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Alter schützt vor Scharfsinn nicht

Alter schützt vor Scharfsinn nicht

Titel: Alter schützt vor Scharfsinn nicht
Autoren: Agatha Christie
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meine Nase leider nicht gewarnt«, sagte Tuppence. »Ich habe Miss Mullins’ Erscheinen als ein Geschenk des Himmels begrüßt und völlig vergessen, dass wir nur eine Hilfe einstellen sollten, die bei Mr Solomon gearbeitet hatte. Hat dir Mr Crispin noch mehr erzählt? Vermutlich heißt er gar nicht so.«
    »Wahrscheinlich nicht.«
    »Sollte er hier auch herumschnüffeln? Ich finde, es ist beinahe des Guten ein bisschen zu viel.«
    »Nein, schnüffeln sollte er wohl nicht«, sagte Tommy. »Ich glaube, er war nur aus Sicherheitsgründen hier, um auf dich aufzupassen.«
    »Und auf dich bestimmt auch! Wo ist er jetzt?«
    »Ich vermute, er kümmert sich um Miss Mullins.«
    »Ja. Übrigens ist es verblüffend, wie hungrig einen solche Aufregungen machen. Ich werde geradezu verfressen. Weißt du, dass ich mir im Augenblick nichts Schöneres vorstellen kann als heiße Krebse mit einer zarten Currysahnesauce?«
    »Dann bist du wieder gesund, Tuppence. Es erfreut mich sehr, dich in diesem Ton vom Essen reden zu hören.«
    »Ich war nie krank«, erwiderte Tuppence. »Ich war verwundet. Das ist was ganz anderes.«
    »Dir muss doch – genau wie mir – klar geworden sein, dass Hannibal mit dem Feind im Pampasgras nur Miss Mullins gemeint haben konnte, die sich als Mann verkleidet dort versteckt hatte und auf uns schoss.«
    »Aber wir erwarteten ja auch, dass sie es nochmal versuchen würde«, sagte Tuppence. »Ich lag wegen der Verletzung im Bett und wir trafen entsprechende Vorbereitungen. Oder etwa nicht, Tommy?«
    »Stimmt genau. Schließlich musste sie ja bald dahinter kommen, dass eine ihrer Kugeln getroffen hatte und du im Bett lagst.«
    »Und dann eilte sie voll schwesterlichem Mitgefühl an mein Krankenlager.«
    »Und unsere Vorbereitungen ließen wirklich nichts zu wünschen übrig«, stellte Tommy fest. »Albert hat sie genau bewacht; er beobachtete jeden Schritt von ihr, die kleinste Regung…«
    »Und er brachte mir das Tablett mit dem Kaffee und der zweiten Tasse für sie.«
    »Hast du gesehen, ob die Mullins – oder Dodo, wie Crispin sie nannte – etwas in deine Tasse tat?«
    »Nein. Ich muss zugeben, ich habe es nicht bemerkt. Weißt du, sie schien zu stolpern und warf dabei den kleinen Tisch mit unserer schönen Vase um; dann entschuldigte sie sich umständlich, und natürlich habe ich nur die Vase angesehen und überlegt, ob sie sich kitten lässt. Sie selbst habe ich nicht beobachtet.«
    »Das tat Albert dafür umso genauer. Er hatte den Spalt an der Türangel ein wenig vergrößert.«
    »Es war auch eine glänzende Idee, Hannibal im Bad einzusperren und die Tür nicht ganz zu schließen. Wir wissen ja, wie geschickt er sie öffnen kann. Natürlich nicht, wenn das Schloss ordentlich eingeklinkt ist, aber wenn auch nur ein kleiner Spielraum da ist, macht er einen großen Satz und stürzt wie ein – wie ein Tiger – ins Zimmer.«
    »Ja, das ist ein guter Vergleich«, sagte Tommy.
    »Und nun hat unser so genannter Mr Crispin seine Untersuchungen vermutlich abgeschlossen. Wobei mir nicht klar ist, wie er Miss Mullins mit Mary Jordan oder mit einem so gefährlichen Mann wie Jonathan Kane in Verbindung bringen will, der längst der Vergangenheit angehört.«
    »Ich glaube nicht, dass er nur in der Vergangenheit existiert. Es könnte sehr gut eine Neuauflage von ihm geben, eine Wiedergeburt, wenn du so willst. Es gibt viele Nachfolger, Freunde der Gewalt, der Gewalt um jeden Preis, und dann die Superfaschisten, die sich nach den großartigen Zeiten von Hitler und seinen feinen Freunden zurücksehnen.«
    »Ich habe gerade Graf Hannibal von Stanley Weyman gelesen«, sagte Tuppence. »Es ist eine seiner besten Geschichten. Es stand oben bei Alexanders Büchern.«
    »Und weiter?«
    »Ach, ich dachte, dass sich seither gar nicht viel geändert hat. Es bleibt sich alles gleich. Die vielen armen Kinder, die so begeistert zum Kinderkreuzzug aufgebrochen sind. Die glaubten, von Gott zur Befreiung Jerusalems ausersehen zu sein und dass das Meer sich vor ihnen teilen würde – wie weiland bei Moses in der Bibel – und sie hindurchschreiten könnten. Heute sind es die vielen hübschen Mädchen und jungen Männer, die vor Gericht stehen, weil sie einen armseligen alten Mann oder eine alte Frau niedergeschlagen haben, die ein bisschen Geld hatten. Es gab ja auch mal das Massaker einer Bartholomäusnacht. Verstehst du, es wiederholt sich alles! Sogar diese Neofaschisten sind neulich im Zusammenhang mit einer hoch geachteten
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