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Am Rande Der Schatten

Titel: Am Rande Der Schatten
Autoren: Brent Weeks
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einen einzigen Augenblick mit Curoch erschienen und hatte fünfzig Meister und drei Vürdmeister ausgelöscht, bevor er verschwunden war. Neph wartete offensichtlich darauf, dass Garoth ihn deswegen befragen würde, aber Garoth hatte die Suche nach Curoch aufgegeben. Dorian war kein Narr. Er hätte Curoch nicht hergebracht, wenn er gedacht hätte, dass er ihn vielleicht verlieren würde. Wie überlistete man einen Menschen, der in die Zukunft schauen konnte?
    Der Gottkönig blinzelte, während er einen weiteren Kopf zerquetschte. Wann immer er das tat, bekam er Blut auf seine schneeweiße Kleidung. Es geschah mit Absicht - war aber dennoch ärgerlich, und es war nichts Würdevolles daran, wenn einem Blut in die Augen spritzte. »Euer Opfer ist akzeptiert worden«, erklärte er den Männern. »Dadurch seid Ihr gereinigt.« Er trat an den vorderen Rand des Podests, während die Gruppe ihren Platz hinten auf dem Paradefeld einnahm.
Während der ganzen Angelegenheit hatte er sich nicht zu den Cenariern umgedreht, die hinter ihm auf dem Podest saßen. Jetzt tat er es.
    Die Vir erwachten zum Leben, als er sich umwandte. Schwarze Ranken krochen sein Gesicht hinauf, glitten über seine Arme, durch seine Beine und kamen sogar aus seinen Pupillen heraus. Er ließ ihnen einen Augenblick Zeit, das Licht in sich aufzusaugen, sodass der Gottkönig ein unnatürlicher Flecken Dunkelheit im aufkommenden Morgenlicht zu sein schien. Dann machte er dem ein Ende. Er wollte, dass die Edelleute ihn sahen.
    Da war nicht ein Auge, das nicht riesig gewesen wäre. Es waren nicht ausschließlich die Vir oder Garoths angeborene Würde, die sie sprachlos machten. Es waren die Leichen, die links und rechts von ihm und hinter ihm aufgestapelt waren wie Holzscheite und ihn umrahmten wie ein Gemälde. Es war die mit Blut und Hirnmasse bespritzte weiße Kleidung, die er trug. Er war ehrfurchtgebietend in seiner Macht und schrecklich in seiner Erhabenheit. Falls sie überlebte, würde er Herzogin Trudana Jadwin die Szene vielleicht malen lassen.
    Der Gottkönig betrachtete die Edelleute, und die Edelleute auf dem Podest betrachteten den Gottkönig. Er fragte sich, ob einige von ihnen schon ihre eigene Zahl ermittelt hatten: dreizehn.
    Er streckte seine Hand voller Strohhalme den Edelleuten entgegen. »Kommt«, forderte er sie auf. »Khali wird Euch reinigen.« Diesmal hatte er nicht die Absicht, vom Schicksal entscheiden zu lassen, wer sterben würde.
    Kommandant Gher sah den Gottkönig an. »Euer Heiligkeit, da muss ein …« Er brach ab. Gottkönige machten keine Fehler. Alle Farbe wich aus Ghers Gesicht. Er zog einen langen
Strohhalm. Es verstrichen einige Augenblicke, bevor ihm in den Sinn kam, dass er nicht allzu erleichtert wirken sollte.
    Die meisten der Übrigen waren Edelleute von geringerem Stand - die Männer und Frauen, die dafür gesorgt hatten, dass die Regierung des verstorbenen Königs Aleine Gunder IX. funktioniert hatte. Es war so leicht gewesen, sie zu stürzen. Erpressung konnte so einfach sein. Aber es brachte Garoth nichts ein, diese Tagelöhner zu töten, selbst wenn sie ihn enttäuscht hatten.
    Dies führte ihn zu einer schwitzenden Trudana Jadwin. Sie war die Zwölfte in der Reihe, und ihr Gemahl war der Letzte.
    Garoth hielt inne. Er ließ die beiden einander ansehen. Sie wussten, allen Zuschauern war klar, dass einer von ihnen sterben würde, und es hing alles von dem Strohhalm ab, den Trudana zog. Der Herzog schluckte krampfhaft. Garoth sagte: »Von allen Edelleuten hier seid Ihr, Herzog Jadwin, derjenige, der nie in meinen Diensten stand. Also habt Ihr mich offenkundig nicht enttäuscht. Eure Gemahlin dagegen hat es getan.«
    »Was?«, fragte der Herzog und sah Trudana an.
    »Wusstet Ihr nicht, dass sie Euch mit dem Prinzen betrogen hat? Sie hat ihn auf meinen Befehl hin ermordet«, erklärte Garoth.
    Es hatte etwas sehr Schönes, inmitten von etwas zu stehen, das eigentlich ein zutiefst privater Augenblick hätte sein sollen. Das vor Furcht bleiche Gesicht des Herzogs wurde grau. Er war offensichtlich noch weniger scharfsinnig gewesen als die meisten gehörnten Gatten. Garoth konnte sehen, wie die Erkenntnis den armen Mann ansprang. Jeder dumpfe Verdacht, den er jemals beiseitegewischt hatte, jede schlechte Ausrede, die er je gehört hatte, stürzten auf ihn ein.

    Faszinierenderweise wirkte Trudana Jadwin erschüttert. Ihre Miene war nicht so selbstgerecht, wie Garoth erwartet hatte. Er hatte gedacht, dass sie den Finger
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