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Als ploetzlich alles anders war

Als ploetzlich alles anders war

Titel: Als ploetzlich alles anders war
Autoren: Martina Dierks
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auftritt und unser Leben für immer verändert. Denn leider sind alle Menschen und auch Kinder und Jugendliche auf dieser Welt verletzlich. Somit ist es völlig »normal«, dass es auch Kinder gibt, die krank oder behindert sind. Werden wir aber im Alltag damit nie oder nur selten konfrontiert und treffen dann auf Kinder, die irgendwie »anders« sind als wir, schleicht sich schnell ein Gefühl von Unbehagen ein. Man weiß ja nicht, wie man mit Behinderung und Krankheit umgehen soll. Verstärkt werden diese Berührungsängste auch durch die Tatsache, dass ein Großteil der Kinder in Deutschland auf Schulen, in Kitas und Horte geht, in denen keine behinderten Kinder zu sehen sind. In Deutschland besuchen viele behinderte Kinder immer noch sogenannte Schulen für Kinder mit Förderbedarf, manchmal leben sie auch in Behinderteneinrichtungen. Man könnte auch sagen, dass sie auch heutzutage immer noch von ihren Freunden aus der Nachbarschaft während ihrer Schulzeit und auch Freizeit manchmal getrennt werden. Das hat natürlich Auswirkungen im Umgang mit Behinderung, wie es in der Geschichte sehr drastisch beschrieben ist. Die Mitschüler und Mitschülerinnen Louisa kennen keine Behinderten und machen sich über sie und die Kinder im Bus des Fahrdienstes lustig und sprechen abfällig von »Spast« und »Mongos«. Wie wäre es wohl, wenn die gleichen Kinder schon in der Kita und Grundschule mit behinderten Kindern zusammen gewesen wären? Die Antwort ist leicht vorstellbar: Es wäre für sie etwas völlig Alltägliches, zusammen den Unterricht zu bestreiten, einander zu helfen und Freundschaften zu schließen. Solche Schulen, in denen dies möglich ist, gibt es auch in Deutschland. Nur leider sind es immer noch viel zu wenige. Dass solche »Schulen für alle« aber wichtig sind, haben sogar schon die Vereinten Nationen in New York erkannt und beschlossen, dass kein behindertes Kind vom Schulbesuch mit anderen, gesunden Kindern ausgeschlossen werden darf. Denn Louisa gehört ja selbstverständlich zu ihren Freunden in der Schule, der Nachbarschaft und der Familie, die sie liebt. Bloß stellt sich das für Louisa im Alltag oft völlig anders dar. Es gibt auf einmal ganz natürliche Grenzen. Eine zu hohe Bordsteinkante, eine Klassenfahrtunterkunft, die nicht rollstuhlgerecht ausgesucht wurde, Schwierigkeiten mit dem Schulstoff und vieles mehr. Zudem gibt es auch noch den Stress in der Familie, alle sind von der eingetretenen Situation überfordert. Der Vater kommt nicht mehr nach Hause, die Mutter versucht Normalität herzustellen, die Schwester wird von Schuldgefühlen geplagt. In so einer Situation fühlen sich alle Beteiligten verständlicherweise hilflos, das ganze Leben hat sich ja für alle total verändert. Für Louisa und ihre Familie ist es jetzt wichtig, Hilfe zu bekommen und auch anzunehmen zu können. Das gelingt sicherlich am besten, wenn ihnen nicht das Gefühl von Mitleid in ihrem Umfeld vermittelt wird, sondern man natürlich mit Louisas Behinderung umgeht und auf die Familie zugeht und Hilfe anbietet.
    Würden mehr Menschen Behinderte kennen und auch etwas über die Alltagsprobleme erfahren, würde es wahrscheinlich auch nicht so viele Probleme im Umgang miteinander geben, das Miteinanderleben wäre völlig normal.
    Nico Hamkens ist Bundesvorsitzender der So VD -Jugend (Jugendorganisation im Sozialverband Deutschland e.V.)

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