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Alter schützt vor Scharfsinn nicht

Alter schützt vor Scharfsinn nicht

Titel: Alter schützt vor Scharfsinn nicht
Autoren: Agatha Christie
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Universität genannt worden. Ach, ja, vermutlich wird uns nie jemand etwas Genaues erzählen können. Glaubst du wirklich, dass Mr Crispin mehr über dieses geheimnisvolle Versteck herausfindet? Wie wär’s mit einem Brunnen? Bankräuber verstecken ihre Beute oft in Brunnen. Obwohl ich finde, dass es ein viel zu feuchter Ort ist. Was glaubst du, wird er wiederkommen, wenn er seine Ermittlungen beendet hat, und weiter auf uns aufpassen?«
    »Ich brauche keinen Aufpasser!«, sagte Tommy.
    »Sei nicht so arrogant!«
    »Ich nehme an, er wird herkommen, um sich zu verabschieden.«
    »Ja. Er hat gute Manieren, findest du nicht auch?«
    »Er wird sich vergewissern wollen, dass es dir wieder gut geht.«
    »Ich bin nur ›verwundet‹, und darum kümmert sich der Doktor.«
    »Nebenbei ist mir aufgegangen, dass es ihm mit seiner Leidenschaft für den Garten ernst ist«, meinte Tommy. »Er hat tatsächlich bei einem Freund gearbeitet, der zufällig der seit einigen Jahren verstorbene Mr Solomon war. Natürlich ist das eine glänzende Tarnung. Er kann es immer gefahrlos erwähnen, weil die Leute hier wissen, dass es stimmt. So fällt weniger Verdacht auf ihn.«
    »Ja, in seinem Beruf muss man an alles denken«, sagte Tuppence.
    Es klingelte an der Haustür und Hannibal stürzte aus dem Zimmer, um jeden Eindringling zu töten, der das Heiligtum zu betreten wagte, dessen Schutz ihm übertragen worden war. Tommy kam mit einem Brief zurück.
    »Er ist an uns beide adressiert, soll ich ihn aufmachen?«
    »Ja, natürlich.«
    Er riss den Umschlag auf.
    »Na«, sagte er dann, »das sind gute Zukunftsaussichten.«
    »Was ist es?«
    »Eine Einladung von Mr Robinson. Wir sollen übernächste Woche zum Abendessen kommen. Er hofft, dass du bis dahin wieder ganz gesund und dein altes, strahlendes Selbst bist. In sein Landhaus, in Sussex.«
    »Ob er uns dann was erzählt, Tommy?«
    »Das halte ich für möglich.«
    »Soll ich meine Liste mitnehmen? Inzwischen weiß ich sie auswendig.«
    Sie begann sie aufzuzählen: »Schwarzer Pfeil, Alexander Parkinson, Oxford und Cambridge, viktorianische Porzellanstühle, Grin-hen-lo, Ka-Ka, Mathildes Bauch, Kane, Wahreliebe…«
    »Hör auf!«, rief Tommy. »Es klingt völlig verrückt!«
    »Ist es auch. Glaubst du, dass noch jemand eingeladen ist?«
    »Vielleicht Oberst Pikeaway.«
    »In diesem Fall«, sagte Tuppence, »stecke ich lieber Hustenbonbons ein. Auf Mr Robinson bin ich wirklich neugierig. Ich glaube einfach nicht, dass er so fett und gelb ist, wie du behauptest. Oh! Tommy, ist das nicht die Woche, in der Deborah uns die Kinder bringen will?«
    »Nein«, antwortete Tommy, »das ist schon am nächsten Wochenende.«
    »Na, Gott sei Dank, dann ist ja alles in Ordnung.«

30
     
    » W ar das nicht ein Wagen?«
    Tuppence lief zur Haustür und spähte freudig erregt die Auffahrt hinunter. Sie erwartete ihre Tochter Deborah mit den drei Kindern.
    Albert tauchte an der Küchentür auf. »Sie können noch nicht hier sein. Nein, das war der Lieferwagen vom Lebensmittelhändler, Madam. Sie werden es nicht glauben – die Eier sind schon wieder teurer geworden. Die Regierung wähle ich nicht nochmal, bestimmt nicht! Diesmal setze ich auf die Liberalen.«
    »Soll ich kommen und mich um die Rhabarber- und Erdbeergrütze kümmern, Albert?«
    »Sie ist schon fertig, Madam. Ich habe Ihnen so oft zugesehen, dass ich genau weiß, wie es geht.«
    »Sie werden es noch zum Chefkoch bringen, Albert. Es ist Janets Lieblingsnachtisch.«
    »Ja, und einen Sirupkuchen habe ich auch gemacht. Der ist besonders für Andrew.«
    »Sind die Zimmer fertig?«
    »Ja. Mrs Shacklebury ist heute sehr zeitig gekommen. Ich habe die Sandelholzseife von Guerlain in Miss Deborahs Bad gelegt. Es ist ihre Lieblingsseife.«
    Tuppence atmete erleichtert auf und war nun ganz sicher, dass alles für die Ankunft ihrer Familie bereit war.
    In der Ferne hörte sie ein Hupsignal und ein paar Minuten später bog der Wagen um die Kurve der Auffahrt. Tommy saß am Steuer. Gleich darauf standen die Gäste auf der Schwelle – Tochter Deborah, eine schöne Frau von fast vierzig Jahren, dann Andrew, fünfzehn, Janet, elf, und Rosalie, sieben.
    »Hallo, Oma!«, rief Andrew.
    »Wo ist Hannibal?«, fragte Janet.
    »Ich möchte Tee trinken!«, sagte Rosalie und sah aus, als bräche sie gleich in Tränen aus.
    Es gab die übliche große Begrüßungsszene. Albert kümmerte sich um das Ausladen der Familienschätze, zu denen ein Wellensittich, ein Glas mit
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