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Als wir eingeschneit waren

Als wir eingeschneit waren

Titel: Als wir eingeschneit waren
Autoren: Hans Peterson
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Mama
immer, »wenn man nur will.«
    »Hast du schon mal probiert,
die Zahnpasta wieder in die Tube zu kriegen?« hatte ich Arne gefragt.

    »Nee. Aber ich werde es
versuchen, wenn ich nach Hause komme.«
    Jedenfalls
konnten wir die Tür zum Holzschuppen so weit aufmachen, daß wir uns durch den
Spalt hineinzwängten. Auf dem Boden lag eine Holztrage. Die warfen wir in den
Schnee und packten sie ganz voll. Dann schleppten wir die Trage zur Schule
hinüber Wir waren ganz durchgeschwitzt, als wir das geschafft hatten. Und das
Holz war von Schnee zugedeckt, den der Sturm aufgewirbelt hatte.
    Dreimal schleppten Arne und ich
die Holztrage hin und her. Als wir zum drittenmal wiederkamen, hatte das alte
Fräulein schon ein schönes Feuer im Ofen. Es knackte richtig gemütlich. Und
jetzt war so viel Holzvorrat im Hause, daß der Sturm noch die ganze nächste
Woche anhalten konnte.
    Als wir das Holz gerade
aufgeschichtet hatten, kam Papa. Ich merkte, wie er unruhig wurde, als das alte
Fräulein von unserer Lehrerin erzählte. Er sagte aber nichts. Wir ließen unsere
Rucksäcke im Vorraum stehen, als wir uns auf den Weg zu Agdas Elternhaus
machten.
    Manchmal waren Leena und ich
diesen Weg gegangen, wenn wir unten im Dorf gewesen waren. Aber das war im
Sommer gewesen, als man leicht gehen konnte. Jetzt lag der Schnee hoch und
locker zwischen den Baumstämmen. Und der Sturm brauste in den Baumkronen, nun
schon den vierten Tag. Der Sturm peitschte uns den Schnee ins Gesicht, sobald
wir auf eine Lichtung kamen.
    Wir kamen an den Hof mitten im
Wald. Aber das Fräulein war nicht da. Wir konnten es gar nicht fassen. Agda
fing vor Schreck an zu weinen. Und Agdas Papa, der krank im Bett lag, wollte
sofort aufstehen und im Wald draußen nach Fräulein suchen. Aber das ließ Papa
nicht zu. Fräulein hatte Agda nach Hause gebracht, als wir vor drei Tagen aus
der Schule gekommen waren. Dann hatte sie Kaffee getrunken und sich auf den
Heimweg gemacht.
    Papa, Arne und ich brachen
sofort wieder auf. Wir wollten hinunter ins Dorf und die anderen Männer zur
Hilfe holen. Und dann mußten wir eine Art Treibjagd veranstalten. Arne wußte
nicht, was das sein sollte. Ich wußte es auch nicht.
    »Wenn man jemanden im Wald
suchen will, geht man wie die Jäger auf einer Treibjagd in einer langen Kette«,
erklärte Papa.
    Ich mußte immer an unser
Fräulein denken.
    »Sie wird hoffentlich nicht so
sehr weit gegangen sein. Wenn sie gemerkt hat, daß sie sich verlaufen hat, wird
sie sicher unter eine dichte Tanne gekrochen sein, um zu warten, bis das Wetter
besser wird«, sagte ich. Aber wo sollten wir sie suchen?
    Papa hatte es sehr eilig, ins
Dorf zurückzukommen. Er lief so schnell, daß wir ihm kaum noch folgen konnten.
Arne tat mir leid, er hatte das Skifahren doch erst gelernt, und es machte ihm
noch große Mühe.
    »Wart einmal!« sagte Arne.
»Hast du nicht gesagt, daß hier oben eine kleine Hütte ist, die du mit deiner
Schwester zusammen gebaut hast?«
    »Du meinst, daß Fräulein
vielleicht in unserer Hütte ist?«
    Ich lief zu Papa und fragte
ihn, ob wir nicht die Hütte aufsuchen sollten.
    Zuerst schüttelte Papa den Kopf
und sagte, daß wir keine Zeit verlieren dürften und schnell die Leute aus dem
Dorf zusammenrufen müßten. Aber dann überlegte er einen Augenblick. Papa faßte
mit der rechten Hand an sein Kinn. Das tut er immer, wenn er nachdenkt.
    »Findest du den Weg zu eurer
Hütte, Tiimo?« fragte Papa.
    Ich beschrieb ihm, wie wir
fahren müßten.
    »Gut«, sagte Papa schließlich.
»Das ist kein so großer Umweg. Vielleicht ist die Lehrerin wirklich bis zur
Hütte gekommen.«
    Jetzt hatte ich mich schon ein
wenig daran gewöhnt, bei dem andauernden Schneesturm zu fahren, und fand mich
auch ganz gut zurecht. Manchmal hielt ich Ausschau nach einer Steinmauer oder
nach einem Zaun. Aber dann merkte ich, daß doch alles zugeschneit war.

    Eine krumme Birke erkannte ich
wieder, dann einen großen Felsen. Wir waren auf dem richtigen Weg. Schließlich
sahen wir die Hütte wahrhaftig vor uns liegen. Ich war ordentlich stolz darauf,
daß ich sie gefunden hatte.
    Aber das Fräulein fanden wir
nicht. Keine einzige Spur. Die Hütte war eingeschneit. Ich kletterte hinauf und
versuchte, durch die Zweige zu gucken. Aber sehen konnte ich nichts.
    Wir standen alle drei ganz
still und sahen uns an. Papa faßte wieder nach seinem Kinn
    und hatte scharfe Falten auf
der Stirn. Arne fuhr ein kleines Stück weiter zwischen den Bäumen. Dann blieb
er stehen
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