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Alma Mater

Alma Mater

Titel: Alma Mater
Autoren: Rita Mae Brown
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Wohnzimmer.« R. J. geleitete Bunny hinein.
     
Piper unter dem Baum schlug zum Gruß mit dem Schwanz.
     
Mignon stellte einen Teller Käse und Cracker auf den Couchtisch und reichte Bunny ihren Drink. Ein Feuer füllte das Zimmer mit tanzendem Licht, das Kirschholz verströmte seinen berauschenden Duft.
     
R. J. setzte Bunny aufs Sofa und sich daneben. Frank blieb stehen, er wußte nicht recht, was er sonst tun sollte. Mignon ließ sich in einen Ohrensessel plumpsen, Chris ebenso. Vic stellte sich neben ihren Vater.
     
»Frank, bereite die Scheidungsunterlagen vor.«
     
»Laß uns noch ein, zwei Tage warten«, riet er in beschwichtigendem Ton.
     
»Nein. Schenk mir die Scheidungspapiere zu Weihnachten. Ich gebe nicht klein bei und werd’s mir nicht anders überlegen. Er hat eine Frau zu viel gehabt. Und den Transporter draußen schenke ich Vic.«
     
»Tante Bunny, ich kann das nicht…«
     
Bunny schnitt ihr das Wort ab. »Ich hätte dich verletzen können. Ich weiß, es war dumm, was ich getan habe, aber«, sie lachte bitter, »es hat sich gelohnt.«
     
R. J. rümpfte kurz die Nase, ihre Augenbrauen schnellten in die Höhe, dann faßte sie sich. »Bunny, was hast du getan?«
     
»Ich bin durch die Glasscheibe gefahren. Hab sie auf frischer Tat ertappt, in der verdammten Kommandozentrale – die ich entworfen habe.«
     
R. J. sah Vic an.
     
»Stimmt, sie ist durch die Scheibe gefahren. Wir haben den Wagen stehen lassen, wegen dem Glas. Ich nehme an, Onkel Don wird sich eine Erklärung für die Polizei und für die Versicherung einfallen lassen müssen.«
     
»›Ich hab meine Empfangsdame gebumst, als meine Frau durch die Glasscheibe fuhr.‹ Das dürfte dem Regulierungsbeauftragten gefallen.« Bunny lachte und weinte zugleich.
     
»Trink einen Schluck, Schätzchen.« R. J. hielt Bunny das Glas hin.
     
»Ich will keinen Drink. Ich will die Scheidung.« Sie deutete mit dem Finger auf Vic. »Überleg es dir zweimal, Victoria, überleg es dir zweimal. Charly mag jetzt ein wunderbarer Mensch sein, aber im mittleren Alter, da werden die Männer einfach… sie zeigen ihr wahres Gesicht.«
     
Frank überhörte das. »Möchtest du, daß ich in die Firma fahre und sehe, ob ich Don finden kann?«
     
Bunny, die Augen gerötet, überlegte. »Ist mir egal, ob er tot ist.«
     
Frank sah R. J. eine Weile an. »Hört mal, wir wollen doch nicht, daß das auf falsche Weise an die Presse gelangt. Mädels, hebt mir was vom Abendessen auf.«
     
»Wenn du meinen miesen Mann siehst, meinen baldigen ExEhemann, sag ihm, daß ich seine Visage nie wieder sehen will und daß ich ihn das nächste Mal umbringe.«
     
Frank antwortete nicht. Er ging aus dem Zimmer, zog seinen langen Kamelhaarmantel von Brooks Brothers an, der an den Ellbogen abgewetzt war, und öffnete die Hintertür, worauf ein Schwall kalter Luft hereinwehte.
     
»Dad.« Vic war ihm in die Diele gefolgt. »Meinst du, Onkel Don wird sie beim Sheriff verpfeifen?«
     
»Nein, aber sollte der Sheriff vorbeischauen, laß Bunny auf gar keinen Fall mit ihm sprechen. Aber ich glaube, dein Onkel Don dürfte im Moment froh sein, daß er am Leben ist.« Er stülpte sich seinen Hut auf den Kopf und ging.
     
Mignon kam zu Vic. »Schlimm, was?«
     
»Nicht gut.«
     
»Das war aber ganz schön cool.«
     
»Nicht, wenn man neben ihr saß.« Vic schüttelte den Kopf.
     
»Ich hab’s gewußt.«
     
»Was hast du gewußt?«
     
»Daß Onkel Don Hojo bumst.«
     
»Herrgott Mignon, warum hast du nichts gesagt?«
     
»Weil ich ein Geheimnis für mich behalten kann«, erwiderte sie stolz. »Ich hab sie einmal erwischt, wie sie sich geküßt haben.«
     
»Also deswegen hat Hojo dir Ohrlöcher gestochen, obwohl sie genau wußte, daß Mom einen Anfall kriegen würde.«
     
»Ich hab sie aber nicht erpreßt.« Mignon schloß die Haustür. Die Kälte ließ sie schaudern.
     
»Hab vergessen, daß ich sie offen gelassen habe.« Vic fragte sich, wo sie mit ihren Gedanken war. »Es war richtig von dir, nichts zu sagen. Mom oder ich hätten nichts ändern können. Und wer möchte schon einer Frau eröffnen, daß ihr Mann mit einer anderen schläft. Du weißt, was mit dem Überbringer einer schlechten Botschaft geschah.« Sie fuhr sich mit dem Zeigefinger quer über den Hals. »Komm, wir gehn lieber wieder rein.«
     
Die zwei Schwestern platzten mitten in eine von Bunnys leidenschaftlichen Attacken.
     
Die leidgeprüfte Frau richtete ihren Blick auf Vic, als sie ins Zimmer trat.
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