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Alles Glück kommt nie

Titel: Alles Glück kommt nie
Autoren: Carl Hanser Verlag
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Er war braungebrannt, hatte zugelegt, Muskeln bekommen, stand früh auf, arbeitete mühelos und nebenbei, bot Marc an, ihn einzustellen, sorgte dafür, dass Samuel in der Schule angemeldet wurde, kaufte Betten, Schreibtische, überließ den Kindern die zwei Zimmer und quartierte sich im Wohnzimmer ein.
    Er schlief in einer 90er-Breite und machte sich Vorwürfe, dass er so viel Platz hatte.
     
    Führte ein langes Gespräch mit Mathildes Mutter, die ihm gutes Gelingen wünschte und fragte, wann er seine Bücher abholen würde. »Hört sich so an, als würdest du in die Intensivzucht einsteigen?«
    Er wusste nicht, was antworten. Legte auf.
     
    Flog nach Kopenhagen und kehrte über Lissabon zurück. Steckte den Weg für eine neue Karriere ab, in der er sich eher als Coach und Consultant denn als Spezialist für Ausschreibungen, Verfahren und Verantwortlichkeiten sah. Schickte ihr weiterhin jeden Tag gezeichnete Briefe und lehrte sie, ans Telefon zu gehen.
    An diesem Abend nahm Hattie den Hörer ab.
    »Hier ist Charles, geht’s euch gut?«
    »Nein.«
    Es war das erste Mal, dass die kleine Spinnerin sich beklagte.
    »Was ist los?«
    »Der Große Hund stirbt ...«
    »Ist Kate da?«
    »Nein.«
    »Wo ist sie?«
    »Ich weiß nicht.«
    Er sagte alle Termine ab, borgte sich Marcs Auto und fand Kate mitten in der Nacht zusammengekauert vor ihren Öfen. Der Hund war nur noch ein einziges Röcheln.
    Charles kauerte sich hinter sie und schlang die Arme um sie.
    Sie berührte seine Hände, ohne sich umzudrehen: »Sam geht weg, du wirst nicht da sein, und er lässt mich jetzt auch noch im Stich.«
    »Ich bin da. Hinter dir, das bin ich.«
    »Ich weiß, entschuldige.«
    »...«
    »Morgen müssen wir wohl mit ihm zum Tierarzt.«
    »Das übernehme ich.«
    In dieser Nacht schloss er sie so fest in die Arme, dass er ihr weh tat.
    Absichtlich. Sie wollte nicht, sagte sie, um einen Hund weinen.
     
    Charles sah zu, wie sich die Spritze leerte, und dachte an Anouk, spürte, wie die trockene Nase in seiner Hand starb, und überließ es Samuel, ihn zum Auto zu tragen.
    Samuel, der wie ein Baby heulte und ihm noch einmal von dem Tag erzählte, an dem er Alice vorm Ertrinken gerettet hatte. Und von dem Tag, an dem er alle Entenconfits gefuttert hatte. Und von dem Tag, an dem er alle Enten gefuttert hatte. Und von all den Nächten, in denen er sie bewacht und vor der Tür geschlafen hatte, um sie vor der Zugluft zu beschützen, während sie im Salon campten.
    »Für Kate wird es hart werden«, flüsterte er.
    »Wir werden uns um sie kümmern ...«
    Stille.
    Wie Mathilde machte sich dieser Junge nicht viele Illusionen über die Welt der Erwachsenen.
    Wäre er weniger traurig gewesen, hätte Charles es ihm gesagt.Dass er als natürliche und juristische Person eine zehnjährige Garantieverpflichtung hätte. Er hätte es ihm natürlich im Scherz gesagt und hinzugefügt, dass er bereit sei, ihre Brücke alle zehn Jahre neu hochzumauern, damit sie nicht so weit von ihm weggetrieben wurden.
    Aber Sam drehte sich ständig um und achtete darauf, dass das große Totem seiner Kindheit hinten bequem lag, bevor er sich in das Hemd eines Vaters schneuzte, den er kaum gekannt hatte.
    Also schwieg er. Aus Anstand.
     
    Sie hoben zusammen das Grab aus, während die Mädchen ihm Gedichte schrieben.
    Kate hatte die Stelle ausgesucht.
    »Bringen wir ihn auf den Hügel, damit er uns weiterhin ... Tut mir leid«, weinte sie, »tut mir leid ...«
     
    Alle Kinder, die im Sommer hier gebadet hatten, waren da. Alle. Auch René, der zu diesem speziellen Anlass ein Jackett angezogen hatte.
    Alice las einen kurzen, sehr bewegenden Text vor, in dem sie ungefähr sagte, du hast uns das Leben schwergemacht, aber wir werden dich trotzdem nie vergessen, weißt du. Dann war die Reihe an ...
    Sie drehten sich um. Alexis und seine Kinder kamen den Hügel herauf.
    ... an Harriet. Die ihre Ansprache nicht bis zu Ende lesen konnte. Sie faltete den Zettel wieder zusammen und stieß zwischen zwei Schluchzern aus: Ich hasse den Tod.
     
    Die Kinder warfen Zuckerwürfel in das Grab, bevor Samuel und Charles es wieder zuschaufelten, und während sie beide mit ihren Schaufeln zugange waren, spielte Alexis Le Men.
     
    Charles, der ihre Gefühle bis dahin respektiert und verstanden hatte, sie aber nicht teilte, hielt mit dem Schaufeln inne. Nahm die Hände vors Gesicht.
    Tropfen ... Schweißtropfen trübten seinen Blick.
    Hatte nicht gewusst, dass Alexis so sehr weinen konnte. Was für
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