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Alles aus Liebe: Roman (German Edition)

Alles aus Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Alles aus Liebe: Roman (German Edition)
Autoren: Liane Moriarty
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… Genau. … Ein Vulkan? Mit dem Fallschirm? Du meine Güte!«
    Während er seinem Sohn zuhörte, trommelte er mit den Fingern auf der Tischdecke. Ellen betrachtete seine Hand. Es war eine schöne Hand. Große, ganz gerade geschnittene Nägel.
    »Okay, Kumpel, ich glaube, du musst mir den Rest morgen erzählen, sonst wäre das sehr unhöflich meiner … Bekannten gegenüber. … Okay. Wir sehen uns dann morgen. … Waffeln, natürlich. … Auf jeden Fall. Schlaf gut, Kleiner. Hab dich lieb.«
    Er beendete das Gespräch, schaltete das Handy aus und steckte es in seine Tasche zurück. Er sah Ellen an.
    »Entschuldige. Er wollte mir den Film, den er sich angesehenhat, bis ins kleinste Detail erzählen. Das hat er von mir, fürchte ich.«
    »Tatsächlich?«
    Ein intensives Glücksgefühl schoss Ellen in den Hinterkopf. Sie fand es wunderbar, wie er mit seinem Sohn redete, so locker und lustig und männlich und liebevoll. Sie fand es wunderbar, dass sie morgen früh Waffeln zum Frühstück essen wollten. Sie liebte Waffeln! Sie fand es wunderbar, wie unbefangen er »Hab dich lieb« gesagt hatte.
    Ein Kellner kam und räumte den Tisch ab. Die Teller auf dem Unterarm balancierend, fragte er: »Hat Ihnen der Schweinebauch nicht geschmeckt, Sir?«
    »Doch.« Patrick lächelte zu ihm auf. »Ich war nur nicht so hungrig, wie ich gedacht hatte.«
    »Darf ich Ihnen die Dessertkarte bringen? Oder einen Kaffee?«
    Patrick sah Ellen an und hob fragend die Augenbrauen.
    »Nein, vielen Dank«, sagte sie.
    »Dann die Rechnung, bitte«, sagte Patrick zum Ober.
    Ellen blickte auf ihre Armbanduhr. Erst zehn Uhr. »Ich habe eine Schachtel feines Konfekt zu Hause. Wenn du auf eine Tasse Kaffee mit zu mir kommen möchtest? Falls du noch Zeit hast.«
    »O ja, die habe ich«, erwiderte Patrick, und ihre Blicke trafen sich.
    Natürlich vergeudeten sie keine Zeit mit Kaffee und Konfekt. Als sie sich zum ersten Mal in dem frisch bezogenen Bett liebten, prasselte plötzlich ein kräftiger Regenschauer auf das Dach, und Ellen dachte einen Moment lang an Patricks Stalkerin. Sie fragte sich, wo sie jetzt wohl sein mochte, und stellte sich vor, wie sie unter einer Straßenlaterne im strömenden Regen stand und die Regentropfen ungerührt über ihr blasses, gequältes (wunderschönes?) Gesicht rannen. Doch dann verdrängten die tausend spannenden Empfindungen, die ein neuer Liebhaber heraufbeschwört, jeden anderen Gedanken, und Patricks Stalkerin war vergessen.

2
    In meinem Alter sind die meisten Freunde in langjährigen festen Beziehungen, und in meinem Beruf bietet sich kaum Gelegenheit, einen potenziellen neuen Partner kennenzulernen. Ich glaube, ich sehe das Portal einfach als unterhaltsame Art, neue Bekanntschaften zu schließen. Ich bin zwar eine Romantikerin, aber ich bin nicht wirklichkeitsfremd.
    A US DEM P ARTNERPORTAL- B ENUTZERPROFIL DES B ENUTZERNAMENS E LLEN 68
    Am anderen Morgen machte Ellen sich in aller Frühe zu einem Strandspaziergang auf. Sie hatte ihre Hose bis zu den Knien aufgekrempelt, sodass ihre nackten Füße von den Wellen umspült wurden. Sie dachte an Patrick (sie liebte diesen Namen, er hatte überhaupt nichts Affiges an sich!) und an die vergangene Nacht.
    Sie dachte an seinen Sohn. (So süß!)
    An seine verrückte Exfreundin. (Aufregend! Vielleicht auch ein bisschen beängstigend? Sie war sich nicht sicher.)
    An seinen Körper. Großer Gott , hatte sie gedacht, wie die in Ohnmacht sinkende Heldin eines vor zweihundert Jahren spielenden Liebesromans, als er sein unauffälliges, gestreiftes Anzughemd aufknöpfte. Der bloße Gedanke an seine Brust versetzte ihr einen elektrisierenden Schlag brennenden Verlangens, und sie berührte ihre Lippen, die ganz empfindlich waren vom vielen Küssen.
    Patrick war Punkt Mitternacht gegangen. Wie Aschenputtel. Seine Mutter übernachte zwar im Gästezimmer, hatte er gesagt,aber es komme ihm immer so vor, als würde er ihre Hilfsbereitschaft ausnutzen, wenn er zu lange wegblieb.
    »Ich hasse das«, hatte er gemeint, als er sein Hemd über seiner muskulösen Neandertalerbrust zuknöpfte, »aber falls wir, na ja, du weißt schon … dann kann ich ihr sagen, dass ich über Nacht wegbleibe.«
    »Schon gut«, hatte Ellen mit schläfrig belegter Stimme gemurmelt.
    Sie war froh, dass er ging. Ihr war es lieber, allein im Bett liegen und an ihn denken zu können, als am anderen Morgen neben ihm aufzuwachen und sich um den Anblick, den sie ihm im verschlafenen Zustand bot, sorgen zu
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