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Am Abgrund der Zeit (Science-Fiction-Roman) (German Edition)

Am Abgrund der Zeit (Science-Fiction-Roman) (German Edition)

Titel: Am Abgrund der Zeit (Science-Fiction-Roman) (German Edition)
Autoren: Manfred Wegener
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Komplikationen …«
    »Tun Sie bitte das, was ich eben sagte, Mr. Bonelli«, unterbrach Commander Stafford den Einwand kühl.
    Bonelli wurde aktiv. Er hatte bereits den zweiten Rüffel einstecken müssen und wollte sich keinen weiteren einhandeln. Denn Commander Duke B. Stafford konnte sehr unangenehm werden.
    Bonelli bereitete zunächst einen der kleinen Behälter vor, der für Versuchszwecke vorgesehen war. Er war nur einen halben Meter lang und bestand aus einer glasähnlichen Substanz. Von allen Seiten konnte man in das sargähnliche Gebilde hineinsehen.
    Am Terminal berührte er ein paar Kontaktflächen. Während der obere Teil langsam in die Wand glitt, begann sich der Glaskasten mit einer milchig-trüben Flüssigkeit zu füllen. Neben dem Einlaufmechanismus schob sich eine dünne Plastikhaut über die Flüssigkeit. Ein dünner Schlauch führte von dort aus zu einer Vakuumpumpe.
    »Sobald ein Körper die Plastikfolie berührt«, führte Bonelli dozierend aus, »läuft der weitere Vorgang automatisch ab. Die Kontrolle übernimmt der Computer, der wiederum von einem anderen Kontrollgerät überwacht wird, damit jede Unzulänglichkeit ausgeschlossen wird.«
    Als Stafford keine Antwort gab, holte Bonelli eine der weißen Ratten und legte sie auf die Folie.
    Der weitere Vorgang verblüffte selbst den Commander, obwohl er ihm durchaus nicht fremd war.
    Blitzartig wurde die Ratte von der Folie eingeschlossen. Gleichzeitig lief die Vakuumpumpe mit einem schmatzenden Geräusch an, saugte die Luft mit einem Schlag ab und presste die Folie wie eine zweite Haut um den kleinen Körper.
    Jetzt versank die in Folie eingeschweißte Ratte in der milchigen Flüssigkeit. Verblüffend schnell schob sich der gläserne Deckel darüber. Ein schussartiges Geräusch war zu hören, ein gedämpfter Knall, bei dem die Flüssigkeit im Bruchteil einer Sekunde schlagartig und so fest gefror, dass man den kleinen Körper wie in einem milchig schimmernden Eisblock erkennen konnte.
    Es war noch keine Sekunde vergangen, als das Zeug auch schon hart wie Stahl war.
    »Experiment beendet«, sagte Bonelli. »Dieses Tier fühlt jetzt nichts mehr und ist, medizinisch gesehen, tot. Doch ihr Leben wird erhalten bleiben. Keine einzelne Zelle fand durch den schnellen Vereisungsprozess Zeit zum Absterben. Die Flüssigkeit schließt eine Kristallbildung der Zellen völlig aus. Es gab keinerlei Komplikationen bei dem Versuch, Sir. Er wurde schon auf der Erde etliche hundert Mal erfolgreich durchgeführt.«
    Der Kryobiologe war sichtlich stolz auf seine Leistung. Seine rundlich-rosigen Pausbacken zitterten vor Zufriedenheit, bis Staffords kühle Stimme erklang.
    »Das war das halbe Experiment, Dr. Bonelli, und bisher ist es auch nur zur Hälfte gelungen. Ich betrachte es erst dann als geglückt, wenn das Tier wieder in seinem Käfig sitzt, als sei nichts geschehen. Wann können Sie es wieder – hm – auftauen?«
    »Wann Sie wünschen, Sir. Wenn es sein muss, auch sofort. Der reziproke Prozess benötigt allerdings genau zwei Stunden, ehe das Kryobin restlos verdampft und abgesaugt ist.«
    »Sehr gut, Dr. Bonelli. In zwei Stunden bin ich wieder hier.«
    Stafford warf noch einen prüfenden Blick in den Behälter. Die tiefgefrorene Ratte sah aus, als würde sie den Eisblock aus Kryobin nie wieder lebend verlassen. Festgefroren wie in einem dicken Panzer hockte sie mit geschlossenen Augen da. Die Folie verlieh ihr ein groteskes Aussehen.
    Bonelli drückte eine Taste in der Computertastatur, die das Erweckungsprogramm startete.
    Sofort begann ein Aggregat zu summen. Ein Gas strömte in den Behälter, bis es alles milchig ausfüllte.
    »Von jetzt an dauert es  …«
    Bonelli unterbrach sich. Stafford war gegangen, ohne dass er es bemerkt hatte. Er unterdrückte gerade noch einen Fluch.
     
     
    Vier Minuten später befand sich Stafford in der Abteilung, die allgemein Maschinenraum genannt wurde, obwohl der Begriff völlig abwegig war und keinesfalls den Tatsachen entsprach. Es gab zwar etliche Aggregate und halbkugelige Erhebungen, aber keine Maschinen im eigentlichen Sinne. Die befanden sich ausnahmslos im umlaufenden Wulst, waren total abgeschirmt und so kompakt wie Reaktoren. Für sie war auch keinerlei Wartung erforderlich. Selbst hier lief alles vollautomatisch und wurde über ein breites Terminal gesteuert.
    Umformerbänke summten leise. Die Klimaanlage blies frische Luft in alle Abteilungen, die leicht würzig und nach Meerwasser roch.
    Der Ingenieur und
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