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Alteuropa-Trilogie 3 - Das Lied der Erde

Titel: Alteuropa-Trilogie 3 - Das Lied der Erde
Autoren: Mary Mackey
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hatte sich verändert, seit sie das Brot der Finsternis geschluckt hatte –und dennoch war plötzlich alles anders.
    Marrah reichte Luma den Wasserschlauch, forderte sie auf, reichlich davon zu trinken, und ließ sie dann ihre Vision dreimal wiederholen. Beim dritten Mal war Luma sicher, daß sie nichts Wichtiges ausgelassen hatte.
    Marrah schien der gleichen Ansicht zu sein. Zufrieden lehnte sie sich zurück, ließ Lumas Hände los und begann ihr von ihrer eigenen Vision zu erzählen, die überraschend kurz gewesen war. Sie erklärte, Batal sei ihr in Gestalt einer gewöhnlichen Ringelnatter erschienen. Die Schlange hatte Marrah gesagt, sie solle Sie in Sicherheit bringen. Marrah solle in den »Westen jenseits des Westens jenseits des Westens gehen«, hatte die Schlange erklärt, und an jedem Ort, wo sie Rast einlegte, eine der heiligen Schuppen der Schlange zurücklassen.
    Als Luma ihre Mutter fragte, wo denn dieser »Westen
jenseits
des Westens Jenseits des Westens« wäre, und wie man Schuppen von einer Ringelnatter zurücklassen könnte, die nur in der Traumwelt existierte, erwiderte Marrah, sie habe keine Ahnung, sie werde den Befehl der Göttin aber mit der Zeit sicherlich verstehen. In der Zwischenzeit war sie mehr daran interessiert, Lumas Traum zu interpretieren. Sie saß eine Zeitlang schweigend und mit geschlossenen Augen da. Schließlich öffnete sie die Augen wieder und begann zu sprechen.
    »Zunächst einmal«, sagte sie, »sind die Farben etwas, das fast jeder sieht. Sie sind wie ein Vorhang, der den Eingang zur Traumwelt verhüllt. Du bist mühelos durch diesen Vorhang hindurchgekommen, was ein gutes Zeichen ist. Die Leere ist ebenfalls für alle da. Einige Menschen gelangen niemals darüber hinaus. Sie ertragen es nicht, nicht zu wissen, wer sie sind oder ob sie überhaupt existieren. Charakterschwache Menschen verirren sich manchmal in der Leere und finden nicht wieder heraus. Das ist der Grund, warum jemand, der noch nicht in die Geheimnisse der Dunklen Mutter eingeweiht wurde, niemals die Traumwelt betreten darf, ohne daß ein Lehrer in seiner Nähe ist, der ihn führen kann, wenn er sich verirrt.« Sie brach ab und schwieg so lange, daß Luma überlegte, ob sie schon fertig war. Schließlich sprach Marrah erneut.
    »Ich glaube, diese Vision von dir und Keru, wie ihr zusammen in meinem Leib schwimmt, ist die erste echte Vision, die die Göttin dir gewährt hat. Sie bedeutet, daß ihr beide, du und Keru, euch schon geliebt habt, bevor ihr geboren wurdet. In Kataka heißt es, daß Zwillinge zwei Menschen sind, die ein Leben miteinander teilen – was die Nomaden ›Seele‹ nennen würde. Du und Keru, ihr scheint im Diesseits ein Mann und eine Frau zu sein. Aber in der Traumwelt seid ihr wie meine alte Lehrerin: ein einziges Wesen, das sowohl männlich als auch weiblich ist.
    Die zweite Vision, die wo ihr kleine Kinder seid und zusammen in der Sonne sitzt und über den Hund sprecht, ist eine weitere Erinnerung daran, wie nahe ihr beide, du und Keru, euch immer gestanden habt. Hier hat die Göttin dich daran erinnert, daß du und dein Bruder früher einmal eine Geheimsprache hattet, die niemand sonst verstand.
    Die dritte und letzte Vision ist die wichtigste, denn sie enthält möglicherweise das Geheimnis, wie wir Kerus Leben retten können. Wenn ich deine Vision richtig interpretiere, hat Batal die Gabe, um die wir Sie gebeten hatten, irgendwo in den Dingen versteckt, die du gesehen hast. Sag mir, was war das seltsame Ding in deinem Traum?«
    Das Ding, an das Luma sich noch am lebhaftesten erinnerte, war das Spinnennetz mit Keru, der in der Mitte des Netzes in einem engen Kokon aus Spinnwebfäden gezappelt hatte; aber als sie Marrah dies sagte, schüttelte ihre Mutter den Kopf.
    »Nein, das kann es nicht sein. Das Netz ist zu offensichtlich. Batal hinterläßt ihre Botschaften nie an Orten, wo man sie zu finden erwartet. Als du dieses Netz gesehen hast, hast du sicher sofort erkannt, daß es Changars Netz war. Zum Glück ist Changar tot, so daß in dem Netz keine Spinne mit einem menschlichen Kopf hockte, die nur darauf wartete, ihre Giftzähne in deinen Körper zu graben, aber Changar hat Keru hilflos zurückgelassen. Oder, um es einfacher auszudrücken: Changar hatte nicht mehr Kerus ganze Seele in Besitz, aber er hatte noch immer Macht über ihn. Vielleicht hat Changar Kerus Fieber benutzt, um ihn in den Tod zu ziehen, aber du hast Keru aus dem Kokon befreit und ihn gerettet.«
    »Aber wenn
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