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Alpengold (German Edition)

Alpengold (German Edition)

Titel: Alpengold (German Edition)
Autoren: Heiko Grießbach
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beeindruckende Bergwelt faszinierte sie und lenkte ein wenig von den Schmerzen ab.
    Als sie sich am Freitag alle bei Mark getroffen und das Auto beladen hatten, hatte er seinen Plan der Tour bekannt gegeben. „Wie fahren über Stuttgart, Zürich, Bern, Montreux nach Brusson. Von dort weiter nach Ayas und zu einer Pension. Sie liegt ziemlich am Ende der Straße und schon hoch in den Bergen. Ich habe überschlagen, dass wir am Abend zwischen sieben und acht dort eintreffen und eine Nacht in der Pension verbringen. Zwei Doppelzimmer konnte ich buchen, einer schläft auf der Couch. Dann gehen wir es langsam an, fahren Montag früh mit dem Auto so weit wie es geht den Berg hoch, laufen noch ein Stück und schlagen an einer guten Stelle unser Lager auf. Montag passiert dann nicht mehr viel, nur entspannen, an die Höhe gewöhnen, Holz fürs Feuer sammeln, die Gegend anschauen und so weiter. Dienstag suchen wir den Eingang der Mine, okay?“
    Damit waren alle einverstanden gewesen. Wer auf der Couch schlafen musste, würde sich vor Ort ergeben. Jetzt wollten sie erst einmal ankommen.
    Sandra zeigte nach links. „Dort, in zwanzig Kilometern Luftlinie liegt Zermatt am Fuße des Matterhorns. Leider können wir es nicht sehen, ich war vor Jahren mal mit meinen Eltern da. Wir haben eine Busreise durch Südtirol gemacht.“
    Stefan konzentrierte sich jetzt auf die Karte und leitete sie von der Autobahn ab auf die Europastraße 27. Sandra lebte auf und zeigte ihnen den Le Catogne, der mit 2700 Metern eine weiße Spitze besaß. Sie erhaschten einen Blick auf den Champex-Lac, einen malerischen See, den schneebedeckte Berge umgaben. Immer öfter kam nun ein „Ah“ und ein „Oh“. Sandra erzählte, dass diese Gegend sehr beliebt bei Wanderern sei und das kleine Kanada genannt wurde.
    Wie hoch sie schon waren, wussten sie nicht, aber sie merkten, dass sie sich allmählich immer höher schraubten. Längst hatten sie ersten Schnee und Eis auf den höchsten Berggipfeln gesehen. Die Luft hatte sich abgekühlt und manchmal wehte ein erfrischender Hauch ins Innere des Wagens.
    „Es ist fantastisch!“, rief Jens. „Wir haben Sommer, in Berlin sind dreißig Grad und hier liegt Schnee auf den Bergen.“
    „Jepp“, machte Mark. „Ich hoffe nur, die Nächte werden nicht zu kalt, sonst frieren wir uns die Ärsche ab.“
    „Na, dann muss mir aber jemand in der Nacht den Popo wärmen“, sagte Sandra.
    Stefan drehte sich grinsend um. „Kein Problem, ich nehme dich beim Wort.“
    Tina verdrehte die Augen, sagte aber nichts. Jens warf ihr einen heimlichen Blick zu, den Sandra bemerkte. Sie lächelte ihn an, es war ein freundliches Lächeln. Trotzdem wurde Jens rot.
    Bald darauf überquerten sie die Grenze zu Italien im Sankt Bernhard Tunnel, der sich fast sechs Kilometer durch Felsgestein zog. Bei Aosta bogen sie links auf die Autobahn Fünf ein und verließen sie bald wieder bei Chatillon. Nun war es auf einer kleinen und extrem kurvenreichen Straße nicht mehr weit bis Brusson, doch die engen Biegungen forderten Mark das Letzte ab. Am Marktplatz in der Nähe der Kirche stoppten sie und vertraten sich die Beine, da Mark eine letzte Pause brauchte. Die Häuser waren aus Stein oder aus Holz, Fachwerk sahen sie aber höchst selten. Über allem ragte der Bau der Kirche auf.
    „Brusson ist bekannt für seine Kirche und soll eines der schönsten Dörfer der Gegend sein“, sagte Sandra. „Jedenfalls steht’s so im Dorfprospekt im Internet geschrieben. Das gilt für alle Alpendörfer von Ost nach West und Nord nach Süd. Schön sind sie alle, aber jedes will das Schönste sein.“
    In die Kirche hinein gingen sie nicht, Ungeduld erfüllte sie, sie wollten das letzte Stück jetzt endlich hinter sich bringen.
    Eine noch schmalere Bergstraße führte sie die letzten Kilometer ihrer Anreise hoch in die Bergwelt nach Ayas. Der Ort war klein aber fein und besaß eine malerische Kulisse. Weiter ging es bis nach Saint Jacques und zur Pension Casa Favre in zweitausend Metern über dem Meeresspiegel. Dahinter erstreckte sich das Monte Rosa Massiv hoch hinaus in den dunkelblauen Himmel. Die Grenze zur Schweiz zog sich durch die Berge, deren höchste Spitze auf italienischer Seite, der Grenzgipfel, 4618 Meter aufragte.
    „Oh mein Gott!“, stöhnte Mark. „Wir haben es geschafft!“
    „Oh mein Gott“, wiederholte Sandra, wie schön es hier ist!“
    Es ging auf zwanzig Uhr zu, die Sonne war noch nicht untergegangen aber längst hinter den Bergen
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