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Am Abgrund der Zeit (Science-Fiction-Roman) (German Edition)

Am Abgrund der Zeit (Science-Fiction-Roman) (German Edition)

Titel: Am Abgrund der Zeit (Science-Fiction-Roman) (German Edition)
Autoren: Manfred Wegener
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haben wir etwas Ähnliches noch nie gesehen oder erlebt.«
    »Das gleiche Schicksal kann uns ebenfalls bevorstehen.«
    Duke B. Stafford ging nicht weiter auf das Thema ein. Während »Herakles« langsam an dem spindelähnlichen Gebilde vorbei flog, betrachtete er aufmerksam jedes Detail des einstigen Schiffes.
    Ausbuchtungen waren zu erkennen, Hunderte von Metern lang, wie riesige Blasen. Dann wieder tiefe Einbuchtungen, die sich mehr als zwei Kilometer in die Länge zogen. Dazwischen war alles voller Kristalle von einem seltsamen Grünschimmer.
    Wenn man es genau betrachtete, dann sah der Raumer aus, als sei er durch einen gigantischen Wolf gedreht worden, der ihn gestreckt und immer mehr in die Länge gezogen hatte.
    Es gab keinen, dem nicht erneut ein Schreck durch die Glieder fuhr. Das Grauen lastete minutenlang auf allen, als »Herakles« an dem kilometerlangen Ding entlang weiter glitt.
    An etlichen Stellen versuchten Männer in Raumanzügen mit Trenn-Lasern Stücke herauszuschneiden. Doch das Material war so kompakt und hoch verdichtet, dass es fast allen Bemühungen widerstand.
    Stafford schaltete eine Verbindung zu einem der Raumkreuzer, die fast unbeweglich im All standen.
    Commander Hamilton erschien auf dem Monitor. Sein Gesicht war ernst und verschlossen. Er wirkte sehr nachdenklich.
    »Gibt es noch irgendwelche neuen Erkenntnisse, Hamilton?«
    »Leider nicht viel, bis auf einige Theorien und Hypothesen. Die Masse des Schiffs ist so hoch verdichtet, dass wir es mit einer fast unbekannten Legierung zu tun haben. Der Versuch, eine Öffnung in das Ding zu schneiden, ist zwangsläufig gescheitert.«
    »Das habe ich bereits bemerkt. Vermutlich hat der kristalline Überzug die Veränderung bewirkt. Was vermuten die Theoretiker?«
    Die Frage klang etwas spöttisch, denn Stafford war durchaus in der Lage, sich seine eigenen Theorien zu bilden.
    »Sie vermuten«, erwiderte Hamilton ernst, »dass der Raumer sein Ziel in jedem Fall erreicht hat. Er geriet vermutlich im Black Hole in die erste Singularität und erreichte die Einweg-Grenze nicht mehr. Das heißt, er blieb noch lange vor dem Ereignishorizont stecken. Dort wurde er von unvorstellbaren Gewalten zusammengepresst, um es ganz einfach und lapidar auszudrücken. Was danach passierte, ist ebenfalls bloße Theorie. Das Schiff vollführte offenbar einen Zeitsprung und wurde um ein paar Jahre versetzt. Warum es ausgerechnet wieder an seinem Ursprungsort auftauchte, ist vorerst noch allen ein Rätsel. Aber das sollen Sie ja herausfinden, Stafford. Hals- und Beinbruch. Ich glaube nicht, dass jemand von der Raumflotte Sie um Ihre Aufgabe beneidet.«
    Duke B. Stafford lächelte kühl in die Aufnahme-Optik. Sein Gesicht blieb ausdruckslos.
    »Neider waren mir schon immer ein Gräuel, Hamilton. Falls unsere Expedition erfolgreich verläuft, werden Sie die Neider gar nicht mehr zählen können, so viele sind es. Wir starten jetzt. Falls Sie noch gesicherte Fakten erfahren, teilen Sie es mir bitte über Funk mit. Etwa zwei Jahre lang bin ich noch erreichbar.«
    »Ich werde es nicht vergessen, Stafford.« Der Monitor erlosch. Gleichzeitig mit dem Erlöschen begannen im Maschinenraum die Aggregate anzulaufen.

 
    Kapitel 2
     
     
     
    Nach zwei Tagen waren von der fernen Erde immer noch keine neuen Erkenntnisse über Funk abgestrahlt worden. Stafford hatte lediglich die lapidare Mitteilung erhalten, dass man ein zwei Kilometer langes Metallstück von »Danae« abgetrennt und dazu elf Tage benötigt hatte. Dieses Teilstück war so hoch molekularverdichtet, dass es nichts Vergleichbares gab.
    Es war praktisch unzerstörbar.
    Stafford konnte sich vorstellen, dass zumindest die Metallurgen und Militärs darüber entzückt waren.
    »Herakles« stand zu diesem Zeitpunkt so tief im Raum, dass die Sonne nur noch ein stecknadelkopfgroßer Lichtfleck war. Wie eine schwach glimmende Diode sah sie von hier aus.
    Die Detektoren maßen inzwischen das Sternbild Schwan an.
    Cygnus X-1 war eine starke Röntgenquelle, bestehend aus einem riesigen, gut sichtbaren Stern in der Größenordnung von zwanzig irdischen Sonnenmassen. Das war seit Jahrzehnten bekannt, aber Cygnus X-1 hatte etwas ganz Besonderes aufzuweisen. Der Stern wurde von einem unsichtbaren Objekt umkreist, das etwa die Schwere von zehn Sonnenmassen hatte. Der Körper war somit viel zu schwer, um ein Weißer Zwerg oder ein Neutronenstern sein zu können. Seine Masse überschritt die bekannte Chandrasekhar-Grenze um ein
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