Gefühl ihres Körpers dicht an seinem.
    Irgendwo begann Uly lautstark zu würgen. Kylar streckte die Hand aus und spritzte Spülwasser in Richtung der Quelle seines Ärgers. Das Würgen verwandelte sich abrupt in ein Aufheulen. Elene löste sich von ihm und hielt sich den Mund zu, um nicht zu lachen.

    Kylar war es gelungen, Ulys Gesicht vollkommen zu durchnässen. Sie hob die Hand und spritzte ihrerseits Wasser in seine Richtung, und er ließ sich davon treffen. Er zerzauste ihr das nasse Haar auf eine Weise, von der er wusste, dass sie ihr nicht gefiel, und sagte: »Also schön, Knirps, das hatte ich verdient. Jetzt schließen wir Waffenstillstand. Wo sind diese Kartoffeln?«
    Sie fügten sich nahtlos in die unbefangene Routine der Küchenarbeit. Elene fragte ihn, was er gesehen und erfahren habe, und obwohl er ständig auf der Hut vor Lauschern war, erzählte er ihr, dass er den Baron beobachtet und hilflos den Mordversuch mitverfolgt habe. Ein solcher Austausch war vielleicht das Langweiligste, was ein Paar tun konnte, aber Kylar war sein Leben lang der langweilige Luxus einer alltäglichen Liebe verwehrt gewesen. Kleine Dinge miteinander zu teilen, einfach einer Person, die Anteil nahm, die Wahrheit zu erzählen, war etwas unvorstellbar Kostbares. Ein Blutjunge, so hatte Durzo Kylar gelehrt, musste imstande sein, sich von einem Augenblick auf den anderen von allem zu lösen. Ein Blutjunge ist immer allein.
    Also war dieser Moment, diese Gemeinschaft der Grund, warum Kylar mit dem Weg der Schatten fertig war. Er hatte mehr als die Hälfte seines Lebens darauf verwandt, unermüdlich zu trainieren, um der perfekte Mörder zu werden. Er wollte niemanden mehr ermorden.
    »Sie brauchten einen dritten Mann für den Auftrag«, sagte Kylar. »Als Späher und Verstärkung. Wir hätten es schaffen können. Sie hatten den Zeitpunkt wirklich gut gewählt. Eine Sekunde mehr oder weniger, und sie hätten es mit nur zwei Personen geschafft. Wenn ich mitgemacht hätte, wären Hu Gibbet und der Gottkönig beide tot gewesen. Und wir
besäßen jetzt fünfzigtausend Gunder.« Er
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