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Als wir eingeschneit waren

Als wir eingeschneit waren

Titel: Als wir eingeschneit waren
Autoren: Hans Peterson
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Wegkreuzung. An der Kreuzung hörte der Wald auf. Dort hatte der Sturm die
Straße frei gefegt. Es sah so aus, als ob die Autos auf der freien Straße noch
ganz gut vorangekommen waren. Erst als sie in den Wald hinaufkamen, war es aus.
Da war dann ein Auto hinter dem anderen in den Schneewehen stecken geblieben.
    Als Papa, Arne und ich nach
diesem Ausflug wieder nach Hause kamen, hatten wir noch fünf weitere Autos
entdeckt. Wir brachten sechs Männer, acht Frauen und elf kleine Kinder mit. Die
Kinder waren so klein, daß sie noch nicht zur Schule gingen.
    Mama bekam einen Schreck, als
wir zur Tür hereinkamen. Aber sie sagte nichts. Sie deckte noch mehr Teller
auf, und nun mußte sie auch das gute Geschirr aus der Stube holen. Trotzdem
konnten nicht mehr alle auf einmal essen. Wir machten das so: Zuerst aßen alle
Kinder. Leena, Ritva, Arne und ich aßen auch mit.

    Arne redete natürlich die ganze
Zeit. Ein paar von den Kleinen wollten nicht essen, und zwei weinten einfach
los. Ein Junge bekleckerte sich von oben bis unten, und ein Mädchen kippte die
Milch über den Tisch. Schließlich war solch ein Lärm, daß ich nur noch sah, wie
Arne den Mund auf- und zumachte. Hören konnte ich nicht mehr, was er sagte.
    Ein paar von den Kleinsten
schrien wie am Spieß. Drei größere Jungen prügelten sich aus Leibeskräften.
Arne hatte ein paar Topfdeckel gefunden. Damit ging er um den Tisch herum und
schlug sie kräftig gegeneinander. Das war ein lustiges Mittagessen.
    Kartoffeln durften wir essen,
so viele wir wollten. Wir hatten den ganzen Keller voll
    Kartoffeln. Aber vom Fleisch
bekam jeder nur ein kleines Stück. Niemand konnte wissen, wie lange der
Schneesturm noch anhalten würde. Und deswegen mußten wir sparsam sein. Als Nachtisch
bekamen wir Obstsuppe. Mama hatte im Herbst eine große Kiste Backobst
eingekauft. Und Milch hatten wir auch reichlich, weil wir sie nicht wie sonst
zur Molkerei bringen konnten. So wurden alle Menschen in unserem Hause satt.
    Schlimm war es nur, sobald es
dunkel wurde. Alle waren müde und wollten sich gern hinlegen. Zwölf Männer,
dreizehn Frauen und zwanzig Kinder. Das waren zusammen viel mehr Menschen als
Kinder in unserer Dorfschule, alle Klassen zusammengenommen. Fünfzig Personen
wollten in unserem kleinen Haus schlafen. Wo man ging oder stand, stolperte man
über jemanden, der dort saß oder lag. Immerzu redete, schrie oder rief irgend
jemand. Ich glaube, den Lärm in unserem Haus hätte man noch fünf Kilometer
weiter hören können.
    Wir legten die Matratzen in
Reihen auf den Fußboden. Dann holte Papa ein paar Arme voll Heu und breitete
das in der Küche aus. Und so bekamen wir doch alle irgendwo einen Platz.

    Nur Mama sicher nicht. Ich
glaube, Mama schlief diese Nacht im Stehen. Denn als ich mich neben Rulle in
eine Ecke legte, stand sie am Herd und kochte Brei. Und wenn ich in der Nacht
aufwachte, sah ich sie da immer noch stehen. Papa ging wohl in den Stall und
legte sich dort hin, um ein wenig Ruhe zu haben. Wo Leena und Ritva schliefen,
weiß ich nicht. Ich hatte sie gesucht, hatte sie aber zwischen all den fremden
Leuten nicht finden können.
    Einige schnarchten so
fürchterlich laut, daß Arne zu mir in die Küche kam und sich
    auch noch neben Rulle in die
Ecke legte. Und draußen heulte der Sturm, und der Schnee knisterte an den
Fensterscheiben. Ich konnte nicht begreifen, daß es so viel Schnee in den
Wolken gab. Arne meinte, es sei vielleicht immer derselbe Schnee, der rauf und
runter sauste. Aber dann hätte es ja nicht mehr werden können auf der Erde.
    »So geht es nicht weiter!«
sagte eine der fremden Frauen am Frühstückstisch. »Wir müssen sehen, daß wir
endlich wegkommen von hier.«
    »Ich sollte heute nachmittag
unbedingt in Stockholm sein«, sagte ein Herr.
    Alle sahen Papa an.
    »Was soll ich tun?« fragte
Papa. »Es sind dreißig Kilometer bis hinunter in die Stadt. Aber alle Straßen
dorthin sind sicher genauso verschneit wie hier. Im Radio haben sie ja gesagt,
daß Leute dabei seien, die Straßen wieder frei zu machen. Aber das geht nicht
so schnell. Die Straßen sind lang hier in Smaland. «
    »Auf alle Fälle müssen wir
Nachricht nach Hause schicken, daß wir in Sicherheit sind«, sagte eine Dame.
»Ist das Telefon immer noch gestört?«
    Mama antwortete: »Es kann
Wochen dauern, bis die Leitungen wieder in Ordnung sind.«
    »Wenn es euch recht ist, kann
ich ins Dorf hinuntergehen und von dort aus anrufen«, schlug Papa vor. »Ich
habe Skier, da
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