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Als wir eingeschneit waren

Als wir eingeschneit waren

Titel: Als wir eingeschneit waren
Autoren: Hans Peterson
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es
hinter der Hütte. Und als wir nachsahen, kroch gerade ein Huhn zwischen den
Zweigen hervor.
    »Die Hütte hat ein Loch«, sagte
ich.
    »Puttputtputtputt«, rief Arne
und lief hinzu.
    Aber es war zu spät. Das Huhn
stürzte davon, direkt in den Wald. Arne und ich sammelten Zweige und besserten
das Loch aus, bevor auch noch die anderen vier Hühner ausreißen konnten. Dann
gingen wir um die Hütte herum, aber wir sahen kein Loch mehr.
    »Wohin ist das Huhn gerannt?«
fragte Arne. »Meinst du, daß es nach Hause gelaufen ist?«
    »Nein«, antwortete ich. »Es
lief in die andere Richtung, zum See hinunter. «
    Arne ist schon so oft hier
gewesen, daß er sich genauso gut im Wald auskennt wie ich. Und er wußte, auf
welchem Pfad wir gehen mußten, um zum See zu kommen.
    Unser See ist nicht sehr groß,
aber er ist ziemlich lang. Rundherum ist nur Wald. Wenn es ganz still ist, kann
man in der Ferne die Eisenbahn hören. Manchmal pfeift sie. Jetzt übertönte der
Sturm alle anderen Geräusche. Doch es schien fast, als ob er sich ein wenig
beruhigte.
    Man merkte, daß es mehrere
Nächte vor dem Sturm kalt gewesen war. Auf dem Wasser war Eis.
    Arne probierte mit dem Fuß, und
ich hielt ihn fest. Aber es war nur eine dünne Eisdecke, auf der man nicht
gehen konnte.
    »Jedenfalls möchte ich gern
wissen, ob das Huhn hier irgendwo ist«, sagte Arne.
    Wir waren einen Augenblick
still und
     
    lauschten. Aber wir hörten kein
gackerndes Huhn. Und auch keinen Zug.
    »Komm, wir gehen zu unserem
alten Kahn und sehen dort einmal nach«, sagte ich.
    »Jedenfalls ist der bestimmt
festgefroren«, antwortete Arne.
    Als wir zu dem Kahn kamen, saß
das Huhn darin und sah umher. Auf dem Boden des Kahns war ein bißchen Wasser,
und jetzt war es zu Eis gefroren. Daneben saß zusammengekauert das Huhn und
gackerte leise.

    »Da ist es«, flüsterte Arne.
»Es hat einen schwarzen Fleck auf einem Flügel.«
    »Dann ist es Amanda«, sagte
ich. »Es ist das einzige von Mamas Hühnern, dessen Namen ich weiß.«
    Wir schlichen vorsichtig näher.
    »Warte hier«, flüsterte ich
Arne zu. »Ich nehme sie unter den Pullover.«
    Ich schlich behutsam bis an den
Kahn. Dann machte ich einen Schritt auf die Ruderbank. Es war ziemlich schwer,
das Gleichgewicht zu halten, denn hier am See war der Wind stärker als im Wald.
    Gerade als ich den nächsten
Schritt ins Boot machte, gackerte Amanda auf und flog davon. Ich versuchte, sie
in der Luft zu erwischen, aber es ging nicht. Sie flog über die Bootskante und
landete auf dem Eis.
    »Sie bricht ein«, rief Arne.
    Aber das tat sie nicht. Das Eis
war dick genug, daß Amanda darauf gehen konnte. Aber es war glatt. Sie machte
einige Schritte, dann rutschte sie aus und fiel auf den Schwanz. Und als sie
sich aufrichten wollte, glitt sie wieder aus und schlug mit dem Schnabel auf
das Eis.

    Arne und ich standen am Kahn
und sahen zu. Denn wir wagten nicht, auf das Eis zu gehen.
    »Puttputtputtputt«, lockte ich
mit meiner sanftesten Stimme.
    Aber es ist nicht so leicht,
eine sanfte Stimme zu behalten, wenn es so heftig weht. Jetzt lag Amanda auf
dem Eis und gluckste böse. Plötzlich erhob sie sich mit einem Ruck. Nun ging es
besser. Sie machte vorsichtig einige Schritte zum Land hin.
    »Puttputtputtputt«, rief Arne
und legte seinen Kopf auf die Seite.
    Da kam ein harter Windstoß. Es
knarrte in den Kronen der Kiefern über uns. Das alte trockene Schilf vom
Vorjahr bog sich. Dann erfaßte der Windstoß Amanda. Zuerst glitt sie aus und
fiel auf den Schwanz, den Schnabel in die Luft und die Beine vorgestreckt. Sie
schlug mit den Flügeln, aber da konnte der Wind sie noch besser fassen. Wie ein
weißes zerknülltes Stück Papier flog sie über das Eis.
    Einmal hielt sie an und drehte
sich um sich selbst, dann glitt sie auf dem Schwanz immer weiter hinaus auf den
See.
    »Sie weht zur anderen Seite
hinüber«, sagte ich.
    »Jedenfalls findet sie dann
niemals nach Hause«, meinte Arne. »Vielleicht wird sie jedenfalls vom Fuchs
heute nacht geholt.«
    »Wir müssen sie suchen«, sagte
ich. »Komm!« Wir mußten am Ufer entlanglaufen und über einen Bach springen und
über umgefallene Bäume klettern. Aber jetzt wehte es gar nicht mehr stark,
deshalb war es nicht so schlimm.
    Als wir auf die andere Seite
kamen, fanden wir Amanda fast sofort. Sie lag zusammengekauert unter einem
Heidekrautbüschel. Als ich sie auf den Arm nahm, gab sie keinen Laut von sich.

    Während wir noch auf der
anderen Seite des Sees standen, hörten
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