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Am Abgrund der Zeit (Science-Fiction-Roman) (German Edition)

Am Abgrund der Zeit (Science-Fiction-Roman) (German Edition)

Titel: Am Abgrund der Zeit (Science-Fiction-Roman) (German Edition)
Autoren: Manfred Wegener
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verschwand.
    Dafür durfte sich Bonelli etwas später über seinen Besuch freuen, als die Zeit abgelaufen war.
    Er freute sich auch wirklich, denn er konnte ebenfalls ein einwandfreies Ergebnis vorweisen, das zudem noch pünktlich auf die Minute abgelaufen war, als Stafford erschien.
    Interessiert blickte er in den gläsernen Behälter. Der milchigweiße Eisblock war verschwunden, auch die Folie war nicht mehr da. In der Mitte des Behälters hockte die Ratte, umgeben von einem leicht trüben Gas, das um ihren Körper wirbelte und nach und nach klarer wurde.
    »Sie kommt gerade zu sich, Sir. Die Kryobiologie ist mittlerweile so weit fortgeschritten, dass jeder Schock nach dem Erwachen praktisch ausgeschlossen wird.«
    Das Fell der Ratte war überraschend trocken. Sie hatte die schwarzen Knopfaugen geöffnet und starrte die beiden Männer an. Dann tat sie ein paar ziellose Schritte, als wolle sie sich orientieren.
    Bonelli ließ den Deckel zurückfahren und nahm das Tier in die Hand.
    »Experiment erwartungsgemäß geglückt, Sir«, sagte er stolz. »Es sind keine Veränderungen aufgetreten. Der Erfolg liegt sozusagen auf der Hand.«
    »Interessant«, war Staffords Kommentar. »Damit dürfte unser Überleben auf lange Zeit ja gesichert sein.«
    Er sah noch zu, wie die Ratte wieder in den Käfig gesetzt wurde und zu fressen begann, als sei nichts geschehen. Dann verließ er mit dem üblichen Kopfnicken den Raum.
     
     
    Ein paar Tage später hatte »Herakles« die 083 Unterlichtfahrt erreicht. Die Entfernung zum Cygnus betrug jetzt noch 27,7 Lichtjahre. Der Raum um sie herum hatte sich kaum verändert, bis auf die Tatsache, dass die Erde verschwunden und die Sonne nur noch als winziger Lichtfleck zu erkennen war. Nur zwei andere Raumer hatten bisher so tief im Raum gestanden wie »Herakles«.
    »Übernehmen Sie die Steuerung, Mr. Gray«, sagte Stafford. »Wir gehen in einer halben Stunde in den Hyperraum. Vergleichen Sie noch einmal die Zielangaben im Großrechner. Unsere Abweichung darf nicht mehr als eine Bogensekunde betragen.«
    Der zartgliedrige blinde Navigator bestätigte gleich darauf die Angaben.
    »Keine Abweichung, Sir. Ich habe alles noch einmal durchgerechnet. Wir springen sechs Lichtjahre voraus und werden auf derselben magnetischen Navigationslinie wieder rematerialisieren.«
    »Ich verlasse mich auf Sie und Ihr Können«, betonte der Commander.
    Kane Gray hatte bereits fünf Hypersprünge hinter sich. Aber es waren nur kleinere Sprünge in die andere Dimension, die jeweils ein paar Monate betragen hatten. Aber so weit wie jetzt hatte er sich auch noch nie von der Erde entfernt.
    Stafford blickte noch einmal intensiv auf den Bildschirm und prägte sich das glosende Auge von Cygnus X-1 ein. Nachher würde er es für lange Zeit nicht mehr sehen können und sich in einem Kontinuum befinden, das vom Verstand her nur schwer erfassbar war.
    Die Plasmascheibe drohte stumm herüber wie ein Unheil verkündendes Auge, das alle zu hypnotisieren schien. Deutlich waren die wechselnden Farben zu erkennen, die zu dem unsichtbaren gefräßigen Black Hole hinüberdrängten und dort in einem unvorstellbaren Prozess regelrecht verschlungen wurden. Das Ding fraß gierig und unermüdlich Millionen Tonnen von Materie und saugte sie auf.
    Stafford prägte sich auch die Bordzeit genau ein, obwohl das Bordgehirn alle Informationen sorgfältig speicherte.
    Dann war es so weit. Das Hypertriebwerk wurde gezündet und begann zu arbeiten.
    Von dem Augenblick an, als »Herakles« Lichtgeschwindigkeit erreichte, begann sich alles zu ändern und ein albtraumhaftes Szenario begann übergangslos.
    Zuerst setzte bei Stafford der logisch denkende Verstand aus – ein Augenblick, den er immer fürchtete und der anfangs panische Angst in ihm aufsteigen ließ, nämlich die Angst, sich vor den anderen in irgendeiner Weise zu blamieren.
    Er wusste nicht, dass es den anderen ebenso erging. Er bemühte sich zwar um Haltung, doch dann verschwamm alles und wurde in den Konturen unscharf.
    Er lehnte sich zurück und fühlte sich als zweidimensionales Wesen, das nicht imstande war, die einfache dritte Dimension zu begreifen.
    Die Zentrale erinnerte ihn an eine Szene unter Wasser. Wellenförmige Bewegungen liefen hindurch, verzerrten die Konturen und ließen die anderen frei im Raum herumschweben.
    Frank Beauregard wurde zu einer formlosen und mysteriösen Figur, die sich ins Unendliche verzerrte, dann spiegelverkehrt wurde und sich in riesige Tropfen
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