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Alma Mater

Alma Mater

Titel: Alma Mater
Autoren: Rita Mae Brown
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Zeitliche segnete, vermachte er Vic und R. J. sein Vieh und seine Farmgeräte. Mutter und Tochter weinten, als sie es erfuhren. Edward war den Savedges während aller Mühsal ein wahrer Freund gewesen. Er hatte Georgia und Sissy zum Schweigen gebracht, als sie wegen Vic und Chris aus der Haut fuhren. Er hatte außerdem noch weitere Leute zum Schweigen gebracht. Auch er war ein Virginia-Gentleman, einer von der Art, der die Leute verwirrte, weil er äußerlich voreingenommen und verschlagen wirken konnte, innerlich aber stets fair war. In diesem Sinne war er ein wahrer Gentleman; denn er sah die Welt nicht in Gruppen- oder Fallkategorien. Er nahm die Welt Mensch für Mensch.
     
Hojo zog nach Charlotte, North Carolina, und immatrikulierte sich an der Universität von North Carolina. Entschlossen, etwas aus sich zu machen, studierte sie Betriebswirtschaft, dann kehrte sie nach Surry County zurück. Sie nahm eine Stelle in der Chevrolet-Vertragshandlung an und zahlte schließlich den Besitzer aus, einen alternden, alkoholabhängigen Verwandten von Boonie Ashley. Hojo wurde die schärfste Konkurrentin von McKenna, da sie auch noch die General-Motors-Vertretung übernahm. Sie heiratete nie, begnügte sich mit einer Riege von Männern, die sie nach Belieben fallen lassen konnte. Was sie auch tat. In dieser Hinsicht wurde sie zu einer kundigen Konsumentin.
     
Als Angestellte der Firma Surry Crossing Gartenbau hatte Vic morgens, mittags und abends geschuftet. Seit sie Teilhaberin geworden war, schuftete sie noch mehr, aber da sie nach wie vor die meiste Zeit im Freien verbrachte, war sie glücklich.
     
Sie liebte Chris und Victor. Kinder zwingen einen zu einer Menge Dinge, die man sonst nie tun würde. Sie war ganz froh, weil Victor sie vermutlich davor bewahrte, egozentrisch zu werden oder sich zu stark aufs Geschäft zu konzentrieren. Dennoch war Chris besser zur Mutterschaft geeignet als Vic. Vic fürchtete ständig, daß Chris Victor zu sehr behütete.
     
Als Chris ein zweites Baby wollte, wandte Vic ein, sie könnten kein zweites Kind ernähren. Da war Victor zwei Jahre alt. R. J. verstand Chris’ Wunsch viel besser als Vic und erwärmte Vic für die Idee. Dank künstlicher Befruchtung wurde ein kleines Mädchen geboren, das Chris Sean nannte, was wieder mal zu einem Streit führte, da Vic sagte, Sean sei ein Jungenname. Wie dem auch sei, Sean eroberte alle Herzen, und der kleine Vic wurde der große Bruder, eine Aufgabe, die er sehr wichtig nahm.
     
An einem heißen Tag im Juli trank Vic mit Don ein Bier, während ihr Wagen gewartet wurde. Sie sagte: »Herrgott, Frauen sind schreckliche Nervensägen.« Sie hatte an diesem Morgen einen niederschmetternden Streit mit Chris gehabt. Don lachte nur verständnisvoll.
     
Trotzdem hielten sie und Chris zusammen. Wie die meisten Paare waren sie im Laufe der Zeit durch Geld, Besitz und vor allem durch die Kinder aneinander gebunden. Vic wünschte manchmal, Chris wäre nicht so verdammt pingelig, und sie wünschte sich aufrichtig, Chris würde mehr an Sex liegen. Bei den meisten Menschen nutzt sich diese Wildheit ab, jedoch nicht bei Vic. Als die Jahre dahingingen, wurde ihr klar, sie hatte keinen Sexhang, sie hatte einen Sexüberhang. Sie hatte ein paar Affären, aber zu ihrem Glück wurde sie nie erwischt. Manchmal meinte sie, sie sei mit einer anderen Frau im Bett, weil sie mehr Sex brauchte. Dann wieder meinte sie dort zu sein, nur um positive Energie zu tanken, um Urlaub zu machen. Jetzt hatte sie mehr Verständnis für das frühere Verhalten ihres Onkels Don.
     
Sie liebte Charly, aber sie bereute es nicht ein einziges Mal, ihn nicht geheiratet zu haben. Er hätte keine bessere Partnerin finden können als Jinx, die ihre beste Freundin blieb.
     
Piper starb an Altersschwäche. Ehe ein Jahr vergangen war, hatten sie wieder einen Golden Retriever in Surry Crossing.
     
Frank starb 1996 auf den Stufen des Gerichts an einem Herzinfarkt. Er bekam ein Begräbnis mit allen militärischen Ehren. Gegen Ende seines Lebens hatte er sogar aufgehört, das Wall Street Journal zu lesen. Er hatte sich damit abgefunden, daß er das Geld, das er verloren hatte, nie wieder hereinholen und seinen Fehler nie wieder gutmachen würde. Das brauchte er freilich auch gar nicht; denn die Liebe, die er anderen still und großzügig schenkte, war Wiedergutmachung genug.
     
Don McKenna hielt die Grabrede, und er sagte etwas, das Vic im Gedächtnis behielt. Es wurde ihr Mantra.
     
Er sagte:
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