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Als ploetzlich alles anders war

Als ploetzlich alles anders war

Titel: Als ploetzlich alles anders war
Autoren: Martina Dierks
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dachte Teri und spürte, wie Freude in ihr aufkeimte. Wie ein dünner Streifen Licht, der sich durch eine schmale Öffnung stahl.
    Teri ging früh ins Bett, konnte aber nicht einschlafen, und während sie so im Bett lag und auf die über Wände und Decke ziehenden Schatten starrte, kam die Erinnerung an jenen verhängnisvollen Nachmittag so deutlich zurück, als wäre alles erst gestern passiert.
    Teri hatte sich x-mal umgezogen, bis sie endlich mit ihrem Outfit zufrieden gewesen war– abgeschnittene Jeans und ein rotes Neckholder-Top mit aufgestickten bunten Blumen. Dazu trug sie rosa Flip-Flops und zum ersten Mal Nagellack und Lip-Gloss. Sie war so aufgeregt gewesen und hatte das Gefühl gehabt, an diesem Tag würde sich ihr Leben grundlegend ändern und ein großes Abenteuer würde beginnen. Sie wollte gerade aufbrechen, da kam Louisa viel früher von einem Zahnarztbesuch zurück, als Teri erwartet hatte. Nun ärgerte sie sich, dass sie sich nicht beeilt hatte, weil Louisa jetzt unbedingt mitwollte und sich nicht abschütteln ließ.
    Warte, ich hole nur noch meinen Helm, das verdammte Ding, wo kann es denn nur sein. Dann hatte Louisa fluchend die ganze Wohnung durchsucht. Teri hatte ihn längst in Louisas Wäschehaufen entdeckt und wollte ihn gerade mit zwei Fingern herausfischen, als sie stattdessen einem verrückten Impuls folgend ein Handtuch darüberfallen ließ. Einfach so, ganz spontan, ohne nachzudenken. Nur beherrscht von dem Wunsch, ihre Schwester aufzuhalten. Dann hatte sie Louisa zugerufen, sie würde jetzt losfahren, weil sie nicht noch länger warten wollte. Sie hätte nicht im Traum daran gedacht, dass Louisa wirklich ohne Helm auf ihr Rad steigen würde. Es wäre ja auch möglich gewesen, dass sie ihn noch gefunden hätte. Aber sie hatte ihn nicht gefunden. Als Teri losgeradelt war, hatte sie die Suche sofort aufgegeben und war ihrer Schwester hinterhergerast. Ein kurzer Moment der Unvernunft und ein ganzes Leben war zerstört. Teri verstand jetzt, warum Menschen über der Tatsache, dass sich die Zeit nicht eine Sekunde zurückdrehen ließ, so verzweifeln konnten.
    Am nächsten Morgen stand Teri schon auf, als alle noch schliefen. Sie wollte weg sein, bevor die anderen aufstehen würden. Als sie schnell durch die Diele huschte, kam Mama aus dem Schlafzimmer geschlüpft.
    » Ich muss mit dir reden, Teri«, sagte sie leise und gab ihr mit einem Fingerzeig zu verstehen, dass sie ihr ins Wohnzimmer folgen sollte.
    » Ich habe nachgedacht, Teri«, sagte ihre Mutter, als sie beide auf der Couch saßen und Teri schon wieder dieses Herzklopfen bekam, das sie in Panik versetzte.
    » Bitte, Mama, lass uns ein anderes Mal reden, ja?«, flehte Teri.
    Nachdem sie gestern alles gebeichtet hatte, kam ihr das, was sie getan hatte, noch ungeheuerlicher vor. Wegen eines Jungen, den sie nicht einmal richtig kannte, hatte sie völlig den Kopf verloren. Sie schämte sich so sehr dafür, dass sie es ihren Eltern verschwiegen hatte. Vielleicht würde sie sich jetzt immer so fühlen. So wertlos und überflüssig, wie eine schlechte, fehlerhafte Kopie der früheren Teri, die alle wegen ihrer Besonnenheit und ihrer verständnisvollen Art gemocht und respektiert hatten.
    » Du hast einen Fehler gemacht und ich kann mir vorstellen, wie sehr du darunter leidest. Ich weiß, dass du Louisa nie etwas Böses wolltest, Teri«, sagte ihre Mutter.
    Teri hob überrascht den Kopf, weil ihre Mutter das so sanft, fast liebevoll gesagt hatte.
    » Es ist nun einmal passiert und ich kann mir vorstellen, wie schrecklich du dich fühlst. Aber bitte, Louisa darf nichts davon erfahren. Ich habe den Eindruck, sie hat sich gefangen. Es könnte sie wieder zurückwerfen, wenn sie Bescheid wüsste.«
    Teri hatte sich zwar vor dem Gespräch mit Louisa gefürchtet, aber es behagte ihr nicht, dass sie ihr nun doch nichts sagen sollte. Sie hatte lange genug gebraucht, endlich den Mut dafür aufzubringen, und jetzt wollte sie unbedingt reinen Tisch machen. Louisa hatte ein Recht auf die Wahrheit, auch deshalb, weil sie sich ganz allein die Schuld an dem Unfall gab. Ohne Fahrradhelm zu fahren, was für ein Irrsinn– das hatte sie damals von allen Seiten gehört.
    » Bitte, Teri«, flehte ihre Mutter.
    » Ich weiß nicht, ob ich das versprechen kann, Mama«, sagte Teri leise.
    » Dann warte wenigstens noch ein bisschen, bis du es ihr sagst. Sie ist auf einem guten Weg, Teri. Sie hat gestern einen fast glücklichen Eindruck gemacht.«
    » Was ist mit
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