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Allmen und die Dahlien (German Edition)

Allmen und die Dahlien (German Edition)

Titel: Allmen und die Dahlien (German Edition)
Autoren: Martin Suter
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Besitzer bereit ist zu verkaufen.«
    »Besitzer!«, schnaubte Madame Gutbauer verächtlich. »Wer ist es?«
    Allmen zögerte. Da meldete sich Cheryls Stimme: »Jemand, der es seiner Freundin geschenkt hat. Einer jungen Italienerin – namens Dalia.«
    Die alte Frau versank in Schweigen. Dann sagte sie: »Männer!«, zog ihren roten Funksender an der Halskette aus der Bluse, um der Pflegerin zu klingeln.
    Doch plötzlich stutzte sie. »Wie kam das Bild überhaupt von hier oben nach unten?«
    Allmen war auf die Frage vorbereitet. »Dieser Punkt wird noch untersucht. Es gibt mehrere Szenarien und Verdächtige. Im Vordergrund steht allerdings die Tatsache, dass eine der Firmen, mit denen Tenz gescheitert ist, Alarmanlagen verkaufte, installierte und unterhielt. Gut möglich, dass er daher noch etwas Fachwissen besitzt.«
    Cheryl Talfeld warf ihm einen dankbaren Blick zu.
    Dalia Gutbauer wollte etwas antworten, überlegte es sich aber anders und wandte sich an ihre Assistentin: »Cheryl, wollen Sie nicht schon einmal Meierhans anrufen wegen des Bargelds? Herr von Allmen leistet mir so lange Gesellschaft.«
    Kaum hatte Frau Talfeld den Raum verlassen, wandte sich die alte Dame wieder an Allmen: »Ich wüsste nicht, was ich ohne sie machen würde. Etwas spröde, die Arme, aber präzise, zuverlässig, effizient und loyal.«
    Allmen pflichtete ihr bei.
    »Um einen Gefallen bitte ich Sie, von Allmen: Falls Ihre Untersuchungen ergeben sollten, dass Cheryl etwas mit der Sache zu tun hat – ich will es nicht wissen. Verstehen Sie? Verschonen Sie mich damit, verstanden?«
    Sie machte eine lange Pause. Dann fügte sie fast etwas verschämt hinzu: »Ich möchte sie nicht verlieren. Versprochen?«
    »Versprochen.« Allmen ahnte, dass er gerade dazu beigetragen hatte, die arme Cheryl Talfeld noch ein bisschen abhängiger von Dalia Gutbauer zu machen.
    12
    Er war sicher gewesen, dass niemand zu Hause war. Er hatte noch bei Tageslicht seinen Alfa vor dem vierstöckigen Haus geparkt und die Dämmerung abgewartet. Alles war dunkel geblieben in der Penthouse-Wohnung.
    Gerade wollte er es wagen, auszusteigen und die Straße zu überqueren, da fuhr ein weißer BMW vor, und der junge Italiener stieg aus. Er ging zum Hauseingang und klingelte.
    Hinter einem der Fenster ging Licht an. Der Mann sagte etwas in die Gegensprechanlage und schlenderte zurück zu seinem Wagen.
    Nach einer Viertelstunde klingelte er noch einmal und sagte wieder ein paar Worte. Nach weiteren zehn Minuten ging in der Wohnung das Licht aus, und das in der Eingangshalle flammte auf. Kurz darauf trat Dalia Fioriti aus dem Lift und ging auf die Glastür zu. Der Italiener stieg aus dem Wagen und öffnete ihr die Tür.
    Als sie einstieg, sah er, dass sie unter ihrem sehr langen Mantel einen sehr kurzen Rock trug.
    Tenz ließ ein paar Minuten verstreichen. Dann zog er Latexhandschuhe an, holte den Koffer aus dem Kofferraum, ging zum Hauseingang und schloss auf.
    Der Lift war noch unten. Er duftete nach einem schweren Parfum. Tenz drückte auf die vierte Etage.
    Die Klingel zu ihrem Appartement war nicht beschriftet. Aber am Türrahmen war ein roter Sticker mit dem Wort » ALARM !!« und dem Logo von SECURTOTAL . »Dieser Kleber bringt mehr als die ganze Anlage« war der Standardsatz, den er seinen Verkäufern eingebleut hatte.
    Er wiederholte noch einmal den sechsstelligen Code, den er sich beim Warten eingeprägt hatte, schloss die Tür auf und trat ein.
    Sofort begann die GZR 441 212 zu piepsen, das blinkende Rotlicht zeigte ihm die Stelle neben der Garderobe, wo das Bedienungskästchen angebracht war. Er tippte den Code ein. Das Piepsen verstummte.
    In der Wohnung hing die gleiche Parfumnote wie im Lift. Tenz machte kein Licht. Er zog eine kleine LED -Lampe aus der Hosentasche und sah sich um.
    Er befand sich in einem großen Wohnzimmer mit zwei raumhohen Fensterfronten auf die Dachterrasse, einem Rundkamin, einem überdimensionierten Flachbildschirm und einer offenen Küche. Der Raum war sparsam mit Designmöbeln eingerichtet und kahl, doch an den Wänden lehnten ein paar große gerahmte Grafiken, als warteten sie darauf, aufgehängt zu werden.
    Tenz ging in den nächsten Raum. Es war das Schlafzimmer, dessen Licht er von der Straße aus gesehen hatte. Das riesige Doppelbett war zerwühlt, und am Boden lagen Kleider und Wäschestücke. Die Türen des Schranks, der die ganze Wand ausfüllte, standen offen.
    Auf einem der beiden Nachttische stand ein gerahmtes Foto. Es
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