Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Als wir eingeschneit waren

Als wir eingeschneit waren

Titel: Als wir eingeschneit waren
Autoren: Hans Peterson
Vom Netzwerk:
anmachte. Dann fing Rulle an zu knurren und zu
bellen. Rulle ist kein guter Wachhund. Manchmal bellt er ganz unnötig, und
manchmal bellt er gar nicht, wenn er es eigentlich sollte. Jetzt bellte er
laut, als Papa die Haustür aufschloß. Der Sturm sauste schrecklich um die
Hausecken und trieb den feinen Schnee bis weit in den Flur hinein. Ich war
hinter Papa hergegangen.
    Draußen vor der Tür stand ein
Mann. Sogar seine Augenbrauen waren weiß.
    »Mein Auto steckt fest im
Schnee, da unten auf der Straße«, sagte der Mann. »Und meine Frau und meine
beiden Kinder sitzen im Auto.«
    »Ich komme mit und helfe
Ihnen«, sagte Papa.
    Er ging ins Schlafzimmer und
zog sich an. Dann stieg er in seine hohen Stiefel. Dem fremden Mann draußen gab
er ein Paar feste Schuhe. Und inzwischen war ich auch schon angezogen. Papa sah
mich an, sagte aber nichts. Er half mir in die Lederjacke, und dann machten wir
uns alle drei auf den Weg. Ich faßte Papa an. Die Luft war weiß von Schnee,
obwohl es eigentlich stockfinster war.
    Papa nahm keine Schaufel mit.
Darüber wunderte ich mich. Er sagte, das hätte keinen Zweck. Wir kletterten die
Schneewehen hinauf und rutschten auf der anderen Seite wieder hinunter. Nur ein
kleines Stück entfernt stand das Auto. Wir konnten es kaum erkennen. Die
Fensterscheiben waren übergefroren, das schwarze Auto sah wie eine große
Schneewehe aus.
    Papa und der fremde Mann hatten
Mühe, die Tür zu öffnen. Als es endlich gelungen war, stieg eine Frau heraus.
Nach ihr kamen noch zwei Jungen aus dem Auto. Der ältere war fast so groß wie
ich. Den kleineren Jungen nahm Papa auf den Arm, und der Mann half seiner Frau.
Der andere Junge ging allein. Ich trug eine Tasche. Wir brauchten lange, bis
wir wieder in unser Haus kamen, und waren völlig erschöpft.
    Auf dem Rückweg hatte ich den
fremden Jungen schon kennengelernt. Er hieß Arne und kam aus Mölle, ging aber
noch nicht zur Schule.
    »Jedenfalls bin ich groß für
mein Alter«, sagte er.
    Er fror schrecklich auf dem
Nachhauseweg. Die Familie hatte wohl sehr lange in dem eiskalten Auto gesessen.
    »Jedenfalls mag ich den Schnee
ganz gern«, sagte er. »Jedenfalls«, sagte er, »kann ich noch nicht gut Ski
laufen. Jedenfalls habe ich aber zu Hause ein Paar Skier.«
    Wir redeten den ganzen Weg
zusammen und auch noch, als wir in die Küche kamen. Fast jeden Satz begann Arne
mit »jedenfalls«, und das fand ich sehr komisch. In der Küche hatte Mama schon
den Tisch gedeckt, warme Milch und Kaffee und belegte Brote. Leena und Ritva
mußten sich in Mamas Bett legen, und der kleine Junge und seine Mama kamen in deren
Betten. Arne durfte sich in mein Bett legen, und da schlief er fast sofort ein.
Mein Bettzeug hatte Mama auf das Sofa gepackt.
     
    Ich
wachte auf, als es draußen heller wurde. Papa und Mama kamen aus dem Stall
herein, sie hatten die Kühe gemolken. Bis Arne aufstand, spielte ich mit
unserem Hund in der Küche. Arne zog meine alten Skihosen an, weil seine Kleider
noch immer nicht trocken waren. Und meine anderen Stiefel, die braunen, bekam
er auch.
    Sobald es hell genug war,
wagten Arne und ich uns auf die Landstraße. Wir waren noch nicht weit, da sahen
wir ein Auto, das im Schnee steckengeblieben war. In dem Auto saßen zwei
Männer.
    »Ihr könnt mitkommen auf
unseren Hof, wenn ihr wollt«, sagte ich gleich.
    »Wir möchten unser Auto nicht
im Stich lassen«, antwortete einer der Männer. »Ich meine, falls der
Schneepflug kommt und es überfährt.«
    »Jedenfalls könnt ihr tun, was
ihr wollt«, sagte Arne. »Jedenfalls kriegt ihr bald kalte Füße, sollt ihr schon
sehen!«
    Jedenfalls blieben sie erst mal
in ihrem Auto.
    Ich sagte zu Arne: »Wir wollen
sehen, ob noch mehr Autos im Schnee steckengeblieben sind, damit wir die
Menschen in unser Haus holen können.«
    Arne und ich gingen weiter,
wenn es auch beschwerlich war.
    Der Sturm hatte immer noch
nicht nachgelassen. Wir sahen mehrere umgewehte Bäume. Einer davon lag quer
über der Straße.
    »Jedenfalls wenn wir eine Axt
hätten«, sagte Arne, »dann hätten wir den Baum entzweigehauen. Das wäre gut.«
    »Ich will Papa sagen, daß er
mit einer Säge herkommen soll«, antwortete ich. Es gefiel mir sehr, daß Arne
bei mir war. Zu zweit ist es doch viel besser. Aber er redete die ganze Zeit,
und das fand ich nicht so schön.
    Tatsächlich kamen wir wieder an
ein Auto. Das war rot. In dem roten Auto saßen ein Herr und zwei Damen. Die
wollten gern mit uns nach Hause kommen, wenn sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher