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Am Abgrund der Zeit (Science-Fiction-Roman) (German Edition)

Am Abgrund der Zeit (Science-Fiction-Roman) (German Edition)

Titel: Am Abgrund der Zeit (Science-Fiction-Roman) (German Edition)
Autoren: Manfred Wegener
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Verschiedenfarbige Rohre mündeten in die Glasbehälter, Leitungen zogen sich an den Wänden entlang. Über allem lag ein undefinierbarer Geruch.
    Bonelli wies einladend auf die technische Einrichtung. Sein makabrer Humor feierte wieder mal Triumphe.
    »Der Mumiensaal«, sagte er freundlich. »Heute erfolgt die Einbalsamierung natürlich technisch und vollautomatisch. Die Eingeweide bleiben drin, und auch das Gehirn wird nicht mehr mit Haken durch die Nase herausgezogen, wie es bei den alten Pharaonen  …«
    »Das reicht, Doktor«, unterbrach Staffords harte Stimme seine lebhaften Ausführungen. »Die Crew ist unglaublich beeindruckt von Ihrem geschichtlichen Wissen über die Bräuche alter Ägypter. Sind Ihre Aggregate alle in einwandfreiem Zustand?«
    Bonelli schluckte betroffen. Seine Antwort kam etwas kleinlaut.
    »Ja, Sir, keine Störungen. Alle Geräte arbeiten mit der zu erwartenden Präzision. Ich wollte der Crew nur die Angst nehmen, die man beim Betrachten der technischen Apparatur empfindet.«
    »Ja, das haben Sie sicherlich auch geschafft«, bemerkte der Commander trocken. »Sie sehen es an den glücklichen Gesichtern.«
    Bonelli blieb etwas zusammengeschrumpft zurück, als die anderen ihren Inspektionsgang fortsetzten.
    Nacheinander wurden die anderen Stationen besichtigt. Stafford kontrollierte alles höchstpersönlich und überließ Clark Colnar, dem Astrophysiker und Ingenieur den vollautomatisch arbeitenden Maschinenraum.
    Da alle Crewmitglieder Doppel- und Dreifachfunktionen besaßen, kam das riesige Schiff mit einer Besatzung von einem guten Dutzend Leuten aus. Mehr waren nicht erforderlich. Fast alles lief automatisch ab und wurde vom Bordgehirn und den anderen Großrechnern in der Zentrale gesteuert.
    Nach einer guten Stunde war der Rundgang beendet. Blieb noch eine Stunde bis zum endgültigen Start. Stafford beabsichtigte, sich in dieser verbleibenden Zeit das Wrack der »Danae« noch einmal aus unmittelbarer Nähe anzusehen, wie es mit Raumadmiral Sinner abgesprochen war.
    »Herakles« setzte sich in Bewegung. Im Maschinensaal begannen Aggregate zu wummern. Umformerbänke summten leise. Stützmasse wurde in die Brennkammern eingespritzt. Turbopumpen jaulten, bis alles zu einem gleichmäßigen Arbeitstakt verschmolz. Jetzt war nur noch ein fernes Singen im äquatorialen Ringwulst zu hören.
    Die Beschleunigung wuchs in Sekundenquadrat. Im Innern war davon nichts zu spüren. Es traten keine Beharrungskräfte auf, wie es bei anderen Raumern noch vor einem Jahrzehnt üblich gewesen war. Hier veränderte sich nichts, außer, dass »Herakles« mit atemberaubenden Werten den Orbit verließ und dem Mond entgegen raste.
    Mühelos wurde die Distanz von mehr als 384.000 Kilometern in achtzehn Minuten überbrückt.
    »Sehr beachtlich«, lautete Staffords trockener Kommentar. »Das war allerdings nur ein Bruchteil der Ausströmgeschwindigkeit.«
    Auch das sofort wieder eingeleitete Bremsmanöver zeigte keine Material erschütternden Werte. Restlos wurden die Beharrungskräfte neutralisiert.
    Auf dem riesigen Bildschirm tauchte das blatternarbige Gesicht des irdischen Trabanten auf. Es füllte den größten Teil des Schirms aus und war auch durch die seitlichen »Fenster« zu sehen. Sie waren aus molekularverdichtetem Spezialglas und hart wie Titan.
    »An Backbord zwölf treibt der Raumer«, meldete der Erste Offizier Holger Leach. Sein kantiges Gesicht war angespannt, die Augen etwas zusammengekniffen.
    »Danae« geriet jetzt ins Bild. Zwei terranische Raumkreuzer waren in unmittelbarer Nähe stationiert. Ein halbes Dutzend Männer in Raumanzügen machten sich an dem unheimlichen Gebilde zu schaffen.
    Man konnte es wirklich nur als »Ding« bezeichnen, dachte der Commander. Niemand wäre auf die Idee gekommen, »Danae« als ehemaliges Raumschiff zu sehen.
    Aus der Nähe sah es noch viel schlimmer und Furcht einflößender aus als auf dem Holoschirm.
    Die Außenhülle war teilweise mit feinen, grünlich schillernden Kristallen überzogen. Andere Stellen waren kohlschwarz – wie verbrannt.
    »Wahrhaftig, ein Danaergeschenk«, murmelte der Zweite Offizier Pit Cramer. »Ein Geschenk von den Sternen. Ich kann mir bei aller Fantasie nicht vorstellen, was die Männer erlebt haben.«
    »Dann sollten Sie Ihrer Fantasie etwas mehr Spielraum gönnen«, bemerkte Stafford mit der ihm eigenen Kühle. »Schließlich sind Sie darauf trainiert worden, Mr. Cramer.«
    »Das schon, Sir, aber es fällt sehr schwer. Bisher
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