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Alter schützt vor Scharfsinn nicht

Alter schützt vor Scharfsinn nicht

Titel: Alter schützt vor Scharfsinn nicht
Autoren: Agatha Christie
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Andrew. »Daraus könntest du eine Geschichte machen – ein ganzes Buch schreiben…«
    »Zu viele Namen, zu kompliziert«, erklärte Deborah. »Wer will so ein Buch lesen?«
    »Du würdest staunen«, sagte Tommy, »wenn du wüsstest, was die Leute alles lesen – und auch noch schön finden!«
    Tommy und Tuppence sahen sich an.
    »Kann ich morgen ein bisschen Farbe bekommen?«, fragte Andrew. »Vielleicht besorgt Albert welche und hilft mir. Wir malen den neuen Namen ans Gartentor.«
    »Und dann wissen die Schwalben, dass sie im nächsten Sommer zurückkehren können«, sagte Janet.
    »Gar keine schlechte Idee«, erklärte Deborah.
    » La Reine le veult – die Königin hat gesprochen.« Tommy verbeugte sich vor seiner Tochter, die es für ihr Vorrecht hielt, alle Familienprobleme in letzter Instanz zu entscheiden.

31
     
    » W as für ein köstliches Essen es war«, sagte Tuppence und ließ ihren Blick in die Runde schweifen.
    Sie hatten das Esszimmer verlassen und sich in der Bibliothek um einen niedrigen Kaffeetisch versammelt. Es gab Brandy und Likör.
    Mr Robinson – genau so gelb und noch umfangreicher, als Tuppence ihn sich vorgestellt hatte – goss aus einer großen, schönen Kanne aus der Zeit George’ II Kaffee ein. An seiner Seite saß Mr Crispin, der hier offenbar unter dem Namen Horsham bekannt war. Oberst Pikeaway saß neben Tommy, der ihm, ziemlich zögernd, eine Zigarette angeboten hatte.
    Pikeaway drückte sein Erstaunen aus und sagte: »Aber ich rauche nie nach dem Abendessen!«
    Miss Collodon, die auf Tuppence einen ziemlich furchterweckenden Eindruck machte, rief: »In der Tat, Oberst? Das ist sehr, sehr interessant!« Sie wandte sich an Tuppence: »Was haben Sie für einen wohlerzogenen Hund, Mrs Beresford!«
    Hannibal, der unter dem Tisch lag und den Kopf auf dem Fuß seiner Herrin ruhen ließ, sah mit trügerischem, lammfrommem Blick auf und bewegte leicht den Schwanz.
    »Nach allem, was ich gehört habe, soll er sehr scharf sein.« Mr Robinson warf einen erheiterten Blick auf Tuppence.
    »Sie sollten ihn mal in Aktion sehen!« Das war Mr Crispin alias Horsham.
    »Oh, wenn er zum Essen eingeladen ist, benimmt er sich sehr manierlich«, erklärte Tuppence. »Er genießt es und kommt sich wie ein feiner Hund bei den oberen Zehntausend vor.« Sie sah Mr Robinson an. »Es war wirklich ganz reizend von Ihnen, dass Sie ihm eine Einladung geschickt und ihn mit Leber bewirtet haben. Es ist sein Lieblingsgericht.«
    »Alle Hunde mögen Leber«, behauptete Mr Robinson. »Ich habe gehört – «, er sah Mr Crispin an, »dass ich bei einem Besuch im Hause von Mr und Mrs Beresford in Stücke gerissen werden könnte.«
    »Hannibal ist äußerst pflichtbewusst«, erklärte Mr Crispin. »Er ist ein glänzend abgerichteter Wachhund, und das vergisst er nie.«
    »Dass Sie als Abwehrmann seine Gefühle sehr gut verstehen, ist selbstverständlich.«
    Mr Robinson zwinkerte.
    »Sie und Ihr Mann haben uns hervorragende Dienste geleistet, Mrs Beresford«, sagte er dann. »Wir sind in Ihrer Schuld. Oberst Pikeaway hat mir erzählt, dass Sie die ganze Sache in Gang gebracht haben.«
    »Ach, das ist einfach passiert«, meinte Tuppence verlegen. »Ich… ja, ich war nur neugierig. Ich wollte Klarheit haben!«
    »Ja, so habe ich es auch aufgefasst. Und jetzt empfinden Sie vermutlich eine ebenso natürliche Neugier für die Hintergründe dieser Affäre?«
    Tuppence wurde immer verlegener und ihre Antwort geriet ziemlich unzusammenhängend. »Oh – ja, natürlich – ich meine, es ist mir klar, dass alles sehr geheim ist – es soll nicht darüber geredet werden – und dass wir keine Fragen stellen sollen –, weil Sie uns nichts erzählen dürfen. Das sehe ich natürlich ein.«
    »Aber ich hätte gern eine Frage gestellt. Wenn Sie sie beantworten, machen Sie mir eine sehr große Freude.«
    Tuppence sah ihn erstaunt an.
    »Ich kann mir nicht vorstellen…« Sie schwieg.
    »Sie haben eine Liste – das weiß ich von Ihrem Mann. Er hat mir nicht verraten, was darauf steht. Das ist durchaus korrekt. Sie ist Ihr privates Eigentum. Aber mir geht es wie Ihnen! Ich leide an Neugier.«
    Wieder zwinkerte er. Plötzlich entdeckte Tuppence, dass sie ihn gern mochte.
    Sie schwieg kurze Zeit, dann hustete sie und begann, in ihrer Abendtasche zu kramen.
    »Es ist furchtbar albern«, sagte sie. »Es ist sogar mehr als albern, es ist verrückt!«
    Mr Robinson reagierte ziemlich unerwartet. »›Wahn, Wahn, überall Wahn!‹ Das
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