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Am Ende ist da nur Freude

Am Ende ist da nur Freude

Titel: Am Ende ist da nur Freude
Autoren: David Kessler
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können wir, die Gesunden, sie dann nicht sehen? Ich glaube, wenn es eine Macht gibt, die den Schleier zwischen Leben und Tod herabsenkt, warum sollte diese Macht nicht auch die Möglichkeit haben, diesen Schleier zu heben und sich bestimmten Menschen zu zeigen?
    In meinem ersten Buch In Würde. Die Rechte der Sterbenden 1 habe ich eine Geschichte erzählt, die meinem Empfinden nach alles darüber sagt, warum die Toten nur den Sterbenden erscheinen:
    Roberta lag an der Schwelle des Todes; immer wieder verlor sie das Bewusstsein. Währenddessen saß ihre Tochter Audrey aufmerksam an ihrem Bett. Plötzlich flüsterte
Roberta: »Meine Mutter ist da, Audrey, deine Großmutter ist da … sie ist so schön.«
    Audrey sah vorsichtig zum Fußende des Bettes ihrer Mutter und schaute sich im Zimmer um. »Mam, wo ist sie? Ich sehe sie nicht«, antwortete sie aufgelöst.
    Mit einer heftigen Bewegung wandte sich die sterbende Frau ihrer Tochter zu, so, als begäbe sie sich aus der Vision ihrer verstorbenen Mutter heraus, und erwiderte streng: »Natürlich kannst du sie nicht sehen – sie ist meinetwegen hier, nicht deinetwegen!«
    Ihre Tochter verstand, was sie damit sagen wollte.

Mehr als Halluzinationen?
    »Es gibt bemerkenswerte Vorfälle, bei denen der sterbende Mensch anscheinend vor dem Augenblick, in dem er die Erde verlässt, verstorbene Verwandte oder Freunde sieht und erkennt«, schrieb Sir William F. Barrett bereits 1918 in seinem Buch On the Threshold of the Unseen . Allerdings fügte er hinzu: »Man kann nicht immer viel auf diese Indizien geben …« Barrett bezeichnete diese Erfahrungen als Halluzinationen. Doch obwohl die Medizin diese Begegnungen als unbedeutend abtat, gab es weiterhin Berichte über Visionen auf dem Sterbebett. Und sogar der angesehene Physiker Barrett sah darin mit der Zeit mehr als bloße Halluzinationen und wurde einer der wichtigsten Gründer der Society for Psychical Research.
    Dass Sterbende von verstorbenen Verwandten besucht werden, ist ein häufiges Thema, wenn vom Ende des Lebens gesprochen wird. So lange dieser Archetypus auch bereits bekannt war, in der wissenschaftlichen Literatur tauchte er erst 1924 zum ersten Mal auf, und zwar in einem wiederum von Sir William Barrett verfassten Artikel, der damals Professor der Physik am Royal College of Science in Dublin war. Dieser Artikel war insofern einzigartig, als er eine interessante Geschichte schilderte, die nicht zu erklären war.
    Barretts Frau war Gynäkologin und Geburtshelferin und wurde in den Kreißsaal gerufen, um das Kind von »Doris M.« zu entbinden. Das Kind war gesund, doch Doris erlitt schwere Blutungen. Als sie im Sterben lag, erkannte die Ärztin schockiert, dass Doris M. eine Vision aus einer anderen Welt hatte. Später berichtete sie ihrem Mann von ihrem Erlebnis:
    »Oh wie schön, wie schön«, sagte [Doris M.]
    [Barretts Frau] fragte: »Was ist schön?«
    »Was ich sehe«, erwiderte sie mit leiser, aber fester Stimme.
    »Was sehen Sie?«
    »Wunderschöne Helligkeit – wunderbare Wesen.«
    Doris war ganz gebannt vom Anblick dessen, was sie sah. Später erkannte sie anscheinend alles noch genauer und klarer:
    »Aber nein, es ist Vater! Oh, er freut sich so, dass ich komme; er freut sich so sehr. Es wäre perfekt, wenn W. [ihr Mann] jetzt auch noch kommen könnte.«
    Man brachte ihr ihr Kind. Sie besah es sich interessiert und fragte dann: »Glauben Sie, ich sollte um des Babys willen hierbleiben?« Dann wandte sie sich wieder ihrer Vision zu und sagte: »Ich kann nicht … ich kann nicht bleiben; wenn Sie sehen könnten, was ich sehe, dann wüssten Sie, dass ich nicht bleiben kann …«
    Sie wandte sich an ihren Vater und sagte: »Ich komme.« Dann wandte sie sich wieder mir zu mit den Worten: »Oh, er ist schon ganz nah.« Den Blick wieder auf dieselbe Stelle wie vorher gerichtet, fragte sie mit recht verblüffter Stimme: »Er hat Vida dabei«, dann wandte sie sich mir zu: »Vida ist bei ihm.« Danach sagte sie: »Du möchtest, dass ich komme, Dad; ich komme.«
     
    William Barrett war zunächst skeptisch, als er die Geschichte von seiner Frau hörte. Doch als er erfuhr, was es zu bedeuten hatte, dass Doris’ Schwester Vida zusammen mit ihrem Vater erschienen war, war er schnell von ihrer Echtheit überzeugt. Vida war drei Wochen zuvor gestorben, aber die Nachricht von ihrem Tod hatte man der werdenden Mutter erspart. Barrett schrieb, er habe wohl überlegt, ob diese Vision eine Halluzination sei, aber in dem
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