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Alles Glück kommt nie

Titel: Alles Glück kommt nie
Autoren: Carl Hanser Verlag
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Mist.«
     
    *
     
    Es war fast eins, als sie im Dorf ankamen. Alexis bot den Sargträgern an, sie zum Essen ins Bistro im Lebensmittelladen einzuladen.
    Die Croquemorts zögerten. Hatten es eilig und ließen die Ware nicht gern in der Sonne.
    »Los. Es dauert nicht lange«, insistierte er.
    »Nur einen Croque-Monsieur«, kicherte Charles.
    »Du meinst einen Croque-Madame«, korrigierte Alexis. Und sie lachten sich einen Ast, die zwei jungen Blödmänner, die sie immer noch waren.
     
    Nach dem letzten Schluck Bier kehrten sie zu ihren Seilen zurück.
     
    *
     
    Als sie wieder an einem kühlen Ort ruhte, näherte Alexis sich dem Grab, erstarrte, sah nach unten und ...
    »Könnten Sie mal aus dem Weg gehen, Monsieur?«, wurde er gestört.
    »Bitte?«
    »Na ja, wir sind ziemlich spät dran. Wir bringen gleich noch den anderen, dann können Sie sich hinterher sammeln.«
    »Welchen anderen?«, er zuckte zusammen.
    »Na ja. Den anderen ....«
    Er drehte sich um, entdeckte einen zweiten Sarg auf einem Dreifuß, zuckte zusammen und klaute seinem Kumpel das Lächeln: »Was – wer ist das?«
    »Mensch, streng deinen Grips mal an. Siehst du sie nicht, die Federboas und die rosa Rüschchen am Handgelenk?«
    Alexis brach zusammen, und Charles brauchte lange, um ihn über die Überraschung hinwegzutrösten.
    »Wie – wie hast du das hingekriegt?«, stotterte er, während die Fachleute ihren Kram einpackten.
    »Ich habe ihn gekauft.«
    »Was?«
    »Zuerst habe ich mir seinen Namen ins Gedächtnis gerufen. Ich muss sagen, dass ich die letzten Monate heftig gegrübelt habe. Dann habe ich seinen Neffen aufgesucht und ihn gekauft.«
    »Ich verstehe nicht ganz.«
    »Da gibt’s nichts zu verstehen. Wir haben zusammen ein Gläschen getrunken und uns unterhalten, aber der Normanne wollte nichts davon wissen, das würde ihn schockieren, sagte er, und ich fand es lustig, dass diese Leute, die ihn lebend nur verhöhnt hatten, bei seinen Maden plötzlich einen Aufstand machten. Daraufhin habe ich mich auf ihre Umgangsformen eingelassen und mein Scheckheft gezückt.
    Es war herrlich, Alex. Grandios. Es war – wie bei Maupassant. Der Dämlack, der versucht, sich in die erbärmliche Dummheit zu hüllen, die ihm als Würde dient, doch nach kurzer Zeit hat seine Frau einen Vorstoß gewagt und gesagt: Aber Jeannot, denk dran, der Heizkessel ist bald fällig. Und außerdem, was juckt es dich, ob der Maurice hier liegt oder woanders? He? Seine Sakramente hat er gehabt. He? Die Sakramente . Herrlich, was? Daraufhin habe ich gefragt, was ein neuer Heizkessel kostet. Sie haben mir eine Summe genannt, und ich habe sie, ohne Widerrede, eingetragen. Bei dem Preis können sie bestimmt ganz Calvados beheizen!«
    Alexis fand es köstlich.
    »Moment, das Beste kommt noch. Ich hatte schon alles ordentlich ausgefüllt, den Kontrollabschnitt, das Datum, den Ort, aber als ich unterschreiben wollte, hat mein Stift rebelliert:
    ›Wissen Sie was? Bei dem Preis brauche ich mindestens‹ –lange Pause – ›sechs Fotos.‹ ›Wie bitte?‹›Ich möchte sechs Fotos von Nou... von Maurice‹, habe ich wiederholt, ›sonst gibt es gar nichts.‹
    Du hättest mal sehen sollen, was da los war. Sie haben nur drei gefunden! Dann wurde Tante Soundso angerufen! Die nur eins hatte! Aber vielleicht hatte auch die Bernadette was! Der Sohn also ruckizucki zur Bernadette! Und in der Zwischenzeit wurden alle Alben unter die Lupe genommen, wobei sie sich über das Pergamin aufregten. War das toll! Ausnahmsweise konnte ich ihm eine Show bieten. Kurz und gut.«
    Er zog einen Briefumschlag aus seiner Tasche: »Da sind sie. Du wirst sehen, er ist total süß. Natürlich erkennt man ihn am besten als Baby, nackt auf einem Fell. Da, ja, da siehst du, da ist er in seinem Element!«
     
    Alexis sah sie sich der Reihe nach an. »Willst du keins davon haben?«
    »Nein. Behalte du sie.«
    »Warum?«
    »Er ist deine einzige Familie.«
    »...«
    »Übrigens auch Anouks. Darum habe ich ihn hergeholt.«
    »Ich«, fing er wieder an und rieb sich die Nase, »ich weiß nicht, was ich sagen soll, Charles.«
    »Sag nichts. Ich habe es mir zuliebe getan.«
     
    Dann tauchte er plötzlich ab und gab vor, seine Schnürsenkel neu zu binden.
    Alexis hatte ihn an der Schulter gepackt und einen auf Waffenbrüder gemacht, und diese Berührung war ihm unangenehm.
    Diesen Freikauf hatte er ihm zuliebe getätigt. Der Rest, ihre Komplizenschaft, war nicht mehr von dieser Welt.
     
    Als Alexis sich wunderte,
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