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Am Abgrund der Zeit (Science-Fiction-Roman) (German Edition)

Am Abgrund der Zeit (Science-Fiction-Roman) (German Edition)

Titel: Am Abgrund der Zeit (Science-Fiction-Roman) (German Edition)
Autoren: Manfred Wegener
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Zentrum.
    Es wirkte faszinierend und schaurig-schön zugleich. Aber das scheinbar friedliche Bild täuschte. Dort fraß das Ungeheuer unvorstellbare Mengen Energie und Masse in sich hinein.
    »Der Raumer ›Danae‹ ist dort eingedrungen«, sagte Stafford. »Jedenfalls gehe ich von der Tatsache aus. Beim Eintauchen ist er zur Nichtexistenz zusammengequetscht worden. Und doch ist etwas von ihm übrig geblieben, nämlich jenes spindelförmige Ding. Nach neuesten Erkenntnissen passiert da etwas ganz anderes. Eine Verformung findet statt. Ich nehme an, dass am anderen Ende ein Weißes Loch existiert, das alle Vorgänge umkehrt, sie gleichzeitig aber abstrakt werden lässt. Vielleicht hat die Crew der ›Danae‹ noch das andere Universum gesehen, wie wir es uns nicht vorstellen können.«
    »Aber der Zeitfaktor«, warf Colnar ein. »Sie waren viel zu schnell wieder zurück.«
    »Möglicherweise hat sich in der Nähe des Holes die Raumzeit so verformt, dass sie abstrakt und entartet ist. Der Rest des Schiffes wurde in Nullzeit zurückgeschleudert.«
    »So ähnlich habe ich es mir auch vorgestellt. Ich frage mich nur, ob es jemand überlebt hat.«
    »Wohl kaum«, erwiderte Stafford trocken. »Wer überlebt es schon, wenn er ein paar Kilometer in die Länge gezogen wird?«
    »Sie hatten Beiboote, genau wie wir«, wandte Colnar ein.
    Auf Staffords Stirn bildete sich eine nachdenkliche Falte.
    »Die Möglichkeit könnte man in Betracht ziehen. Nur gibt es für sie dann keine Rückkehr mehr. Trotzdem glaube ich nicht daran. Es ist unwahrscheinlich, dass sie mit den Beibooten entkommen sind. Die kleinen Boote sind denselben Gesetzen unterworfen wie das große Schiff.«
    »Und wir sollen da ebenfalls eindringen«, überlegte Colnar laut. »Eigentlich ist der Gedanke unvorstellbar, von diesem Monster gefressen zu werden und vielleicht trotzdem zu überleben.«
    »Haben Sie Angst?«, fragte Stafford spöttisch.
    »Nein. Seltsamerweise überhaupt nicht. Dabei bin ich eher von einer geradezu fanatischen Neugier besessen. Ich muss wissen, was sich darin oder dahinter verbirgt, auch wenn es mein Leben kostet. Ich rechne mir ohnehin keine großen Chancen aus, Commander.«
    »Eine ehrliche Einstellung, aber ein wenig zu pessimistisch. Jeder hat eine Chance, auch wir. Und wir werden Sie nutzen. Verlassen Sie sich darauf, Colnar.«
    Stafford warf noch einen letzten Blick auf die Borduhr, ehe er Colnar kurz zunickte und hinausging.
     
     
    Überall und in allen Sektionen des Schiffes tauchte er auf und untersuchte pedantisch genau Instrumente, Kontrollen und Aggregate, bis er sich vom einwandfreien Funktionieren überzeugt hatte.
    Auch in der Biosphäre erschien er wieder.
    Hather Torlan verzog etwas grämlich das Gesicht, als schon wieder eine Inspektion erfolgte.
    »Einwandfreie Funktionen, Sir«, meldete er. »Es sind keine Veränderungen eingetreten.« Seine Stimme klang ein wenig resigniert.
    »Das möchte ich auch nicht hoffen. Immerhin sind wir noch nicht lange unterwegs.«
    Die Luft roch hier besonders intensiv. Der Computer schickte eine frische Brise über den künstlichen See, der leise flüsternd die dschungelähnliche Flora sanft bewegte. Kleine Wellen liefen an den Strand der Liliputwelt. Stafford blickte zwei bunten Vögeln nach, die kreischend in dem Miniaturdschungel verschwanden.
    Wendre Torlan und die Russin Katja Fedorowna kontrollierten die Anzeigen der gewaltigen Umwälzpumpen, Filteranlagen und Eiweißabschäumer, die für das biologische Gleichgewicht sorgten. Gerade wurde ein neues Programm eingegeben, das wieder für kurze Dämmerung und anschließende Dunkelheit sorgte. Dabei kühlte sich die Biosphäre auch langsam etwas ab.
    »Wie arbeiten die Verbundreaktoren?«, wollte Stafford wissen. »Erzeugen sie genug Wasserstoff?«
    »Ja, Sir, eine genau berechnete Menge. Der Ausstoß bleibt konstant. Stickstoffbildung ebenfalls normal. Sauerstoff wurde auf zwei Werte erhöht. Zusatz von Edelgasen ein Prozent. Kohlendioxyd wird alle zwei Tage über die Klimaanlage neu erzeugt.«
    »Wie vermehren sich die Algen im Verbundreaktor?«
    »Wie erwartet, Sir. Ganz normal.«
    Jetzt klang Hather Torlans Stimme noch resignierter, als sich sein wehmütiger Blick entsagungsvoll über dem Wasser verlor. Der Commander ging ihm mit seiner Pedanterie mächtig auf die Nerven, und er schien außerdem alles anzuzweifeln, denn trotz der Auskünfte überprüfte er jedes einzelne Programm.
    Der Hydrologist atmete auf, als Stafford endlich
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