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Am Abgrund der Zeit (Science-Fiction-Roman) (German Edition)

Am Abgrund der Zeit (Science-Fiction-Roman) (German Edition)

Titel: Am Abgrund der Zeit (Science-Fiction-Roman) (German Edition)
Autoren: Manfred Wegener
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konnten. Um die restliche Zeit zu überbrücken, Proviant, Wasser und Luft zu sparen, wurde ein Großteil der Besatzung in eine Art kryobiologischen Tiefschlaf versetzt, der alle Lebensfunktionen außer Kraft setzte. Die Tiefschläfer waren, rein medizinisch gesehen, tot. Doch der Kälteschlaf erhielt ihr Leben trotzdem. Dabei erfolgte die Vereisung derart schnell, dass keine einzelne Körperzelle Zeit zum Absterben fand.
    Inzwischen war das monströse Objekt aus der Fernerfassung endgültig ausgewandert und im Kernschatten des Mondes verschwunden.
    Duke B. Stafford fragte sich insgeheim, was man mit dem Gebilde anfangen würde. Es ewig um eine lunare Kreisbahn treiben lassen, auf die Erde zurückholen, was ziemlich unwahrscheinlich war, oder es wieder in den Tiefen des Raumes verschwinden lassen? Aber diese Frage stand jetzt nicht zur Debatte.
    Sinners kühle Stimme unterbrach die Sitzung.
    »Der Shuttle wird Sie in einer Stunde in die Kreisbahn bringen. Start zum Cygnus X-1 erfolgt in viereinhalb Stunden. Wie ich vorhin schon erwähnte, können Sie sich ›Danae‹ noch einmal aus der Nähe ansehen.«
    »Damit wir wissen, was uns eventuell auch bevorstehen könnte«, meinte Bonelli, der einen Hang zum Makabren hatte.
    »Die Risiken sind nun einmal unwägbar«, betonte der Admiral. »Aber Sie haben sich ja alle freiwillig gemeldet. Wenn Sie erfolgreich zurückkehren und einen Weg gefunden haben, der in andere Universen oder Galaxien führt oder der Zeitreisen ermöglicht, sind Sie die Männer, die man mit früheren Entdeckern vergleichen kann. Ihre Namen werden bis in alle Ewigkeiten festgeschrieben werden.«
    »Und wenn nicht«, bemerkte Bonelli leise zu Beauregard, »dann kehren wir auch als endlos lange Bandnudel zurück. Wer weiß, wie wir dann aussehen werden. Stellen Sie sich mal vor, Sie seien ein paar Kilometer lang. Dann ist allein Ihr Blinddarm  …«
    »Hören Sie bloß auf, Mann«, knirschte Beauregard erbittert. »Sie sind der Einzige, vor dem ich Angst habe. Das Black Hole im Cygnus bereitet mir weniger Kopfzerbrechen als Ihr Vereisungsprozess, den ich über mich ergehen lassen muss. Was ist, wenn ich nicht mehr aus dem Kälteschlaf erwache, he?«
    Bonellis pausbäckiges Gesicht legte sich in Falten.
    »Hm. Dann können Sie mich als erfolglosen Leichenbestatter bezeichnen. Aber keine Angst, das merken Sie gar nicht mehr. Einmal gestorben, immer tot.«
    Beauregard warf dem Arzt einen erbitterten Blick zu. Er wollte gerade eine geharnischte Antwort geben, als Commander Stafford sie nachdrücklich aus dem Raum dirigierte. »Beeilung, meine Herren. Ich schlage vor, dass Sie Ihre aufschlussreiche Diskussion später an Bord fortsetzen. Das Shuttle wartet.«
     
     
    »Herakles« war in seinen Dimensionen noch größer und gewaltiger, als die Crew sich den Raumer vorgestellt hatte. Er glich einer abgeplatteten Kugel von fast siebenhundert Meter Durchmesser. Ein äquatorialer Wulst umlief das Schiff. In einer Verdickung des oberen Pols befand sich die Steuerzentrale mit dem komplizierten Bordgehirn. Im umlaufenden Wulst waren die beiden Antriebe untergebracht. Der eine für interstellaren Flug unterhalb der Lichtgeschwindigkeit, der andere für den begrenzt einsetzbaren Hyperflug, der »Herakles« durch das fünfdimensionale Raumzeitgefüge dem Cygnus-Nebel sprunghaft näher bringen sollte. Sobald der Hyperflug einsetzte, übernahm der blinde Navigator Kane Gray die Verantwortung für Crew und Raumer, denn nur er war in der Lage, sich dort zurechtzufinden. Gray besaß ein unwahrscheinliches Anpassungsvermögen, wie Stafford feststellte. Der Blinde bewegte sich so zielsicher durch die große Schleuse der »Herakles« wie jeder andere auch.
    Einer nach dem anderen verließ durch einen schlauchartigen Tunnel das angedockte Shuttle.
    Stafford, der es als Letzter verließ, verabschiedete sich mit einem militärischen Gruß von den beiden Piloten. Ein Knopfdruck, und hinter ihm wurde die Schleuse geschlossen. Sekunden später legte auch das Shuttle ab und kehrte zur Erde zurück.
    Von jetzt an waren sie allein auf sich gestellt. Ein Dutzend Männer und zwei Frauen, die unverzüglich ihre Plätze einnahmen.
    »Theoretisch kennen wir das Schiff bis ins letzte Detail«, sagte Stafford in die gespannte Ruhe hinein. »Wir haben es im Simulator so lange geflogen, dass jeder mit seiner Aufgabe fest verwachsen ist. Da wir bis zum Start noch fast zwei Stunden Zeit haben, werde ich Sie durch die wichtigsten Stationen
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