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Allmen und die Dahlien (German Edition)

Allmen und die Dahlien (German Edition)

Titel: Allmen und die Dahlien (German Edition)
Autoren: Martin Suter
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nach deren Erhalt bei Frau Talfeld melden.
    In der dritten Etage roch es nach Farbe. Durch die offene Tür von Hardy Freys Suite sah er, dass das Parkett mit Tüchern ausgelegt war und zwei Maler dabei waren, die Zimmer zu streichen.
    In seiner Suite war alles so, wie er es zurückgelassen hatte, nur die Luft war noch etwas muffiger. Er öffnete die Fenster in Salon und Schlafzimmer und sah auf den See hinunter. Schräg gegenüber lag die kleine Parkanlage, in der er überfallen worden war. Zwei Skateboarder übten Sprünge über einen der niedrigen Granitblöcke, zwischen denen schwere Eisenketten hingen, um den Weg symbolisch vom Rasen abzutrennen. Auf dem See fuhr ein kleines Ausflugsschiff vorbei. An Deck waren keine Passagiere zu sehen, die kühle Brise hatte sie wohl ins Schiffsinnere vertrieben.
    Es klopfte. Vor der Tür stand Cheryl Talfeld. »Und? Haben Sie ihn getroffen?«
    Allmen bat sie herein und bot ihr einen Sessel an.
    »Danke, ich bleibe nicht. Ich wollte nur hören, wie es gelaufen ist.«
    »Wir haben uns in Biarritz getroffen.«
    »Biarritz«, sagte sie mit einem resignierten Lächeln. »Da wollten wir eigentlich zusammen hin.«
    »Er lässt Sie grüßen.«
    Sie winkte ab. »Und nun? Wie weiter?«
    »Er wird versuchen, das Bild zurückzukaufen.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ein Bild zurückkaufen, das ein Liebender seiner Geliebten geschenkt hat! Typisch.«
    »Er denkt, wenn der Preis stimmt.«
    »Was ist der Preis?«
    »Er wird es mit drei Millionen versuchen.«
    Wieder schüttelte sie den Kopf, diesmal staunend.
    »Und das Geld?« Sie deutete an die Decke.
    Allmen nickte. »Ich solle von dreieinhalb Millionen ausgehen, hat sie gesagt. Aber für sie sei es unbezahlbar. So gesehen ist das doch ein guter Preis, oder?«
    Cheryl Talfeld zuckte mit den Schultern. »Das müssen Sie Madame Gutbauer fragen.«
    »Wann?«
    Sie sah auf die Uhr und nahm ihren Kalender aus der Handtasche. »Nach dem Mittagessen macht sie eine Siesta, danach hat sie eine Stunde ohne Termine. Ich frage, ob sie Sie um halb vier empfängt, und gebe Ihnen Bescheid.«
    »Glauben Sie, sie wird bezahlen?«
    »Schwer zu sagen, Madame Gutbauer ist unberechenbar. Kann sein, dass sie Sie auslacht, kann sein, dass sie einen Wutanfall bekommt, kann sein, dass sie es ohne mit der Wimper zu zucken durchwinkt.«
    Er brachte sie zur Tür. Als er die Türklinke herunterdrückte, legte sie ihre Hand auf seine. »Es bleibt dabei: Sie sagen nichts.«
    »Nichts.«
    11
    Madame Gutbauer trug wieder ein Chanel-Kostüm, aber der Tweed war diesmal altrosa, und die Bordüren waren pistaziengrün. Die dichten weißen Haare trug sie frech toupiert, Lippen und Nägel hatten die Farbe von altem Burgunder. Wie die beiden letzten Male empfing sie ihn im Art-déco-Salon. »Sie hätten Neuigkeiten, sagt Cheryl?«
    »Allerdings«, bestätigte Allmen.
    »Sie haben das Bild gefunden.«
    »Fast. Ich weiß, wer es gestohlen und wem er es verkauft hat.«
    »Wer?«
    »Herr Tenz. Der Großneffe von Herrn Frey.«
    Die Nachricht verschlug ihr nun doch für eine Sekunde die Sprache. »In Hardys Auftrag, natürlich. Dieser heimtückische, undankbare Mistkerl. Und jetzt?«
    »Normalerweise benachrichtigt man in dieser Phase der Ermittlungen die Polizei.«
    »Weiter.«
    »Und wenn das ausgeschlossen ist, muss man die Wiederbeschaffung in die eigenen Hände nehmen.«
    »Wie?«
    »Es gibt wie bei jedem Konflikt zwei Wege: die Gewalt oder die Diplomatie.«
    »Die Gewalt.«
    »Dazu fehlen Allmen International die Ressourcen. Unser Personal ist dafür nicht ausgebildet.«
    »Und die Ressourcen für die diplomatische Alternative, die haben Sie?«
    »Wir nicht. Aber Sie.«
    »Ich? Welche denn?«
    »Geld.«
    »Das ist doch keine diplomatische Ressource.«
    »Die Diplomaten sind da anderer Meinung.«
    Sie lächelte. »Die Zeiten sind vorbei, in denen ich mich in Diplomatenkreisen bewegt habe. Wie viel will er?«
    »Drei Millionen.«
    »Esel. Das Bild ist das Doppelte wert. Weiter.«
    Allmen war verunsichert. Er warf Cheryl Talfeld einen fragenden Blick zu. Sie lächelte ihn an und hob den Daumen.
    »Wie ist die Übergabe geplant?«
    »Cash. Zug um Zug.«
    Die alte Frau deutete mit dem Kinn zu der Stelle außerhalb ihres Blickfeldes, wo ihre Assistentin saß. »Cheryl wird das Nötige veranlassen. Wer macht den ersten Zug?«
    »Wir.«
    »Wo?«
    »Sie bestimmen, wo.«
    »Hardys Suite. Dann sieht der Kerl, wie leer die jetzt ist. Wann ist es so weit?«
    »Sobald klar ist, ob der neue
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