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Alles so schoen rund hier - Mein erstes Schwangerschaftsabenteuer

Titel: Alles so schoen rund hier - Mein erstes Schwangerschaftsabenteuer
Autoren: Samantha Cowen Christiane Burkhardt
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Einleitung
    Am 22. August 2004 stehe ich in meinem Esszimmer und sehe zu, wie Christopher seinen ersten Geburtstag feiert. Aber wenn ich ehrlich sein soll, stimmt das nicht ganz: Ich stehe in meinem Esszimmer und sehe zu, wie Christopher Schokokuchen in die Dielenritzen drückt, während seine Verwandten und Paten seinen ersten Geburtstag feiern. Ich lehne mich an den Tisch, trinke eine Tasse Kaffee und beobachte meine Mutter. Sie versucht meinem Sohn gerade zu erklären, dass er seinen Kuchen vom Teller und nicht vom Boden essen soll. Belehrungen, die komplett an Christopher vorübergehen. Der ist völlig vertieft in seine Beschäftigung und hat ein seliges Lächeln auf dem Gesicht. Aber auch auf dem Gesicht meiner Mutter liegt ein Strahlen, das ich seit mindestens fünfundzwanzig Jahren nicht mehr gesehen habe. Meine Schwiegermutter sammelt das auf dem Boden verstreute Geschenkpapier sorgfältig ein, faltet es zusammen und stapelt es ordentlich aufeinander. Chris hört auf, seinen Kuchen als Dichtungsmasse zu missbrauchen, und reißt das Geschenkpapier ebenso sorgfältig in Fetzen. Er nimmt eines mit Häschenmotiv und beginnt darauf herumzukauen, und zwar mit derselben Begeisterung, mit der er vorhin den Kuchen bearbeitet hat. Ich fege Krümel von meiner Jeans und lächle meinem Mann Martin
zu, der auf der anderen Seite des Tisches sitzt. Er bemerkt es nicht. Mein Datenexperte ist viel zu sehr damit beschäftigt, ein Feuerwehrauto aus Plastik mit Batterien zu bestücken. Als er die letzte eingelegt hat, heulen die Sirenen los. Chris wirbelt herum, lässt sein Geschenkpapier fallen und krabbelt zu seinem Vater. Ich habe noch niemanden gesehen, der sich so schnell bewegt, indem er sich von Möbelstück zu Möbelstück hangelt und ins Krabbeln verfällt, wenn ihm die Abstände zwischen den Stühlen zu groß sind. Er ist völlig furchtlos bei seinen Manövern. Innerhalb weniger Sekunden ist er bei seinem Vater, um sich von ihm umarmen zu lassen. Er quietscht fröhlich – Chris, nicht Daddy – und steckt Martin spielerisch den Finger in die Nase. Martin streckt die Hand nach mir aus und zieht mich an sich, bis wir unseren Sohn gemeinsam umarmen – ein Inbild elterlicher Liebe.
    Als Martin unseren Sohn später badet, laufe ich durchs Wohnzimmer, klaube angegessene Sandwiches zusammen und entferne den Schokozement aus den Ritzen. Im Hintergrund läuft der Fernseher. Ich räume Chris’ neue Spielsachen in seine Spielkiste, gehe mit einem feuchten Tuch über das zuckergussverschmierte Sofa und begebe mich anschließend in das Zimmer meines Sohnes, um es für die Nacht vorzubereiten.
    Wenn ich auf der Schwelle zu Chris’ Zimmer stehe, halte ich stets einen Moment inne und atme tief ein. Das Zimmer hat einen ganz besonderen Geruch, eine Mischung aus Babycreme und sauberer Wäsche. Hinzu kommt ein undefinierbares Etwas, Christophers unverwechselbarer Duft. Er erinnert mich an den eines kleinen Hündchens, an weiches Fell und Unschuld. Genauso riecht es im Zimmer meines Sohnes. Ich dimme das Licht und schlage seine Bettdecke zurück, lege seine Stofftiere
an den Rand seines Bettchens. Schwer vorstellbar, dass das Zimmer vor einem guten Jahr noch leer war. Es kommt mir vor, als wäre Chris immer schon hier gewesen. Undenkbar, dass er es eines Tages nicht mehr sein könnte.
     
    Vor einem Jahr war alles noch ganz anders. Vor einem Jahr steckten wir drei noch in dem unendlichen Chaos, das ein Neugeborenes mit sich bringt. Ich erinnere mich an Nächte voller Angst und Tage voller Ablehnung. An die vielen Antidepressiva, die ich schluckte. Im Vergleich zu mir muss der durchschnittliche Rockmusiker der reinste Waisenknabe sein! Jetzt kann ich mir dieses Chaos kaum noch vorstellen – trotzdem weiß ich, wie oft ich meinen Sohn völlig verzweifelt angesehen habe. Ratgeber verwirrten mich eher, anstatt mir zu helfen – ein Mahlstrom widersprüchlicher Tipps, die mich entweder wütend machten oder mein Selbstbewusstsein untergruben. Was habe ich über ihnen gebrütet und nach einer idiotensicheren Methode gesucht, mein Kind zum Schlafen zu bringen! Fehlanzeige. Mein Kind vom Schreien abzuhalten. Fehlanzeige. Eine ideale Mutter zu sein. Fehlanzeige.
     
    Warum erzähle ich das alles Wenn mir die Bücher nicht geholfen haben – wie schaffte ich es dann, mich von einer hysterischen Schwangeren in eine glückliche, wenn auch etwas überforderte Mutter zu verwandeln Mithilfe einer Wunderpille vielleicht Nun ja, anfangs nahm ich in der
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