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Alter schützt vor Scharfsinn nicht

Alter schützt vor Scharfsinn nicht

Titel: Alter schützt vor Scharfsinn nicht
Autoren: Agatha Christie
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Goldfischen und ein Hamster in einem Häuschen gehörten.
    »Das ist also euer neues Haus«, sagte Deborah und umarmte ihre Mutter. »Es gefällt mir! Es gefällt mir sehr.«
    »Können wir in den Garten gehen?«, fragte Janet.
    »Nach dem Tee«, sagte Tommy.
    »Ich möchte Tee trinken«, wiederholte Rosalie. Auf ihrem Gesicht stand deutlich zu lesen: alles der Reihe nach.
    Sie gingen ins Esszimmer, wo der Tisch gedeckt war mit allem, was das Herz begehrte.
    »Schöne Geschichten, die man über dich zu hören bekommt, Mutter«, sagte Deborah, als sie später wieder im Freien waren. Die Kinder rannten umher und erforschten den Garten, in Gesellschaft von Tommy und Hannibal, der sich ein solches Vergnügen nicht entgehen ließ.
    Deborah, die mit ihrer Mutter immer sehr streng war, weil sie glaubte, man müsste auf sie besonders gut aufpassen, fragte: »Was hast du gemacht?«
    »Ach, wir haben uns schon ganz gut eingerichtet.«
    Deborah wirkte wenig überzeugt.
    »Du hast doch irgendetwas angestellt. Habe ich nicht Recht, Vater?«
    Tommy kam mit Rosalie auf dem Rücken angetrabt. Janet warf begeisterte Blicke über ihren neuen Spielplatz und Andrew betrachtete den Garten mit dem Gehabe eines unbeeindruckten Erwachsenen.
    »Du hast wieder was angestellt«, wiederholte Deborah angriffslustig. »Du hast Mrs Blenkensop gespielt. Wirklich, du bist unverbesserlich! N. und M. feiern Auferstehung. Derek hat es auch schon gehört und mir deshalb geschrieben.« Sie nickte energisch, als sie den Namen ihres Bruders erwähnte.
    »Derek – was kann der schon wissen?«, fragte Tuppence.
    »Derek erfährt immer alles!«, erklärte Tommy.
    »Und du?« Jetzt ging Deborah auf ihren Vater los. »Du hast dich auch wieder in so was eingelassen! Ich hatte geglaubt, ihr wärt hergezogen, um euch friedlich zur Ruhe zu setzen und das Leben zu genießen.«
    »Das hatten wir auch vor«, erwiderte Tommy, »aber das Schicksal hat es anders gewollt.«
    »›Tor des Schicksals‹«, begann Tuppence, »›Höhle des Unglücks, Festung der Angst…‹«
    »Flecker«, sagte Andrew und genoss es, sein Wissen zur Schau stellen zu können. Er schwärmte für Lyrik und wollte einmal ein Dichter werden. Er sagte die ganze Strophe her:
     
    »›Vier große Tore hat die Stadt Damaskus.
    Tor des Schicksals, Wüstentor, Höhle des U n glücks,
    Festung der Angst.
    Ziehe nicht darunter durch, Karawane,
    nicht singend… hörst du die Stille,
    die toten Vögel schweigen, und dennoch etwas
    wie ein Vogel singt?‹«
     
    In merkwürdiger Übereinstimmung flog plötzlich ein Schwarm Vögel vom Dach auf.
    »Was sind das für Vögel, Oma?«, fragte Janet.
    »Schwalben, die sich auf den Weg in den Süden machen.«
    »Kommen sie nie mehr zurück?«
    »Doch, im nächsten Sommer.«
    »Und dann fliegen sie durch das ›Tor des Schicksals‹!«, sagte Andrew voll Selbstzufriedenheit.
    »Unser Haus hieß mal Schwalbennest«, sagte Tuppence.
    »Aber ihr wollt nicht bleiben, nicht?«, fragte Deborah. »Vater hat geschrieben, ihr sucht nach einem neuen Haus.«
    »Warum?«, fragte Janet, die Wissbegierige der Familie. »Mir gefällt es!«
    »Ich kann dir ein paar Gründe nennen«, sagte Tommy, zog ein Blatt Papier aus der Tasche und begann vorzulesen:
     
    »Schwarzer Pfeil
    Alexander Parkinson
    Oxford und Cambridge
    Viktorianische Porzellanstühle
    Grin-hen-lo
    Ka-Ka
    Mathildes Bauch
    Kane
    Wahreliebe.«
     
    »Willst du wohl still sein, Tommy! Das ist meine Liste! Sie geht dich nichts an«, sagte Tuppence.
    »Was bedeutet es denn?«, fragte Janet. Sie konnte sehr hartnäckig sein.
    »Es hört sich wie aus einem Kriminalroman an«, sagte Andrew, der in seinen weniger poetischen Stunden diese Art der Lektüre bevorzugte.
    »Es ist eine Liste von Hinweisen. Und es ist der Grund, warum wir ein neues Haus suchen«, erwiderte Tommy.
    »Mir gefällt es hier«, wiederholte Janet. »Ich finde es wunderschön.«
    »Es ist ein hübsches Haus«, erklärte Rosalie. »So viele Schokoladenkekse«, fügte sie in Erinnerung an den beladenen Teetisch hinzu.
    »Ich mag es«, verkündete Andrew, als wäre er der Zar von Russland.
    »Warum gefällt es dir nicht, Oma?«, fragte Janet.
    »Aber ich mag es doch!«, rief Tuppence in plötzlicher Begeisterung. »Ich möchte hier leben – hier bleiben.«
    »Tor des Schicksals«, schlug Andrew vor. »Das wäre ein aufregender Name.«
    »Es hieß einmal Schwalbennest«, sagte Tuppence. »Wir können es wieder so taufen.«
    »So viele Hinweise«, sagte
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