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Alles so schoen rund hier - Mein erstes Schwangerschaftsabenteuer

Titel: Alles so schoen rund hier - Mein erstes Schwangerschaftsabenteuer
Autoren: Samantha Cowen Christiane Burkhardt
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alles unter Kontrolle.
    Diese Phase dauert genau neun Tage. Danach habe ich gar nichts mehr unter Kontrolle.

Das erste Schwangerschaftsdrittel

KAPITEL 1
    Ad Nauseam
    Das Letzte, was ich zu mir nehme, bevor ich von zwölf Wochen Übelkeit dahingerafft werde, ist ein Tower Rounder von Kentucky Fried Chicken. Wir schreiben den 24. Dezember, Martin und ich fahren nach Cederberg in der Provinz Westkap. Das ist unser letzter Urlaub zu zweit. Wenn wir das nächste Mal verreisen, sind wir eine Familie. Vielleicht kaufen wir uns sogar einen Kombi. Wir fühlen uns sehr erwachsen und sind aufgeregt. Unsere zweiwöchige Reise führt uns am ersten Tag über Kuruman, eine Oase in der Kalahari, nach Upington, zwei Städte, die aus Johannesburgscher Sicht dadurch gekennzeichnet sind, dass hier absolut nichts los ist.
    Kentucky Fried Chicken ist nicht gerade mein Lieblings-Fastfoodlokal. Aber etwas anderes gibt es in Kuruman nicht. Entweder KFC oder das in Plastik eingeschweißte Sandwich aus einem wenig Vertrauen erweckenden Laden im Eye of Kuruman, einer Süßwasserquelle, die der Legende nach noch nie ausgetrocknet ist. Ich bin auch nicht mehr ausgetrocknet, seit ich von meiner Schwangerschaft erfuhr.
    Wir haben auf dieser Reise so viele Pinkelpausen gemacht, dass Martin gedroht hat, den Arzt zu rufen.
    »Das ist bestimmt nicht normal«, sagt er besorgt, als wir zum
fünften Mal halten. So wie es aussieht, werde ich alle Städte von Lichtenburg bis Upington taufen. Mein Mann wirkt besorgter als andere Männer, wenn er die Stirn runzelt, da er fast kahl ist. Sein Stirnrunzeln reicht beinahe bis zum Scheitelpunkt des Kopfes. Deshalb bemühe ich mich sehr, ihn nicht zu beunruhigen. Aber meine Blase spielt da nicht mit.
    »Doch, doch, Liebling.« Es fällt schwer, jemanden zu beruhigen, wenn man gerade neben dem Seitenstreifen einer zweispurigen Autobahn hockt und pinkelt. Zunächst einmal muss man mindestens dreieinhalb Meter von der Straße entfernt parken. Dann muss man die vordere und hintere Autotür aufmachen, um sich und seinen nackten Po vor den wachsamen Blicken der Fahrer aus beiden Richtungen zu verbergen. Außerdem muss man eine Präpinkel-Erkundung durchführen und sich vergewissern, dass keine Tierbauten wie Ameisenhügel in der Nähe sind, denn sonst kann man sich auf eine äußerst schmerzhafte Erfahrung gefasst machen. Hat man das hinter sich und außerdem dafür gesorgt, dass eine Packung Papiertaschentücher in Reichweite ist, muss man sich sehr auf die bevorstehende Aufgabe konzentrieren. Trotzdem gelingt es mir, Martin zuzulächeln und ihm beruhigend zuzuwinken.
    »Pass auf, das läuft alles auf deine Schuhe.«
    Recht hat er.
    Ich steige wieder ins Auto und zücke mein Exemplar von Ein Baby kommt . Das Buch hat mir Katie geschenkt. Es sieht schon sehr zerlesen aus. Sie meinte, sie habe bei beiden Schwangerschaften darauf zurückgegriffen. Das verstehe ich nicht.
    »Nach dem ersten Kind läuft doch beim zweiten alles wie geschmiert«

    Sie sieht mich so merkwürdig an.
    »Keine Schwangerschaft ist wie die andere, Sam«, sagt sie ernst. »Und dieses Buch wird in den nächsten neun Monaten deine Bibel sein.«
    Von mir aus. Das macht es so herrlich offiziell. Am liebsten würde ich das Fenster herunterkurbeln und schreien: »Alle mal herhören, ich bin schwanger, ich habe ein Buch dabei, das das beweist.«
    Aber das mache ich natürlich nicht. Das wäre kindisch, und ich bin kein Kind mehr. Ich bin eine werdende Mutter. Ich bin erwachsen.
    Als wir Kuruman erreichen, ist es später Nachmittag. Obwohl es schon fast fünf ist, steht die Sonne noch hoch am Himmel, und es ist brütend heiß. Wir quälen uns aus dem Wagen und betreten Kentucky Fried Chicken. Normalerweise finde ich den Gedanken an Fastfood, ja sogar an dieses Fastfood, höchst anregend. Da ich, wie fast alle meine Freundinnen, seit meinem fünfzehnten Lebensjahr auf Diät bin, ist Fastfood eine verbotene Frucht und allein schon deswegen köstlich. Wenn ich ein Fastfood-Restaurant betrete und die von hinten beleuchtete Speisekarte hinter dem Tresen bestaune, erfüllt mich so etwas wie Vorfreude. Was nehme ich heute Wie stark werde ich von meiner Diät abweichen Wie gut es tun kann, etwas Falsches zu tun!
    Doch heute ist alles anders. Ich habe auf nichts wirklich Lust. Nichts macht mich an. Ob es daran liegt, dass es draußen so heiß ist und mir die Schwüle den Appetit verdorben hat Ich überfliege das Angebot, aber nichts schreit: »He Baby, ich sehe, du
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