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Am Anfang war der Tod

Am Anfang war der Tod

Titel: Am Anfang war der Tod
Autoren: Heather Graham
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auf Gedeih und Verderb ausgeliefert war.
    Es gab keine Möglichkeit.
    Oh Gott …
    Der Schlag kam unvermittelt. Ihr Kopf wurde von hinten mit brutaler Gewalt gegen die Windschutzscheibe geschleudert. Als alle Lichter ausgingen, als sogar der Schmerz zu einem gnädigen Nichts wurde, klang seine Stimme aus weiter Ferne an ihr Ohr. Sie war so vage wie das Vergessen, das sich in ihr ausbreitete und sie in Empfang nahm.
    „Ich wollte dir wirklich niemals wehtun. Es tut mir so Leid. Es tut mir wirklich Leid.“
    Bitte, Gott, vergib mir.
    Ihre Gedanken konzentrierten sich auf das Gebet.
    Die Worte zerfielen in Einzelteile wie die Splitter eines zerbrechenden Glases.
    Und dann gab es nur noch die Dunkelheit.

1. KAPITEL
    F ünf Jahre später
    Erst später gestand Ashley sich ein, dass der Vorfall wenigstens zum Teil ihre Schuld gewesen war. Irgendwie hatte er ihr auch einen leichten Schreck versetzt. Und Erschrecken hatte zumindest entfernt etwas mit Angst zu tun. Nur ungern gab sie zu, dass Kleinigkeiten ihr Angst bereiten konnten. Es passte einfach nicht zu der Lebensweise, die sie für sich gewählt hatte.
    Also …
    Ja, es hätte durchaus ihre Schuld sein können. Aber es war noch nicht einmal sechs Uhr morgens. Einige von Nicks Stammgästen kamen in der Tat manchmal sehr früh. In der Morgendämmerung klopften sie an die Tür, weil sie wussten, dass er bereits aufgestanden war. Allerdings hatte sie nicht im Entferntesten damit gerechnet, einem von ihnen bereits vor Sonnenaufgang über den Weg zu laufen.
    Es war noch dunkel. Für einige Leute also mitten in der Nacht.
    Außerdem hatte sie gerade das Handy am Ohr. Beim Signalton hatte sie mit einem Anruf von Karen oder Jan gerechnet, die sich erkundigen wollten, ob sie schon wach und unterwegs war. Und obwohl sie mit ihrem Kaffee, ihrer Handtasche, ihren Schlüsseln und ihrer Reisetasche bepackt war, hatte sie den Anruf beantwortet. Am anderen Ende war allerdings weder Karen noch Jan, sondern ihr Freund Len Green, der schon seit einiger Zeit bei der Polizei arbeitete und ihr Vorwärtskommen wohlwollend beobachtete – ganz so, als wäre er ihr Vater. Er hatte angerufen, weil er wusste, dass sie in wenigen Minuten losfahren würde. Er wolle ihr noch einen fantastischen Urlaub wünschen, hatte er ihr auf seine ironische Art zu verstehen gegeben. Und außerdem sicher gehen, dass sie früh genug aus den Federn gekommen war, um Jan und Karen rechtzeitig abzuholen, für die Ashley den Chauffeur spielen wollte. Lachend bedankte sie sich bei Len und gab ihm mit leicht pikiertem Unterton zu verstehen, dass sie immer rechtzeitig wach wurde. Beiläufig erzählte er ihr, dass er möglicherweise nach der Arbeit mit ein paar Freunden, die bei der Feuerwehr arbeiteten, ebenfalls nach Orlando fahren würde, und dass sie sich vielleicht treffen könnten. Als sie die Haustür öffnete, hielt sie das Handy noch in der Hand und drückte auf die Taste, um das Gespräch zu beenden.
    Niemand hatte an die Tür geklopft. Sie hatte kein Geräusch gehört. Voll und ganz damit beschäftigt, dass ihr die Gepäckstücke nicht aus der Hand fielen, hatte sie die Tür geöffnet und war hinausgestürmt.
    Mit ziemlich viel Schwung.
    Und geradewegs in ihn hineingelaufen.
    Er stand im Schatten des Hauses und war im fahlen Licht des Morgens kaum zu erkennen. Fast hätte sie laut aufgeschrien, als ihre Reisetasche auf seine Füße fiel. Eine der Keksdosen, die sie auf dem Unterarm balancierte, landete auf dem Boden. Der Kaffeebecher, der sich in ihrer Hand den Platz mit dem Schlüssel teilen musste, rutschte ihr aus den Fingern, und die heiße Flüssigkeit ergoss sich über sie beide.
    „Verdammt!“
    „Verdammt!“
    Er trug ein kurzärmeliges Jeanshemd, dessen oberste Knöpfe offen standen, so dass der Kaffee seine Brust verbrühte. Unwillkürlich stieß er einen Fluch aus – zur selben Zeit wie sie. Sie hatte das Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren, und trat schnell einen Schritt zurück. Aber da er offenbar nicht die Absicht hatte, sie zu bedrohen, beschloss sie, ihren Schrei zurückzuhalten.
    Er sah aus wie einer der braun gebrannten Schönlinge, die den ganzen Tag am Strand herumlungerten.
    „Was, zum Teufel …?“ stotterte sie.
    „Ja – was zum Teufel?“ wiederholte er und strich über das
    Hemd, auf dem der Kaffee einen braunen Fleck hinterlassen hatte.
    „Ich wollte zu Nick.“
    „So früh am Morgen?“
    „Entschuldigen Sie bitte, aber er hat mich ausdrücklich gebeten, ‚so
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