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Allmen und die Dahlien (German Edition)

Allmen und die Dahlien (German Edition)

Titel: Allmen und die Dahlien (German Edition)
Autoren: Martin Suter
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machen.«
    »Ganz meinerseits«, antwortete Allmen. Und fügte hinzu: »Mein Fahrer holt mich ab, kann ich Sie irgendwo absetzen?«
    »Danke, ich werde auch abgeholt«, antwortete Tenz. Allmen vermutete stark, dass er nicht wissen sollte, wo Tenz wohnte.
    Herr Arnold erwartete Allmen nach dem Zoll und nahm ihm den Gepäckwagen ab. Der Anblick seiner Augenklappe brachte ihn wieder auf das Thema »Gefährdung der öffentlichen Sicherheit«. Was vonseiten Allmens zu einer eher wortkargen Fahrt führte.
    Zehn Minuten vor Eintreffen kündigte Herr Arnold telefonisch ihre Ankunft an. Carlos erwartete sie vor dem Tor mit dem kleinen Leiterwagen.
    Allmen verabschiedete sich bei Herrn Arnold mit dem üblichen übertriebenen Trinkgeld. Der Chauffeur steckte es mit der gleichen verschämten Beiläufigkeit wie immer weg, als handle es sich um etwas Anstößiges. Dann brachte er seinerseits etwas Peinliches zum Vorschein: einen Briefumschlag mit dem ungelenken Logo seiner Firma.
    »Das muss in Ihrer Administration untergegangen sein.«
    »Worum handelt es sich?«
    »Ähm, nur Rechnungen. Der letzten… ähm… Zeit.«
    »Ach, wie unangenehm. Und Sie sind sicher, dass Sie sie an die Postfachadresse geschickt haben?«
    »Ganz bestimmt. Es ist die einzige, die ich benutze.«
    »Und mit dem Zusatz ›Rechnungswesen‹?«
    »Wie immer.«
    »Um wie viel handelt es sich, lassen Sie es mich gleich erledigen.« Allmen klopfte seine Taschen ab und verzog schmerzvoll das Gesicht, als er seinen gequetschten Rippen nahe kam.
    »Nein, bitte, so eilig ist es nicht. Einfach…«, er hob die Hände unbeholfen in die Luft, »…einfach gelegentlich.«
    Auf dem Weg zum Gärtnerhaus öffnete Allmen den Umschlag. Er enthielt eine Kopie der Rechnungen der letzten fünf Monate. In der Höhe von etwas über elftausend Franken.
    Mit ein Grund, weshalb er beim anschließenden Bericht an Carlos die bewussten Fünfhunderttausend verschwieg.
    9
    Auf einem öden Industriegelände am Stadtrand hielt ein Taxi vor einer Lagerhalle mit der Aufschrift » STORE & BOX « . Der Fahrgast bat den Fahrer zu warten.
    Am Empfangsschalter wies er sich aus und fuhr mit dem Warenlift in den zweiten Stock. Er betrat einen langen Korridor aus blaugestrichenen Metalltüren. Zur Nummer 2/14 besaß er den Schlüssel. Er öffnete das Abteil und machte Licht.
    Der Raum war bis unter die Decke mit Umzugsschachteln gefüllt. Sie waren mit verschiedenen phantasievollen Firmennamen beschriftet: trapolag G mb H , DIAGLOB & Partner, Durexcal Group, SECURTOTAL AG . Das war alles, was von Claude Tenz’ Firmenimperium übriggeblieben war.
    Er stellte die Bockleiter aus Aluminium auf und holte die erste SECURTOTAL -Schachtel herunter. Sie enthielt Aktenordner in verschiedenen Farben. Jeder trug auf dem Rücken ein Etikett mit dem Vordruck » SECURTOTAL Sicherheitstechnik« und eine von Hand geschriebene Inhaltsangabe.
    Er nahm die Ordner heraus, prüfte die Aufschriften, räumte sie wieder in die Schachtel und holte die nächste herunter.
    Erst in der achten Schachtel fand er, was er suchte: Einen Aktenordner mit der Aufschrift »Kundenanlagen Q–U . Unter » R « war ein Dossier eingeheftet mit dem Titel Reb./Dal., Modell GZR 441 212. Er nahm es heraus und öffnete es. Es enthielt ein paar Seiten mit technischen Daten, ein handschriftlich ausgefülltes Formular mit Namen und Zahlenkombinationen und eine Plastikkarte. »Sicherheitskarte« stand darauf. Darunter eine Anlagenummer, eine Schlüsselnummer und ein Code.
    Tenz steckte alles in eine kleine Aktenmappe, räumte wieder zusammen, löschte das Licht, wünschte dem Mann am Empfang einen schönen Feierabend und stieg in das Taxi.
    Er schaffte es gerade noch kurz vor Ladenschluss, mit der Sicherheitskarte bei einem autorisierten Schlüsseldienst einen Nachschlüssel zu bestellen.
    10
    Allmen hatte vorgehabt, noch am selben Abend ins Schlosshotel zurückzukehren. Aber dann hatte er nach der Lagebesprechung mit Carlos wahllos in sein Büchergestell gegriffen, sich noch ein wenig in den Lesesessel gesetzt und war in Wind der Welt von Blaise Cendrars hängengeblieben.
    Als er merkte, dass es nach Essen roch, war es fast acht Uhr geworden. In der Küche hörte er Marías hübsches Lachen und Carlos’ bedächtige Stimme. Da hatte er keine Lust mehr, den behaglichen Abend dem Grillroom des Schlosshotels zu opfern.
    Am nächsten Vormittag übergab ihm Herr Klettmann mit seinem Zimmerschlüssel eine Nachricht. Er solle sich doch bitte gleich
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