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Alma Mater

Alma Mater

Titel: Alma Mater
Autoren: Rita Mae Brown
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wünschte, ich könnte es. Ich weiß nicht, was wir tun werden. Ich weiß nicht, wie wir ein Kind ernähren können, geschweige denn uns gegenseitig. Aber wie dem auch sei, ich liebe sie und will mein Bestes für sie tun.«
     
»Das sagt sich so leicht. Sie bringt ein viel größeres Opfer als du.«
     
»Charly, das ist unfair. Ihr Körper ist betroffen, nicht meiner.«
     
»Warum kannst du es nicht abtreiben lassen?« Charly fuchtelte aufgebracht mit den Händen in der Luft herum.
     
»Ich kann diesem Kind nicht das Leben nehmen.« Hastig fügte Chris hinzu: »Für mich ist das keine Alternative. Was andere Frauen tun, ist ihre Sache.«
     
»Gott, wenn du’s doch wärst, Vic.« Charly hätte am liebsten die Hände vor die Augen gehalten und geweint. Er tat es aber nicht.
     
»Was würde das ändern?« Vic berührte seinen Unterarm.
     
»Du würdest mich heiraten.«
     
»Nein. Ich würde trotzdem Chris heiraten.«
     
»Das kann nicht dein Ernst sein.«
     
»Ist es aber.«
     
»Ich kapier das nicht. Ich kapier das einfach nicht.« Er starrte auf ihr schönes Gesicht.
     
»Es tut mir Leid. Ich wollte dir niemals wehtun. Ich kann es dir nicht verdenken, wenn du mich haßt, aber eines Tages wirst du es vielleicht verstehen.«
     
»Ich verstehe nur, daß du mich nicht heiraten willst und daß du dein Leben ruinierst. Ich begreife nicht, daß du Chris willst.«
     
»Wäre es einfacher, wenn sie ein Mann wäre?«
     
»Ja. Mit einem anderen Mann könnte ich mich schlagen.«
     
»Aber wenn ich dich wegen eines anderen Mannes verlassen würde, ob du dich mit ihm schlägst oder nicht, ich weiß nicht, ob der Schmerz sehr viel anders wäre.«
     
»Okay.« Er holte tief Atem. »Alles passiert auf einmal. Eine ganze Menge. Wollen wir es nicht erst mal ruhen lassen? Laßt uns nach Weihnachten darüber reden. Man weiß nicht, was wird.« Er hielt inne. »Wissen es deine Eltern?«
     
»Daß Chris schwanger ist?«
     
»Nein. Das mit dir und Chris.«
     
»Nein.«
     
»Vic, sie werden es vielleicht nicht so gut aufnehmen, wie du denkst.«
     
»Das wird nichts ändern an dem, was Chris und ich tun werden. Wir werden zusammenleben. Wir werden das Kind zusammen aufziehen.«
     
»Schon gut. Schon gut.« Er hob die Hände. »Aber manchmal bringt die Zeit die Dinge ins Lot.«
     
»Charly, ich hoffe, ich bete, daß du mein Freund bleibst und daß du lernen wirst, Chris ein Freund zu sein.«
     
Chris, die auf einer anderen Schiene dachte, sagte: »Wir sind alle durcheinander. Es ist ein schwerer Schock. Und ich will dir auch nicht wehtun, Charly. Ich möchte Vic nicht verlieren. Und ich hoffe, die Zeit wird dir helfen, aber woher weiß ich, ob die Zeit dich nicht nur wütend macht? Woher weiß ich, daß du nicht eines Tages versuchen wirst, uns das Kind wegzunehmen?«
     
Daran hatte Vic nicht gedacht. Das wäre ihr nie in den Sinn gekommen. Ihr Verstand funktionierte nicht auf diese Weise.
     
»Wenn Vic und ich heiraten würden, hätte das Kind es gut.«
     
»Aber ich bin die Mutter.«
     
»Woher weiß ich, daß du Vic das Kind nicht wegnimmst? Was, wenn du sie verläßt?«
     
»Ich werde sie nicht verlassen.« Chris’ Wangen färbten sich rot.
     
»Woher weißt du das? Welche Chance haben zwei Frauen in der Welt? Zwei arbeitslose Frauen mit einem Kind?«
     
»Welche Chance hat irgendwer am Anfang? Die Liebe ist alles, was wir haben. Alles, was irgendwer hat. Vielleicht mit dem einen Unterschied, daß wir von vornherein wissen, wie unfair die Welt ist«, erwiderte Vic.
     
»Vic, willst du dein Leben ruinieren?«
     
»Ich würde mein Leben ruinieren, wenn ich dich heiraten würde, und deins obendrein.«
     
Das drang endlich zu ihm durch.
     
»Herrgott.« Charly kämpfte mit den Tränen.
     
»Es tut mit Leid.« Vic wünschte inständig, sie hätte schon früher den Mut gehabt, es ihm zu sagen. Dann wäre der Schmerz nicht so groß gewesen. Sie gelobte sich, nie wieder so ein Feigling zu sein, wenn es um Gefühle ging. Sie wollte nie wieder jemanden so verletzen, wie sie jetzt Charly verletzte.
     
Er schloß die Augen und öffnete sie wieder. »Ich werde nicht versuchen, euch das Kind wegzunehmen. Aber ihr nehmt es mir auch nicht weg.«
     
»Wie meinst du das?«, fragte Chris ganz ruhig.
     
»Ich bin der Vater. Ich werde Unterhalt für das Kind bezahlen, und ich will mein Kind sehen.«
     
»Du willst bloß Vic sehen.«
     
»Natürlich will ich sie sehen. Aber es ist mein Kind, und Chris, ob es dir paßt
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