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Allmen und die Dahlien (German Edition)

Allmen und die Dahlien (German Edition)

Titel: Allmen und die Dahlien (German Edition)
Autoren: Martin Suter
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zeigte Tino Rebler und Dalia Fioriti. Beide strahlend, beide in Badehosen, beide oben ohne.
    Der Fantin-Latour hing über dem Bett.
    Tenz zog die Schuhe aus und stieg auf die Matratze. Als er das Bild abhängte, sah er einen Kontakt an der Wand, der in den Unterlagen der SECURTOTAL nicht erwähnt war. Die Nachfolgerfirma musste ihn nachträglich angebracht haben. Als Diebstahlsicherung eines nun zum dritten Mal gestohlenen Gemäldes.
    Er ging mit dem überraschend schweren Bild auf der weichen Matratze zurück zum Bettrand und verlor dabei das Gleichgewicht. Weil er das Bild nicht loslassen wollte, konnte er den Sturz nicht mit den Händen abfangen, und beim Versuch, es mit den Füßen zu tun, verstauchte er sich den linken Knöchel. Das Bild krachte auf den polierten weißen Betonboden und er hinterher. Dabei schürfte er sich die rechte Wange am Bilderrahmen auf. Der Rahmen ging an einer Ecke aus dem Leim.
    Auf dem Nachttisch stand eine Box mit Kleenex, mit denen er das Blut stillte. Danach verstaute er das Bild im Koffer, stellte die Alarmanlage wieder scharf und humpelte davon.
    13
    Die Dreihundertvier erinnerte ihn an die Zimmer seiner Villa Schwarzacker am Tag vor dem Einzug der Treuhandfirma. Wände und Decken frisch gestrichen, Türen und Türrahmen neu lackiert, Parkett gebohnert und alle Fenster geöffnet, damit sich der Geruch nach Farbe, Lack und Bohnerwachs verflüchtigte.
    Die einzige Sitzgelegenheit war das breite Fenstersims. Dort saß Allmen, sah auf das Dach des Wintergartens und den Pavillon hinunter und wartete auf den erfolgreichen Abschluss des Dahlien-Falles.
    Am Vortag hatte Tenz ihn angerufen. »Mit einer guten und einer schlechten Nachricht.« Allmen wollte, wie immer, zuerst die gute hören. Sie lautete: »Er verkauft.« Die gute Nachricht begeisterte Allmen derart, dass ihn die schlechte nicht erschütterte. Sie lautete: »Er will zwei Komma acht.«
    Allmen sagte, er werde die Frage gleich abklären und zurückrufen. Er bestellte eine Flasche Champagner aufs Zimmer und las eine Stunde. Dann rief er zurück mit der guten Nachricht, dass Madame Gutbauer bereit sei zu zahlen. Zweihunderttausend, dachte er, waren immer noch ein netter Nebenverdienst.
    Es war wieder die unverzichtbare Cheryl Talfeld, die den praktischen Teil übernahm. Sie verließ das Hotel und kam eine gute Stunde später in Begleitung eines unauffälligen Herrn mit einem weinroten Aktenkoffer aus Kunstleder zurück. Zehn Minuten vor der Übergabe werde sie den Koffer in der Dreihundertvier abliefern.
    »Ach, Sie sind bei der Übergabe nicht dabei?«, wunderte sich Allmen.
    »Herr Klettmann wird sich auf dem Korridor aufhalten. Und vielleicht bieten Sie jemanden aus Ihrem Team zu Ihrer eigenen Sicherheit auf.«
    So kam es, dass – während er auf dem Fenstersims auf Tenz’ Auftritt wartete – Carlos mit einer grünen Schürze getarnt auf dem Gang herumstrich und María Moreno bei geöffneten Türen in Allmens Suite zugange war.
    Er blickte auf den kleinen Rasen hinunter. Ein Gärtner hatte zu mähen begonnen. Die Bahnen von rechts nach links ergaben ein helleres Grün als die von links nach rechts.
    Es klopfte, und fast im selben Moment trat Cheryl Talfeld ein. Sie trug den Aktenkoffer und überreichte ihn Allmen, der ihr entgegengekommen war. »Gezählt«, stellte sie fest. »Große Noten. Dreißig Bündel à hundert mit Originalbanderolen.«
    Allmen stellte den Koffer auf den Boden und riskierte die Frage: »Wollen Sie nicht doch dabei sein?«
    Zu seiner Erleichterung antwortete sie: »Ich will diesen Mann nicht mehr sehen, das müssen Sie verstehen.«
    Das altmodische Telefon, das auf dem Boden stand, klingelte. »Das wird er sein«, sagte er, und sie verließ eilig den Raum.
    Allmen hob ab. Es war Klettmann. »Ich bringe jetzt Herrn Tenz hinauf«, meldete er.
    Allmen öffnete den Koffer, nahm zwei Bündel heraus und steckte je eines in beide Brusttaschen.
    Es klopfte, und Allmen öffnete.
    »Besuch für Sie«, sagte der Concierge und trat beiseite.
    Zuerst kam ein Bellboy mit einem Koffer. Er sah sich um und stellte dann das Gepäckstück mitten im Raum ab. Allmen gab ihm gewohnheitsmäßig ein Trinkgeld, und er verließ den Raum.
    Jetzt erst trat Tenz ein. Er sah sich vorsichtig um und hinkte dann auf Allmen zu. Auf der rechten Wange trug er ein Pflaster.
    Allmen gab Tenz die Hand und deutete auf dessen Verletzungen. »So hart, die Verhandlungen?«
    Tenz zeigte ein kleines Grinsen.
    »Sind Sie allein gekommen? Ich
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