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Als wir eingeschneit waren

Als wir eingeschneit waren

Titel: Als wir eingeschneit waren
Autoren: Hans Peterson
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hoch,
daß ich kaum vorwärts kam. Bei jedem Schritt sank ich bis über die Knie ein.
Ich blieb stehen und hielt nach Papa Ausschau.
    Schließlich kehrte ich um, weil
ich mich doch nicht verirren wollte. Aber wo war jetzt der Weg, den ich eben
gekommen war? Meine Fußspuren fand ich nicht mehr, ein paar Meter hinter mir
hatte der Schneesturm sie schon zugedeckt. Unsere Scheune war verschwunden. Und
den Steinwall draußen an der Weide sah ich auch nicht mehr. Ich sah nur weißen
Schnee. Der Schnee prickelte im Gesicht und wehte mir so scharf in die Augen,
daß ich die Hände davorhalten mußte und nicht lange hochgucken konnte. Nein,
ich freute mich nicht mehr über den Schnee. Wieder ging ich ein paar Schritte.
Aber nun wußte ich gar nicht mehr, wo ich eigentlich war. Ich versuchte
hochzugucken. Die Luft war weiß von Schnee.
    Und wieder hörte ich ein
fürchterliches Krachen, weiter hinten im Wald. Da war sicher noch ein Baum
umgestürzt. Ich dachte an Papa. Hoffentlich war Papa nicht in der Nähe gewesen.
Mein Herz klopfte vor
    Angst. Aber dann dachte ich,
daß Papa doch lange Beine hat und den Wald ganz genau kennt. Sicher würde er
rechtzeitig zur Seite springen, wenn so ein Baum heruntergekracht kam.
    Während ich dort so stand und
überlegte, was ich nun anfangen sollte, wurde das Schneetreiben immer noch stärker.
Aber gerade in dem Augenblick, als ich richtig bange wurde und glaubte, unser
Haus niemals wiederzufinden, da hörte ich unsere Kuh Stjärna brüllen. Und als
Stjärna brüllte, da wußte ich auch, wo der Stall lag, und lief schnell darauf
zu, so schnell ich nur konnte. Unser Haus sah ich aber erst, als ich dicht vor
den Fenstern stand.
    t Rulle lag unter dem Tisch und
schlief, als ich in die Stube kam. Und Papa saß auf dem Sofa und zog seine
hohen Stiefel aus. Er war aus einer ganz anderen Richtung nach Hause gekommen,
als ich erwartet hatte. Ich erzählte nicht, daß ich mich verlaufen hatte. Leena
und Ritva hätten bloß mit mir geschimpft, weil ich nicht im Hause geblieben
war.
     
    Es
schneite und stürmte die ganze Nacht. Ich wachte davon nicht auf, aber Mama
erzählte es am nächsten Morgen. Und als es dann hell wurde, sahen wir es
selbst, Leena, Ritva und ich. Eine riesengroße Schneewehe deckte das halbe
Küchenfenster zu.
    »Heute bleibe ich zu Hause!«
sagte Papa. Er hatte einen Weg von der Küchentreppe bis zum Stall
freigeschaufelt. Aber als wir gefrühstückt hatten, war auch dieser Weg schon
wieder zugeweht.
    »Rulles Hundehütte ist
verschwunden!« rief Ritva.
    »Und die Johannisbeerbüsche,
die doch wahrhaftig nicht klein sind, sind auch verschwunden«, sagte Mama.
    Der Zaun unten an der Straße
war tief unter der Schneedecke. Überall lagen Berge von Schnee. Und es schneite
immer noch.
    »Der Schneepflug ist ein
paarmal in der Nacht gefahren«, sagte Papa. »Aber ich glaube, das hilft nicht
mehr viel. Die Straße wird doch wieder zugeweht.«
    »Und das Telefon geht auch
nicht«, sagte Mama.
    »Ob ein Baum auf die Leitungen
gefallen ist?« fragte ich. Denn das war schon einmal passiert.
    »Vielleicht«, meinte Papa. »Der
Schulbus wird jedenfalls heute nicht kommen.«

    »Dann kann ich Mama beim Backen
helfen«, sagte Leena. Sie freute sich.
    »Aber ich will in die Schule!«
sagte Ritva böse.
    Ich kümmerte mich nicht darum.
Ich half Papa, einen Weg von unserer Treppe bis zur Landstraße zu schaufeln.
Als wir gerade damit fertig waren, kam der Schneepflug zum letztenmal und warf
Wälle auf, die mehrere Meter hoch waren und unseren Weg zur Straße hin
versperrten. Da mußten wir noch einmal schaufeln.
    Es schneite den ganzen Tag. Und
der Sturm nahm noch zu. Er pfiff um die Ecken und heulte im Schornstein. Mama
hatte in
    der Küche zu tun. Ab und zu
blieb sie stehen und schüttelte den Kopf. So ein böses Unwetter hatte sie auch
noch nicht erlebt.
    »Solch ein Wetter!« sagte sie
ein ums andere Mal. »Solch ein Wetter! Gott schütze alle armen Leute, die jetzt
auf See sind.«
    »Ja, und die an Land übrigens
auch«, sagte Papa.
    In der Abenddämmerung gingen
Papa und ich noch einmal auf die Landstraße hinaus. Da waren die Schneewehen
quer über die Fahrbahn schon so hoch, daß Papa nicht mehr darüber hinwegsehen
konnte.
    Jetzt sind wir ganz allein hier
draußen im Wald, dachte ich, als wir zu Bett gingen. Niemand kann zu uns
herauskommen.
    Wie erschraken wir, als jemand
mitten in der Nacht plötzlich an die Haustür klopfte. Ich wachte davon auf, daß
Papa in der Küche das Licht
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