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Als wir eingeschneit waren

Als wir eingeschneit waren

Titel: Als wir eingeschneit waren
Autoren: Hans Peterson
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dürften. Arne und ich brachten
sie auf unseren Hof. Es war nicht so furchtbar schwer, den Weg zurückzufinden.
Am besten, man sah nach oben und ging da, wo ein Einschnitt zwischen den Bäumen
war. Da wußte man, daß dort die Landstraße war. Aber der Rückweg dauerte sehr
lange.

    Arne und ich hatten gute
Skihosen und dicke Stiefel an. Meine Stiefel hatten um den Rand herum noch
einen Lederriemen, den man fest zuziehen konnte, damit kein Schnee hineinkam.
Aber die beiden Damen und der Herr trugen ganz gewöhnliche flache Schuhe und
dünne Strümpfe. Die eine Dame weinte vor Kälte und Müdigkeit. Ich wünschte,
Papa wäre dabeigewesen. Es kam mir so vor, als wäre es meine Schuld, daß der
Weg zurück so lang war. Aber schließlich waren wir da.
    Leena und Ritva waren
inzwischen auch aufgestanden. Die weinende Dame bekam warme Milch zu trinken.
Dann legten wir sie in Papas Bett.
    Ich half Mama, ein paar
Matratzen auf dem Fußboden auszulegen. Dann holten wir Wolldecken und wärmten
sie am Küchenherd an.
    »Es ist doch wirklich
schrecklich!« klagte der Herr, den Arne und ich aus dem roten Auto herausgeholt
hatten. »Eigentlich müßte ich heute nachmittag in Stockholm sein. Und nun
sitzen wir hier in dieser Wildnis.«
    Aber niemand antwortete.
Vielleicht tat er uns leid.
    »Jedenfalls finde ich, du sitzt
da ganz gut und warm, wo du sitzt«, sagte Arne zu ihm.
    Der Herr antwortete nicht.
Vielleicht war er jetzt böse. Ich weiß es nicht. Ich sah aus dem Fenster.
Draußen heulte der Schneesturm. Und die Schneewehen waren jetzt so hoch, daß
sie bei unserem Stall schon bis ans Dach reichten.
    Am Abend vorher hatte ich
gedacht, daß wir für viele Tage von der Welt abgeschnitten wären und daß kein
Mensch zu uns herauskommen würde. Und nun sah es in unserem Hause aus wie in
einem Hotel. Überall saßen oder lagen fremde Leute, schliefen und aßen und
tranken, was Mama ihnen geben konnte. An den Öfen und am Herd trockneten nasse
Kleider, Mäntel, Jacken, Strümpfe, Schuhe. Arne und ich wollten wieder hinaus
und nachsehen, ob noch mehr Autos die Straße heraufkämen und steckenblieben.
Aber Mama erlaubte es nicht. Vielleicht fand sie es zu gefährlich draußen. Sie
sagte, wir dürften nur mit Papa gehen.
    Wirklich kamen nach einiger
Zeit noch mehr fremde Leute in unser Haus. Es waren vier Männer, zwei Frauen
und sieben Kinder. Sie erzählten, daß sie mit drei Autos hintereinander
hergefahren und alle in derselben großen Schneewehe stecken geblieben seien,
weiter unten an der Straßenkreuzung. Als die nun auch noch zu uns hereinkamen,
war unsere Küche voll. Unser Hund Rulle verkroch sich unter das Sofa, damit ihm
keiner auf die Pfoten treten konnte. Mama und Papa wußten kaum noch, wie sie
all den nassen und durchgefrorenen Menschen helfen sollten.
    Mit Leena zusammen suchte ich
alle Skisocken heraus, die Papa hatte, dazu auch alle Unterhosen und
Wollstrümpfe. Die Damen bekamen Strümpfe von mir und Leena und Ritva. Und die
Kinder mußten nehmen, was noch übrigblieb. Aber die meisten waren so müde und
hungrig und traurig, daß sie sich gleich auf die Matratzen legten, sobald sie
gegessen hatten. Im Schlafzimmer lagen jetzt sieben Menschen. In der großen
Stube lagen vier in einer Reihe am Kachelofen und zwei Kleinkinder zusammen in
einem Korb. In der Küche lagen Berge von Mänteln, Jacken, Kleidern, Wäsche, Schuhen.
Das meiste war noch ganz steifgefroren. Ab und zu mußte einer von uns den
Fußboden aufwischen, weil es große Pfützen von Schnee- und Eiswasser gab.
    Am späten Nachmittag holte Papa
die Säge aus dem Schuppen und zog die Handschuhe an. Ich ging einfach mit.
Leena wollte auch mitgehen. Aber Mama hatte so viel zu tun, daß Leena und Ritva
ihr helfen mußten. Den ganzen Tag stand der Kaffeekessel auf dem Herd. Und in
dem größten Topf kochten Kartoffeln. Zum Glück hatte Mama eine Menge Fleisch
eingekocht, als wir zu Weihnachten ein Schwein geschlachtet hatten.

    »Jedenfalls ich kann doch
mitkommen?« fragte Arne. »Aber dann muß ich Tiimos Stiefel noch einmal
ausleihen. Jedenfalls darf ich das wohl?«
    Natürlich durfte Arne meine
Stiefel haben. Er war jünger als ich, aber ich fand, er war ein prima Kerl, der
nicht schlapp machte. Als wir zu dem Baum gekommen waren, der über die Straße
gefallen war, setzte Papa die Säge an und sägte den Stamm zuerst auf der einen
und dann auf der anderen Straßenseite durch und rollte das Mittelstück aus dem
Weg.
    Arne und ich gingen weiter bis
zur
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