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Am Ende der Angst

Am Ende der Angst

Titel: Am Ende der Angst
Autoren: Martin Johannson
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Literaturprofessor, der wegen einer Persönlichkeitsstörung keinen festen Bürojob ausüben konnte, war er kein besonders beliebter Partner. Er konnte Shakespeare zitieren und stundenlang über seine schiefgegangene Ehe philosophieren, aber wenn es hart auf hart kam, versagte er. In Zweikämpfen zog er meist den Kürzeren, und jeder Grundschüler konnte die Beretta schneller ziehen als er. Dass er trotzdem als Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma arbeiten durfte, verdankte er seiner Freundschaft mit Jeremy Haverman, unserem Boss. Wir hatten schon oft darauf hingewiesen, dass Ronald eine Gefahr für sich selbst und für uns darstellte, aber auf diesem Ohr war Jeremy taub. Als die Firma vor Jahren kurz vor der Pleite stand, hatte Ronalds Familie das Geld geliehen, das unsere Jobs rettete. Gegen dieses Argument konnten wir nichts ins Feld führen.
    Ich holte meine Waffe aus dem Holster und prüfte sie. Danach nickte ich.
    »Von mir aus kann's losgehen.«
    Wir stiegen aus dem Wagen und gingen langsam auf das Haus zu, das der Dieb auserkoren hatte. Vermutlich war er nicht allein, sondern hatte einen Kumpan, der auf der anderen Seite des Hauses durch den Garten schlich oder Schmiere stand. Seit einigen Wochen machte eine Bande von Einbrechern diese Gegend unsicher. Sie stahlen meist gegen Abend Schmuck, Bargeld, Uhren und andere Wertgegenstände. Einmal waren sie sogar so dreist, während der Anwesenheit der Besitzer in das Haus einzudringen. Ein Kerl stieg durch das Schlafzimmerfenster ein und räumte in aller Ruhe alles Wertvolle aus, während die Bewohnerin im Wohnzimmer mit ihrer Mutter telefonierte. Dieser freche Einbruch gab den Ausschlag dafür, einen privaten Sicherheitsdienst für die Gegend anzuheuern, weil die Polizei mit der ganzen Sache überfordert war. Seitdem standen wir in unseren SUV in den ruhigen Straßen, lauschten dem Gesang der Amseln, schauten Kindern beim Spielen auf den Gehwegen zu und warteten, dass uns einer der Diebe ins Netz ging. Wie heute.
    Samuel gab mir das Zeichen, durch den Garten zum Hintereingang des Hauses zu gehen, während er die Vordertür nahm. Leise schlich ich, flach an die Garagenwand gepresst, nach hinten und an den Mülltonnen vorbei. Ein zartes Klappern war vom Haus zu hören. Das Fenster. Er war wohl gerade eingestiegen.
    Vorsichtig lugte ich um die Ecke. Dort stand ein anderer Kerl, ebenfalls in ausgebeulter Hose und schmutziger Jacke, die ihm nicht passte, neben einem offen stehenden Fenster und trat unruhig von einem Fuß auf den anderen. Immer wieder sah er sich um, ob vielleicht jemand kam und den Einbruch beobachtete.
    Schnell zog ich den Kopf wieder ein. Mit dem Fuß stieß ich an die Mülltonne, so dass sie leicht klapperte. Danach drückte ich mich noch enger an die Hauswand und wartete.
    Der Trick funktionierte. Der Kerl kam langsam in meine Richtung, um zu sehen, was das Geräusch verursacht haben mochte. Vermutlich hoffte er, es sei nur eine Katze. Ich konnte seinen langen Schatten sehen. Doch ich war keine Katze. Als die Fußspitze seiner ausgetretenen Turnschuhe neben der Garagenwand auftauchte, schnellte ich vor und schlug ihm meine Waffe an den Kopf. Der Typ ging widerstandslos zu Boden und rührte sich nicht mehr.
    Schnell band ich seine Hände und Füße mit Kabelbindern zusammen, die ich im Dienst immer mitführte, und schleifte ihn zur Vorderseite des Hauses, wo Samuel vorsichtig die Fenster prüfte. Als er meine Beute sah, nickte er zufrieden. Dann ging er zur Haustür und betätigte die Klingel.
    Ein Einbrecherprofi würde sich vom Läuten der Klingel nicht beeindrucken lassen, denn schließlich kam ein Fremder nicht ins Haus, wenn der Eigentümer nicht daheim war. Ein Amateur hingegen konnte sich von der Klingel durchaus aus der Ruhe bringen lassen und sogar in Panik verfallen. Ich hoffte, dass sich unser Delinquent als solch nervenschwacher Laie erwies und bei dem Geräusch das Weite suchte. Ich sah auf die Uhr. Drei Minuten nach Sieben. Mein Feierabend war bereits angebrochen. Der Kerl sollte sich gefälligst beeilen.
    Ich ging leise zurück zu meiner Garagenwand neben dem Hintereingang und lugte erneut um die Ecke. Das Fenster klapperte. Ich hatte Glück. Der Typ wollte abhauen.
    Flink beugte ich mich nach unten und kroch auf allen Vieren unter das Fenster, das sich nun öffnete. Ich presste mich an die Wand unter das Fensterbrett, während der Einbrecher herausstieg. Noch bevor er seinen Fuß auf den Erdboden setzen konnte, richtete ich mich auf
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