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Alles so schoen rund hier - Mein erstes Schwangerschaftsabenteuer

Titel: Alles so schoen rund hier - Mein erstes Schwangerschaftsabenteuer
Autoren: Samantha Cowen Christiane Burkhardt
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sage ich leichthin. »Ich glaube, mit der Spülung stimmt was nicht.«
    Ich gehe langsam zur Tür und öffne sie. Dann renne ich los.
    »Der kostet immer noch siebenunddreißig Rand«, sagt die vormals genervte, mittlerweile neugierig gewordene Kassiererin. Ich bin wieder in der Apotheke und kaufe einen neuen Schwangerschaftstest.
    »War mit dem ersten irgendetwas nicht in Ordnung«, fragt sie, als ich in meiner Handtasche nach meinem Portemonnaie wühle.
    Nur, wenn er im Abfluss stecken geblieben ist.
    »Ja«, sage ich, dankbar für diese Bemerkung. »Ich glaube, er war defekt.«
    »Wie bedauerlich«, sagt sie freundlich und reicht mir die Quittung. »Sie hätten ihn zurückbringen sollen, damit wir ihn einschicken.«

    Tut mir leid, Süße. Der ist längst in der Kanalisation verschwunden.
    »Das macht nichts«, sage ich. »Der hier funktioniert bestimmt.«
     
    Diesmal setze ich mich mit einer Zeitschrift ins Mugg & Bean-Café und fülle meine Blase mit zwei Tassen Kaffee und einem Mineralwasser. Ein Artikel über Renée Zellweger und ihren unglaublichen Gewichtsverlust nimmt mich dermaßen gefangen, dass ich mir den Toilettengang länger verkneife, als ich sollte. Dementsprechend gehetzt rufe ich nach dem Kellner und frage ihn nach den Damentoiletten. Gareth grinst breit und zeigt nach draußen, auf ein Gebäude gegenüber.
    »Sie überqueren den Rivonia Boulevard, gehen durch die kleine Passage neben dem Chinarestaurant, und dann ist es die zweite Tür rechts.«
    Bestens, also ganz in der Nähe.
    Ich stehe auf, greife nach meiner Tasche und gehe beherzt auf den Ausgang zu. Gareth packt mich am Arm.
    »Moment«, sagt er und hält mir ein riesiges Holzbrett vor die Nase. »Vergessen Sie den Schlüssel nicht.«
    DEN SCHLÜSSEL Der Schlüssel ist klein und unauffällig. Der Schlüsselanhänger dagegen das reinste Monstrum. Es sieht aus wie ein Stück Treibholz, dem die Inschrift TOILETTE eingebrannt wurde. Ich bin entsetzt. Es passt nicht in meine Handtasche, sodass ich es weithin sichtbar über die Straße tragen muss. Selbst wenn es grün und mit blinkenden Neonlichtern verziert wäre – es könnte gar nicht auffälliger sein! Ich bin bestürzt, kann aber nicht mehr
lange warten. Diesmal ist meine Blase bereit. Also eile ich davon.
    Als ich die zweite Tür rechts nach dem Chinarestaurant erreicht habe, zittern mir die Hände. Ich stochere mit dem Schlüssel im Schloss herum, während ich wie verrückt meinen Beckenboden trainiere. Ich drücke die Tür auf, reiße mir die Jeans herunter und lasse mich auf die Klobrille plumpsen. Aber ich bin noch nicht fertig, erst muss ich den Schwangerschaftstest aus der Schachtel holen. Ich nehme Zähne und Klauen zu Hilfe, und irgendwann kommt der Zauberstab zum Vorschein, bereit, mir die Zukunft vorherzusagen. Ich atme langsam aus, entspanne meinen Beckenboden und …
    Nichts. Nichts passiert. Wenn ich nicht schwanger bin, sollte eine Linie sichtbar werden, wenn doch, sollten es zwei sein. Es sind überhaupt keine Linien zu sehen. Ich überfliege die Broschüre, die zu meinem lackmusbeschichteten Sektquirl gehört. Eine Linie bedeutet nein, zwei Linien bedeuten ja. Von gar keiner Linie ist nirgendwo die Rede. Bin ich etwas Besonderes Bin ich überhaupt eine Frau Ist der Stab überhaupt mit meinem Urin in Berührung gekommen Ich betaste ihn behutsam. Knochentrocken!
    Ich habe danebengezielt! Nicht zum ersten Mal befällt mich akuter Penisneid. Wie leicht einem so etwas fallen muss, wenn die Harnröhre fünfzehn Zentimeter aus dem eigenen Körper herausragt! Ich versuche noch ein par Tröpfchen herauszudrücken, aber die Wasserfälle von vorhin sind versiegt. Ich stecke den Stab zurück in die Schachtel, ziehe meine Jeans hoch und gebe dem Mugg & Bean die mobile Anschlagtafel zurück, die in Wahrheit ein Toilettenschlüssel ist. Mist!

    Ich benutze den Schwangerschaftstest nicht, sondern trage ihn zusammen mit Quittungen, Broschüren, Zetteln mit kryptischen Botschaften und explodierten Tampons mit mir herum, die die unterste Schicht in meiner Handtasche bilden. Er ist so was wie ein Talisman. Fällt er negativ aus, bin ich immer noch eine frisch verheiratete Frau mit Hunden statt Kindern. Und fällt er positiv aus, bin ich schwanger, mit allem, was dazugehört. Nach meinem anfänglichen Mut habe ich viel zu viel Angst, ihn zu benutzen. Denn dann gibt es kein Zurück mehr.
     
    An dem Wochenende, an dem ich merke, dass ich schwanger bin, machen Martin und ich zwei Tage Urlaub
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