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Alles Glück kommt nie

Titel: Alles Glück kommt nie
Autoren: Carl Hanser Verlag
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ein Konzert.
    Für sie allein.
    An einem Spätsommerabend.
    Unter den letzten Flügen der Schwalben.
    Auf einem Hügel, der auf der einen Seite eine prächtige Landschaft überragte, auf der anderen einen Gutshof, der der Schreckensherrschaft 1793/94 entgangen war.
    Der Musiker hielt die Augen geschlossen und wiegte sich sanft, als würden ihm die Akkorde seinen eigenen Atem zurückgeben, bevor sie sich im Himmel verloren.
     
    Der Stinkefinger. Die Ballade. Das Solo eines Mannes, der vermutlich seit der Zeit, in der er kleine Löffel über einer Flamme erhitzt hatte, nicht mehr gespielt hatte und der einen alten Hund brauchte, um alle Toten seines Lebens zu beweinen.
    Der.
    Was für ein Konzert.
     
    »Was war das?«, fragte Charles, als sie alle im Gänsemarsch den Hügel hinuntergingen.
    »Keine Ahnung. Requiem für ein Mistvieh, das mir zwei Hosen ruiniert hat .«
    »Willst du damit sagen, dass – »Und ob! Ich hatte zu viel Schiss, um nicht zu improvisieren!«
    Nachdenklich begleitete Charles ihn noch ein paar Meter und klopfte ihm dann auf die Schulter.
    »Ja?«
    »Willkommen, Alex, willkommen ...«
    Worauf dieser ihm einen Stoß in seine empfindliche Rippe versetzte.
    Um ihm zu bedeuten, dass man nicht zu sehr in die Tasten hauen sollte, wenn man ein Ohr hatte, das so wenig taugte.
     
    »Natürlich bleibt ihr zum Abendessen, alle drei«, entschied Kate.
    »Danke, aber ich muss ...«
    Kreuzte den Blick seines früheren Nachbarn, verzog das Gesicht zu einer Grimasse und korrigierte sich fröhlich: »Ich muss mal telefonieren!«
    Charles kannte dieses Lächeln, es war dasselbe wie damals, wenn er auf die Supermurmel von Pascal Brounier zielte und es peng machte.
     
    An diesem Abend spielte er für die Rotaugen. Das ganze Repertoire aus ihrer Kindheit und die tausendundeine Art, Nounou zu piesacken.
    »Und La Strada ?«, fragte Charles.
    »Ein andermal.«
     
    Sie standen bei den Autos.
    »Wann fährst du zurück?«, fragte Alexis besorgt.
    »Morgen in aller Frühe.«
    »Schon?«
    »Na ja, ich bin nur hier ...«
    Schon wollte er sagen, wegen eines Notfalls.
    »... um ein junges Talent zu entdecken.«
    »Und wann kommst du wieder?«
    »Freitagabend.«
    »Könntest du dann bei mir vorbeikommen? Ich möchte dir was zeigen.«
    »Okay.«
    »Los, auf, ihr Herzchen!«
    »Du sagst es.«
     
    Kate verstand die letzten Worte nicht, die er ihm ins Ohr flüsterte.
    Irgendwas mit Wald oder See. Mit hoppla und Waldfee! Nein. Das konnte nicht sein. Feen hatten nicht so hässliche Hände.

14
    So stand er also wieder vor der Gegensprechanlage in der Nr. 8 Clos des Ormes.
    Mein Gott, warum musste er das bisschen Zeit, das er für Haus Vesperies hatte, in diesem blöden Haus vergeuden.
    »Ich komme!«, antwortete Alexis.
    Genial. Er brauchte keine Laborüberschuhe anzuziehen, um die Eisdame über sich ergehen zu lassen.
    Lucas sprang ihm an den Hals.
    »Wo wollen wir hin?«
    »Komm mit.«
     
    »So.«
    »Was so?«
    Sie standen zu dritt auf dem Friedhof.
    Und da Alexis nicht antwortete, bedeutete er ihm, dass er verstanden hatte: »So ist es perfekt. Hier liegt sie genau zwischen deinem Haus und dem von Kate. Wenn sie Ruhe braucht, kommt sie zu dir, und wenn sie Lust auf Folklore hat, geht sie zu ihr.«
    »Tja, ich weiß genau, wohin sie gehen wird ...«
    Charles, der dieses Lachen etwas traurig fand, erwiderte es. »Kein Problem«, fuhr er fort und hob den Kopf, »ich für meinen Teil habe meine Dosis an Folklore gehabt.«
    Sie suchten Lucas, der mit den Toten Versteck spielte. »Weißt du. Ich habe es ernst gemeint, als du mich das erste Mal angerufen hast. Und ich denke immer noch ...«
    Charles machte ihm ein Zeichen, das besagte, lass gut sein, du brauchst dich nicht zu rechtfertigen.
    »Und als ich dann gesehen habe, was sie alles für ihren Köter veranstaltet haben, da ... Ich ...«
     
    »Balanda?«
    »Ich möchte gern, dass wir die Fahrt zusammen machen.« Sein Freund willigte ein.
     
    *
     
    Später auf der Straße: »Sag mal. Das mit Kate, ist das was Ernstes?«
    »Überhaupt nicht. Ich will sie nur heiraten und ihre Kids adoptieren. Und den gesamten Viehbestand noch dazu, wenn ich schon dabei bin. Das Lama nehme ich als Brautjungfer.«
    Dieses Lachen kannte er.
     
    Nach ein paar Schritten, die sie schweigend zurückgelegt hatten: »Findest du nicht, dass sie Mama ähnelt?«
    »Nein«, Charles versuchte, sich zu schützen.
    »Doch. Ich finde schon. Der gleiche Typ. Nur robuster.«

15
    Charles holte ihn am Bahnhof
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