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Alpengold (German Edition)

Alpengold (German Edition)

Titel: Alpengold (German Edition)
Autoren: Heiko Grießbach
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Schuljunge mit Mittelscheitel.
    Mark fragte sich, was er sich davon versprach, sie ins Gebirge begleiten zu wollen. Soviel er wusste, war Jens nicht einmal begeisterter Sammler. Beinahe alle aus ihrer Studentengruppe sammelten Mineralien oder Gesteine und erzählten manchmal von ihren Exkursionen. Jens besaß zwar einige schöne Stufen, aber er hatte sie nicht selbst gefunden, sondern verdankte sie seinem prallen Geldbeutel. Als Sohn des Besitzers einer gutgehenden Autowerkstatt brauchte er auch als Student nicht unter Geldmangel zu leiden. Sein Vater ließ ihm jeden Monat einen Scheck zukommen, der kein Pappenstiel war, auch wenn er stark missbilligte, dass sein Sohn nicht in seine Fußstapfen treten wollte und lieber Geologie studierte, statt die Werkstatt zu übernehmen. Aber die Hoffnung starb ja bekanntlich zuletzt.
    Da seine Frage nicht beantwortet wurde, sprach Jens weiter: „Was ist das denn für ein Buch? Denkst du, anhand eines Buches Gold finden zu können? Du bist doch nicht der Erste, der es liest, das haben schon Tausende vor dir getan und das beschriebene Gold längst gefunden. Oder?“
    „Lasst uns zu mir gehen“, Mark winkte den beiden, ihm zu folgen. Er besaß ganz in der Nähe des Campus in Zehlendorf eine Einraumwohnung, für die er gerade eben die Miete aufbrachte. Es war ihm wichtig, eine eigene Bleibe zu haben, er brauchte seine Ruhe und Individualität.
    „Aber es stimmt doch“, bohrte Jens weiter, „du denkst doch nicht echt, nur weil es in einem Buch steht, finden wir Gold, oder?“
    „Warten wir es ab.“ Stefan war gelassen wie immer. „Er wird es uns gleich sagen, okay?“
    Marks ‚Studentenbude‘, wie er sie nannte, erreichten sie in fünfzehn Fußminuten. Sie lag im Hinterhof im Erdgeschoss eines Altbaus, der seine besten Zeiten schon lange hinter sich hatte, weshalb die Miete erschwinglich war. Mark gab jedem ein Bier in die Hand und überließ Stefan und Jens das Bett zum Sitzen. Den Raum bevölkerten nur noch ein Tisch nebst Stuhl, ein Sessel, ein Schrank, eine Fernsehkommode und eine halb vertrocknete Palme, die er einmal neben den Abfalltonnen gefunden hatte. Vom Tisch, der auch als Schreibtisch fungierte, kramte er ein altes, zerlesenes Büchlein hervor.
    „Das ist es“, sagte er feierlich. „Stefan habe ich die Geschichte vom größten Goldfund in den Alpen schon erzählt, für dich bringe ich nochmal eine Kurzfassung. Prost.“
    Er hob die Flasche in Richtung Jens und trank. Der nahm auch einen Schluck und schaute verlegen zum Schrank hinüber, der ein Glasteil aufwies, in dem Goldstufen und Schälchen mit Goldstaub zu bewundern waren. Mark war begeisterter Goldsammler, in den Regalfächern des Glasteils lagen Nuggets bis zu Fingernagelgröße neben Quarzbrocken mit Goldeinsprengseln und Schälchen mit Goldstaub. Die kleinen Körner in den Glasschalen hatte er in verschiedenen Teilen Deutschlands selber aus Flüssen gewaschen, er erzählte oft und gern darüber.
    „Also pass auf, folgende Geschichte, die wirklich passierte, fand ich im Internet“, er bedeutete Jens, sich wieder zu setzen. „Vor zehn Jahren stieß ein Mann auf ein altes Buch von 1916.“
    Er hielt das Buch hoch und zeigte überflüssigerweise noch mit dem Finger darauf. Er trank einen langen Schluck und holte tief Luft, seine Augen funkelten.
    „In dem Buch wird von Goldfunden in Minen bei Brusson berichtet, die in den Monte Rosa getrieben worden sind. Das ist ein Felsmassiv im Aostatal, in Norditalien. Es liegt ein Stück unterhalb der Schweizer Grenze. 1908 wurden dort aus einer Mine 40 Kilogramm Gold herausgeholt, ein Jahr später noch einmal 28 Kilo. Dann sank der Goldpreis tief in den Keller und die Goldminen der Gegend wurden unrentabel, stillgelegt, mit Brettern vernagelt und mehr oder weniger vergessen.
    1916 schrieb ein unbedeutender Schweizer Mineraloge das Buch und erwähnte darin die Minen. Von einer schrieb er, dass ein neuer Stollen vom Fennilaz-Gang abgezweigt wurde. Der Name: Speranza. Das heißt Hoffnung. Und dort wurde Gold angetroffen. Er schrieb, es handelte sich hauptsächlich um Freigold und sei fleckenartig verteilt, wobei die Goldflecken bis zu mehrere Kubikmeter Größe erreichten. Der Schreiber fertigte eine genaue Karte an, da er selbst im Berg gewesen war.
    Er beschrieb ganz genau, dass die reichsten Goldfundstellen vorwiegend dort angetroffen wurden, wo Glimmerschiefer in der Nähe des Kalkes den Quarz durchsetzt. Das Gold fand sich also dort, wo die Quarzdrusen sich
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