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Am Abgrund der Zeit (Science-Fiction-Roman) (German Edition)

Am Abgrund der Zeit (Science-Fiction-Roman) (German Edition)

Titel: Am Abgrund der Zeit (Science-Fiction-Roman) (German Edition)
Autoren: Manfred Wegener
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Astrophysiker Clark Colnar saß vor dem Terminal und steuerte über eine Monitorreihe den Antrieb für Unterlichtfahrt nach. Auf dem Bildschirm war die Schwärze des Alls zu sehen und ein paar grell blitzende Punkte, die sich kaum bewegten.
    Auf einem zweiten Monitor war das Ziel deutlich zu sehen. Cygnus X-1, die Sonne mit der gewaltigen Leuchtkraft. Daneben zeigte ein dritter Monitor die harte Röntgenstrahlung des Black Hole. Gleichzeitig wurden die unregelmäßigen Impulse aufgezeichnet und an die Zentrale übermittelt.
    »Alle Systeme arbeiten einwandfrei«, meldete Colnar. »Es gibt weder Unregelmäßigkeiten noch Störungen.«
    Stafford, der mühelos den Ingenieur vom Wissen und der Erfahrung her ersetzen konnte, musterte die Monitoren und Kontrollen.
    »Das ist fast zu perfekt«, meinte Stafford. »Ich habe es bei meinen Fahrten zum Mars noch nie erlebt, dass alles reibungslos ablief.«
    »Stimmt, Commander. Bisher gab es immer Pannen. Zumindest ein paar kleine. Die letzte passierte mit dem Hypertriebwerk.«
    »Ich weiß, Colnar. Es beschleunigte bei der Rückkehr nicht. Ich möchte das vorher kurz erproben, damit wir nicht in dieselbe Situation geraten und lange Jahre verlieren. Wir werden es für fünf Sekunden einschalten, um die Funktion zu überprüfen.«
    Der Ingenieur sah Stafford von der Seite her an.
    »Fünf Sekunden kosten uns etwa sieben Tonnen Wismut als Stützmasse, Commander«, gab er zu bedenken. »Unser Arbeitsmedium ist aber nur auf plus vier Prozent ausgelegt.«
    »Uns bleibt für insgesamt sechs Hypersprünge noch ein Rest übrig. Das können wir ohne Weiteres verantworten. Unsere Geschwindigkeit wird dabei nur unmerklich zunehmen. Erst ab dreißig Sekunden beginnt die Geschwindigkeit proportional im Quadrat zuzunehmen. Aber ich muss Gewissheit haben. Unser Erfolg hängt vom Hypertriebwerk ab, sonst können wir uns jahrzehntelang auf Eis legen lassen.«
    Colnar wusste das natürlich auch. Wenn das Hypertriebwerk versagte oder nicht einwandfrei arbeitete, waren sie Gefangene der Zeit. Sie konnten sich zwar auf fast unbegrenzte Zeit in den Tiefschlaf versetzen lassen, aber gewonnen hatten sie damit nichts. Wahrscheinlich wären nach einigen Jahrzehnten die lebenserhaltenden Biotope längst zusammengebrochen und abgestorben.
    »Natürlich, Commander. Dann schalte ich jetzt auf Probelauf.«
    Stafford sah zu, wie bunte Dioden aufleuchteten und auf einem der Monitoren ein Programm erschien, mit dem ein normaler Sterblicher absolut nichts anfangen konnte.
    Über die Bordsprechanlage sprach er einige Worte zur Information.
    »Commander an Crew: Fünf Sekunden lang Probelauf des Hypertriebwerkes. Es werden keine sichtbaren Veränderungen eintreten, bis auf die Tatsache, dass wir stark beschleunigen. Ende.«
    Das Triebwerk lief an. Nur ein kaum spürbares Zittern lief durch das Schiff. Es war so gering, dass es kaum jemand wahrnahm.
    »Herakles« beschleunigte mit atemberaubenden Werten. Auf den Monitoren war über dem Wulst lediglich ein ionisierendes Flimmern zu erkennen, das gleich wieder erlosch.
    Als Stafford nickte, schaltete der Ingenieur ab.
    »Einwandfrei, Colnar.« Staffords Stimme klang irgendwie erleichtert.
    »Ja, sehr präzise und genau«, pflichtete Colnar bei. Er sah Stafford wieder von der Seite her an.
    »Sie wollen etwas sagen, Colnar? Ich fühle es. Fragen Sie.«
    Der Ton zwischen den beiden Männern war nicht so distanziert wie bei den anderen der Crew. Stafford und Colnar kannten sich bereits von der ersten Mars-Expedition her.
    »Ich wollte nur Ihre persönliche Meinung über ›Danae‹ hören. Sie sind ebenso Astrophysiker wie ich. Bisher wurden die unmöglichsten Theorien aufgestellt. Aber es waren nichts weiter als ziemlich banale Umschreibungen gewisser feststehender Fakten.«
    »Um keine unnötige Unruhe hervorzurufen«, stimmte Stafford zu. »Sehen Sie sich das Ding da weit vor uns an. Dort lauert ein gieriger Moloch, wohl das Bizarrste im ganzen Universum. Dieses schwarze Ungeheuer ist ein kosmisches Abflussloch, wenn man es so nennen will, oder eine Lücke im Gewebe des Universums. Dort befindet sich das Ende von Raum und Zeit – und dort endet auch unser bekanntes Universum.«
    Auf dem Monitor war das glosende Auge von Cygnus X-1 zu sehen. Wie eine flache Plasmascheibe sah es aus. Immer wieder wechselten die Farben in ein unheimliches Weißblau. Gleichzeitig schlängelten sich dünne Plasmafäden in spiralförmigen Bahnen zu dem kleinen unsichtbaren Loch im
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