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Alles aus Liebe: Roman (German Edition)

Alles aus Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Alles aus Liebe: Roman (German Edition)
Autoren: Liane Moriarty
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ging. Normalerweise konnte sie sich mühelos in eine Frau hineinversetzen. Sie kam gut mit Frauen klar. Sie mochte Frauen. Es waren die Männer, die ihr oft ein Rätsel waren. Aber den Exfreund drei Jahre lang verfolgen und belästigen? War sie eine Psychopathin? Liebte sie ihn immer noch? Wie rechtfertigte sie ihr Verhalten vor sich selbst?
    »Der Fisch war ganz vorzüglich«, antwortete Ellen.
    Sie gierte förmlich nach weiteren Informationen, aber sie beherrschte sich. Ihre Neugier schien ihr unangebracht. Immerhin litt der Mann unter der Situation. Sie interessierte sich brennend für das Leben anderer Menschen, und sie wusste, dass diese schier unstillbare Neugier eine ihrer Schwächen war.
    »Wer kümmert sich heute Abend eigentlich um deinen Sohn?«, fragte sie dann, um Patrick zuliebe das Thema zu wechseln.
    »Meine Mutter.« Patricks Züge entspannten sich. »Jack liebt seine Granny über alles.«
    Er blinzelte, warf einen Blick auf seine Armbanduhr und sagte: »Da fällt mir ein, ich hab ihm versprochen, ihn anzurufen und ihm Gute Nacht zu sagen. Es ging ihm vorhin nicht so gut. Darf ich?« Er zog sein Handy aus seiner Jackentasche.
    »Aber natürlich.«
    »Normalerweise ruf ich ihn nicht an, wenn ich ausgehe«, fügte er hinzu und schaltete sein Telefon ein. »Ich meine, er ist schon ziemlich selbstständig. Er kann gut auf sich allein aufpassen.«
    »Ich versteh schon. Kein Problem.«
    »Aber er hat eine wirklich schlimme Erkältung gehabt, die ihm auf die Brust geschlagen ist. Er muss Antibiotika nehmen.«
    »Schon in Ordnung. Das ist wirklich kein Problem.« Ellen wollte hören, wie er mit seinem kleinen Jungen sprach.
    Patricks Telefon fing an zu piepsen und hörte nicht mehr auf. Er verzog das Gesicht. »Lauter Textnachrichten.«
    »Von deiner … Stalkerin?« Ellen bemühte sich, nicht allzu aufdringlich auf das piepsende Handy zu starren.
    Er warf einen prüfenden Blick auf das Display. »Ja. Normalerweise lese ich sie gar nicht erst, sondern lösche sie gleich.«
    »Klar.« Ellen konnte sich nicht bremsen. »Weil sie so widerwärtig sind?«
    »Manchmal, ja. Meistens sind sie einfach nur erbärmlich.«
    Sie beobachtete sein Gesicht, während er mit dem Daumen verschiedene Tasten drückte und die Textnachrichten las. Er lächelte spöttisch, als ob er sich ein hässliches Wortgefecht mit einem Gegner lieferte. Er verdrehte die Augen, nagte am äußeren Rand seiner Unterlippe.
    »Willst du sie lesen?« Patrick hielt ihr sein Handy hin.
    »Warum nicht?«, entgegnete Ellen leichthin. Sie beugte sich vor und las, während er die Textnachrichten über das Display scrollte.
    Das ist ja lustig, dass ich dich hier sehe! Ich sitze an einem Tisch am Fenster.
    Du siehst toll aus in dem Hemd.
    Du hast den Schweinebauch bestellt? Was hast du dir bloß dabei gedacht?
    Sie ist hübsch. Ihr seid ein schönes Paar. S.
    Ellen zuckte zurück.
    »Entschuldige«, sagte Patrick. »Die hätte ich dir nicht zeigen sollen. Aber ich versichere dir, du bist nicht … wie soll ich sagen … irgendwie in Gefahr.«
    »Nein, nein, schon gut.« Sie nickte zu seinem Handy hin. »Mach weiter.«
    Hat mich gefreut, dass ich dich heute Abend gesehen habe. Demnächst auf einen Kaffee?
    Ich liebe dich. Ich hasse dich. Ich liebe dich. Ich hasse dich. Nein, ich hasse dich ganz entschieden.
    Ellen setzte sich wieder gerade hin.
    »Was ist deine professionelle Meinung dazu?«, fragte Patrick. »Eindeutig verrückt, oder? Ich meine, diese Beziehung endete vor drei Jahren.«
    »Wie lange wart ihr zusammen?«
    »Zwei Jahre. Na ja, eigentlich drei. Nach dem Tod meiner Frau war sie meine erste feste Beziehung.«
    Ellen hätte gern nach dem Grund für die Trennung gefragt, doch stattdessen sagte sie: »Warum änderst du nicht einfach deine Telefonnummer?«
    »Ich habe sie schon x-mal geändert, aber das ist zwecklos. Außerdem bin ich selbstständig, ich muss erreichbar sein. Hey, ich ruf nur schnell meinen Sohn an, okay?«
    Ellen schaute zu, wie er eine Nummer wählte und das Handy dann ans Ohr hielt.
    »Hallo, Kumpel, ich bin’s. Wie geht’s dir? … Was ich gegessen habe? Oh, Schweinebauch.« Er blickte bedrückt auf seinen Teller. »Nein, war nicht besonders. … Und bei dir? Alles in Ordnung? Geht’s dir besser? Hast du deine Antibiotika genommen? Was macht Granny? … Wirklich? Das ist gut. … Ja. … In Ordnung. … Aber beeil dich, ja?« Er lauschte. Als sein und Ellens Blick sich trafen, zwinkerte er ihr zu.
    »Im Ernst? Okay, das ist
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